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Wohlschmeckend, super fruchtig, ein Genuss?

Die „Gesunde Tüte" oder „fruchtig Gut", Slogans wie diese sollen dem Verbraucher suggerieren, dass das beworbene Produkt besonders gesund und schmackhaft sei. Dreht man die Verpackung dann herum, erscheint da nur Kauderwelsch für den nicht so informierten Konsumenten. Hinter „Ohne Zucker" folgt ein ganz großes Fragezeichen, denn die Lebensmittelindustrie verbirgt Süße hinter anderen Begrifflichkeiten.
Olaf Mueller
Glukose, Dextrose, Fruchtzucker, Geschmacksverstärker, Nitrat, Glutamat, Aromastoffe, die Kette ist endlos. Fakt ist, dass in dem Großteil der Lebensmittel nicht wirklich das enthalten ist, was die Verpackung verspricht. Ob der Erdbeerjoghurt der zwei Prozent Erdbeere beinhaltet oder „Schnelle Mahlzeit“ wie eine Tütensuppe, bei der einzig die Nudeln mit Mehl und Wasser plus einem Bindungsmittel für Stabilität sorgen. Der Geschmacksgeber in dem kleinen Beipack-Päckchen, der Hühnergeschmack, Krabbengefühl oder Rindfleischaroma verspicht ist genau das: Aromen, Nitrate Glutamat, Geschmacksverstärker.

Der Grund ist simpel; all diese Aromen sind synthetisch gewonnen und enthalten nur einen Bruchteil der Produkte, die eigentlich angepriesen werden. Um bestimmte Verordnungen in Europa zu umgehen, ist die Produktbeschreibung dementsprechend zum Beispiel auch „mit Erdbeergeschmack“ oder „Hühnergenuss“. Damit umgehen die Lebensmittelproduzenten widrige Vorgaben und geben dem Verbraucher auch das Gefühl, etwas zu sich zu nehmen, was auf den ersten Anschein gesund zu sein scheint.

Schaut man aber mal auf die Rückseite der Verpackungen wird schnell klar, dass es sich um einen chemikalischen Cocktail handelt – zumindest erkennt das der geschulte Verbraucher. Es wird geworben mit „salzarm“ oder „zuckerfrei“, aber weit gefehlt.

Zur Definition

Die Definitionen zur Lebensmittelproduktion differieren, aber eine gängige Definition von Lebensmittelverarbeitung ist jede Handlung oder jedes Verfahren, das das ursprüngliche Lebensmittel oder die zur Herstellung von Lebensmitteln verwendeten Rohstoffe (wie Pflanzen, Wasser usw.) verändert. Die Methodik dabei ist eine Kombination von Prozessen wie z. B. Waschen, Zerkleinern, Pasteurisieren, Einfrieren, Fermentieren, Verpacken, Erhitzen, Mahlen, Extrudieren oder das Hinzufügen von Zutaten. Die Lebensmittelverarbeitung kann sowohl zu Hause, außer Haus (z. B. in Restaurants und Cafeterias) als auch im industriellen Maßstab erfolgen.

In der industriellen Fertigung spielen Zusatzstoffe eine wichtige Rolle – allerdings bei Restaurants, die auf die sogenannten Instant-Produkte setzen, um den Arbeits- und Zeitaufwand zu verringern. Der Industrie geht es aber vielmehr um die Erhaltung der Frische, der Sicherheit, des Geschmacks, des Aussehens und der Beschaffenheit von verarbeiteten Lebensmitteln. Der wichtigste Faktor ist allerdings der Preis um konkurrenzfähig bleiben zu können. Deswegen wird auch großspurig in die Forschung gesetzt, die neben weiteren synthetischen Zutaten auch neue Verarbeitungsmöglichkeiten entwickelt.

In der ZDF-Dokumentation „packt Sebastian Lege aus“. Der gelernte Koch und Produktentwickler zeigt eindrucksvoll wie die Lebensmittelindustrie trickst, in dem er gängige Produkte aus den Supermarktregalen „nachbaut“. Und da kommt man wieder zurück zum Anfang: den Aromastoffen und Geschmacksverstärkern.

Ein Beispiel

So enthalten die beliebten „One Minute Noodels“ bei der Nudelbasis meistens Weizenmehl, manchmal auch andere Mehlsorten, dann Maisstärke, Tapiokastärke oder andere Arten von Stärke. Zusätzlich Wasser zum Anfertigen des Nudelteigs, plus Salz für den Geschmack und die Konservierung. Um die Elastizität und Konservierung zu gewährleisten Kansui, ein Mineralwasser, das den Teig später beim Aufbrühen seine Geschmeidigkeit verleiht. Da bewegen wir uns aber bereits in der nicht mehr so preiswerten Variante.

Um allerdings den Aspekt des gesunden Essens aufrecht zu erhalten, wird Kochsalz weitestgehend vermieden, das spart Kosten und kann durch synthetisch erzeugte Salze ersetzt werden. Das wären zum Beispiel Natriumacetat oder Siliciumdioxid. so sinkt auf der Produktbeschreibung der Packung der Kochsalzgehalt gegen Null.

Noch künstlicher wird es bei dem beigelegten Pulver um das Gemüse, Huhn, Rind oder Krabbengefühl im Mund aufgehen zu lassen. Dieses enthält Geschmacksverstärker, Mononatriumglutamat (E 621/Salz), Zucker, Aromen und andere Zutaten. Dazu kommt Öl. Das soll als Geschmacksträger dienen und sorgt dafür, dass die Geschmackszusätze an den Nudeln haften bleiben. Allerdings wäre Öl zu teuer, deswegen wird Palmfett oder Palmöl verwendet. Dazu kommen weiter Geschmacksstoffe wie Zucker in Form von Glukose oder auch als Monohydrat deklariert.

Einsatz Dörrautomat

Die „vegetarische“ Variante der Schnellnudeln wirbt mit viel Gemüse. Tatsächlich ist nur ein Bruchteil der wertvollen Vitaminträger enthalten, die nach dem Verarbeiten nur noch wenig mit gesunden Zutaten zu tun haben. Um das in Relation zu setzen: Auf 100 Gramm einer Nudelpackung kommen rund drei Gramm Gemüse. Auch wenn dies in der aufbereiteten Mahlzeit zum Vorschein kommt, ist das ein Trugschluss. Tatsächlich verliert sich eine Karotte bei der Produktion, die wird allerdings zerkleinert in einem Gemisch aus den Zusatzstoffen, Stabilisatoren und Wasser zu einer Masse verarbeitet, die dann im Dörrautomat getrocknet wird und zerstückelt den Weg in die Tüte findet.

So zieht sich die Produktpalette der industriell produzierten Lebensmittel hin. Dazu gehören auch Wurstwaren, industriell gefertigtes Brot oder Müsliriegel. Hochverarbeitete Lebensmittel, sogenannte UPS (Ultraproceeded Foods), enthalten häufig Zusatzstoffe und gelten als ungesund.

Dazu gibt es auch zahlreiche Studien, die vor Augen führen, wie ungesund diese Produkte machen. Entzündungsfördernd, die Darmflora verändernd durch Übersäuerung, den Stoffwechsel verändernd, ist das Urteil der Experten eindeutig: Gesundheitsgefährdend.

Der normale Verbraucher befindet sich hierbei in eine Zwickmühle. Einerseits fehlt vielleicht die Kenntnis, aber wahrscheinlich auch das Geld, um die eigene gesunde Ernährung zu fördern. Auf der anderen Seite muss es auch nicht jeden Tag etwas anderes zu Essen geben, während die Mahlzeit vom Vortag im Kühlschrank versauert.

Olaf Mueller

Quellen: Der Besseresser (ZDF Doku-Reihe), eufic, wikipedia, Stern, NDR

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-15

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