Neue Chancen für NGOs?

Windhoek (ek) - Die Neueinstufung Namibias von einem Land mit mittlerem Einkommen im oberen Bereich zu einem Land mit mittlerem Einkommen im unteren Bereich durch die Weltbank könnte nach Ansicht von Analysten neue Finanzierungsmöglichkeiten für Nichtregierungsorganisationen (NRO) eröffnen, die zuvor aufgrund des früheren wirtschaftlichen Status des Landes ausgegrenzt waren.Philippe Talavera, Direktor der Ombetja Yehinga Organisation (OYO), erklärte gegenüber NMH, dass die frühere Einkommensklassifizierung die Möglichkeiten der NGOs zur Mittelbeschaffung erheblich beeinträchtigt habe. „Als Namibia als Land mit mittlerem Einkommen eingestuft wurde, stellten einige Partner und Geber ihre Tätigkeit in Namibia ein. Namibia hatte keine Priorität mehr, weil sie sich auf Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen konzentrierten.“Talavera sagte, der Ausschluss von internationalen Aufrufen zur Einreichung von Vorschlägen habe damals die Anträge von Finanzmitteln erschwert. „Diese neue Einstufung könnte den gegenteiligen Effekt haben. Sie könnte einigen Partnern, die zuvor nicht in Namibia arbeiten konnten, die Rückkehr ermöglichen", sagte er.Doch trotz der potenziellen Vorteile für die Zivilgesellschaft warnen Ökonomen davor, die unmittelbaren finanziellen Vorteile der Neueinstufung überzubewerten. Laut Wirtschaftswissenschaftler Tannan Groenewald, der mit dem Schuldenprofil Namibias vertraut ist, gewährt die Herabstufung nicht automatisch Zugang zu konzessionären Krediten von Institutionen wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds.„Namibia liegt derzeit nicht innerhalb der Schwelle, die für eine Unterstützung durch die IDA [International Development Association] in Frage kommt“, sagte Groenewald. „Die Förderungswürdigkeit hängt davon ab, dass das Pro-Kopf-BNE unter 1335 US-Dollar liegt. Durch die Herabstufung fällt Namibia zwar in die Gruppe der Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen, liegt aber immer noch über der IDA-Grenze.“Groenewald sagte jedoch, dass Namibia aufgrund der fragilen Wirtschaftsindikatoren, zu denen hohe Arbeitslosigkeit, eine sich verschlechternde Infrastruktur und ein schwaches Wachstum gehören, nun möglicherweise für eine gemischte Finanzierung – eine Mischung aus konzessionärer und nicht-konzessionärer Finanzierung – in Frage komme. Er zerstreute derweil Bedenken, dass die Neueinstufung das Vertrauen der Investoren erschüttern könnte. „Investoren führen ihre eigene Analyse durch und sind sich der strukturellen Schwächen Namibias bereits bewusst“. Namibia entspreche schon seit Jahren nicht mehr der oberen Mittelklasse entspreche und die Herabstufung sei eher eine Bestätigung der wirtschaftlichen Realitäten als eine plötzliche Veränderung.Trotz der möglichen Vorteile für NGOs mahnte Groenewald zur Vorsicht. „Die politischen Entscheidungsträger sollten dies nicht als ‚Sieg‘ betrachten“, warnte er. „Es ist ein Warnsignal, dass Namibia eine tiefgreifende finanz- und wirtschaftspolitische Reform braucht“.

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Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-08-11

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