Umweltprüfung voller Fehler

Von Katharina Moser, Windhoek

Frack Free Namibia äußerte diese Zweifel in einer öffentlichen Reaktion auf den Entwurf (kurz dSR), der vom Umweltprüfer Dr. Sindila Mwiya von Risk-Based Solutions verfasst wurde, der bereits mehrfach Verträglichkeitsstudien für ReconAfrica durchgeführt hat. In sechs Aspekten sei die Auswertung fehlerhaft und zeuge von unzureichendem Sachwissen. Dies beginne bereits mit der unsicheren Verwendung von Bezeichnungen und Fachbegriffen, da der Entwurf geologische Begriffe sowie Termini der Bohrungsmethoden unklar oder gar falsch anwende: „Der dSR ist voller verworrener und undefinierter Terminologie und Nomenklatur“, so FFN. Zum Beispiel werde der Begriff „Kavango Sedimentary Basin" verwendet, „obwohl es sich dabei um eine von ReconAfrica geschaffene Terminologie handelt, um die Spekulationen zu unterstützen, dass ihr geologisches Modell auf Fakten beruhe. In Wirklichkeit ist der Begriff vom südafrikanischen Komitee für Stratigraphie nicht anerkannt, und die Existenz des Kavango-Sedimentbeckens wurde nicht nachgewiesen und unabhängig überprüft.“

Folgen der Infrastruktur auf Ökosysteme ignoriert

Zweitens seien die Umweltprüfer kaum darauf eingegangen, dass zu den Bohrungen auch neue Straßen und weitere Infrastruktur aufgebaut werden müsse, die ebenfalls die Umwelt beeinträchtige. „Die Anzahl der Gruben, ihre Lage, ihr Umfang und ihre Tiefe wurden nicht angegeben. Diese Einrichtungen haben nicht nur direkte Auswirkungen auf die angrenzende Fauna und Flora, sondern auch auf die angrenzenden Gemeinden. Die vorgeschlagene Umweltverträglichkeitsprüfung kann ohne angemessene Berücksichtigung dieser Einrichtungen nicht schlüssig sein“, schreibt Frack Free Namibia. „Auch die Lage, Länge und Breite der Straßen, die zu den Bohrlöchern und Abbaugruben führen, werden nicht im Detail behandelt. Die Auslassung dieser kritischen Aspekte im dSR und in der vorgeschlagenen Umweltverträglichkeitsprüfung stellt einen schwerwiegenden Mangel des Prozesses dar.“ Zudem gebe Risk-Based Solutions im Entwurf an, es werde durch ReconAfrica kein Gas abgefackelt werden, da es sich bei den geplanten Testbohrungen um „stratigraphische Testbohrungen“ handele. Dies sei schlicht falsch, da es sich ganz im Gegenteil um „Probebohrungen“ und „Explorationsbohrungen“ handele. In Gegenden, wo es keine Infrastruktur zur Lagerung von Gas und Öl gebe, wie in den Kavango-Regionen, könne es durchaus zu Gasfackeln (sog. „gas flaring“) kommen.

Drittens scheitere der Entwurf elementar daran, darzulegen, wie sich die Erdöl- und Erdgasexplorationsaktivitäten aufgrund der unvermeidlichen Zerstörung und Aufspaltung von Lebensräumen auf die Flora und Fauna auswirken würden. Studien legten nahe, dass das wertvolle Ökosystem am Okavango durch Eingriffe empfindlich gestört werde. „Nur durch wissenschaftlich fundierte Studien über die lebensfähige Populationsdichte einzelner Arten können die Auswirkungen der vorgeschlagenen Explorationsaktivitäten fundiert beurteilt werden. Der dSR enthält keinen Hinweis auf entsprechende Studien.“

In einem vierten Kritikpunkt zeuge der Entwurf vom mangelnden Verständnis der Umweltprüfer für hydrologische Sachverhalte. So behaupten die Umweltprüfer, dass Testbohrungen an den Flussgebieten des Omatako-Omuramba stattfänden, von denen seit 50 Jahren kein Wasser mehr in den Okavango abgelaufen sei. „Das sehr begrenzte zeitliche Konzept des EAP ist beunruhigend, da es einen gravierenden Mangel an Verständnis für mögliche künftige Auswirkungen der derzeitigen Öl- und Gasexploration zeigt.“ FFN zitiert die Geohydrologin Dr. Surina Esterhuyse von der südafrikanischen Free State University, laut der eine Kontamination des Omuramba Omatako durchaus Auswirkungen auf den Okavango haben werde. Der Omatako transportiere Wasser über Regenfälle zum Okavango. So würden Giftstoffe durchaus vom einen in den anderen Fluss gelangen, wenn auch nicht über direkte Zuflüsse.

Moratorium auf Bohraktivitäten gefordert

Des Weiteren stellt Prüfer Dr. Mwiya als Vertreter von ReconAfrica im Entwurf die Behauptung auf, dass im Kavango-Zambezi Transfrontier Park (KAZA) nur internationale und regionale, historisch privilegierte Interessensträger von der Tourismusbranche profitierten, während die lokalen Gemeinden, auch in Namibia, noch immer in Armut verharrten. Diese Aussage sei in der Studie nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft worden.

Frack Free Namibia fügte zu guter Letzt hinzu, dass sich ReconAfrica nachweislich auf finanziell hoch risikoreiche Methoden stütze, in den Medien aber Erfolge propagiere, was für Investoren eine große Gefahr darstelle.

Die Nichtregierungsorganisation folgert aus ihren vielen Kritikpunkten, dass der Bewertungsentwurf fatal fehlerhaft sei und daher sofort zurückgezogen sowie alle Bohrungsaktivitäten in den Kavango-Regionen gestoppt werden müssten. „Es muss ein Moratorium für alle Phasen der Exploration von Reconnaissance Africa Namibia durchgesetzt werden, bis eine grenzüberschreitende strategische Umweltprüfung durchgeführt wird, die die potenziellen kumulativen Auswirkungen der Öl- und Gasaktivitäten innerhalb des PEL 73-Explorationsgebiets und darüber hinaus berücksichtigt.“