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Dr. Rudi van Vuuren (l.), der Geschäftsführer von N/a’anku sê und seine Frau Marlice (Mitte – die Tochter von Marieta van der Merwe von Harnas) gaben gestern gemeinsam mit ihrem Anwalt Christiaan Cronje (r.) bekannt, dass sie sich ans Obergericht wenden, um die neusten Tierhaltungsverordnungen rückgängig zu machen. Foto: Frank Steffen
Dr. Rudi van Vuuren (l.), der Geschäftsführer von N/a’anku sê und seine Frau Marlice (Mitte – die Tochter von Marieta van der Merwe von Harnas) gaben gestern gemeinsam mit ihrem Anwalt Christiaan Cronje (r.) bekannt, dass sie sich ans Obergericht wenden, um die neusten Tierhaltungsverordnungen rückgängig zu machen. Foto: Frank Steffen

N/a’anku sê wittert Beamtenschikane

Stiftung will neue Umweltverordnungen im Obergericht anfechten
Die weltbekannte N/a'anku sê-Stiftung will vors Obergericht, nachdem das Umweltministerium über Nacht neue Verordnungen eingeführt hat, durch welche die Hege und Pflege von hilfsbedürftigen Wildtieren teilweise unmöglich wird. Die plötzlichen Veränderungen führen zu Platzmangel und dadurch ist gerade Tieren, die in einen Mensch-Tier-Konflikt verwickelt sind, der Tod gewiss.
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Windhoek

Gestern Nachmittag gaben das Ehepaar Marlice und Rudi van Vuuren von der N/a‘anku sê-Stiftung gemeinsam mit ihrem Anwalt Christiaan Cronje bekannt, dass sie sich an das Obergericht wenden mit einem Antrag, unlängst von Pohamba Shifeta, dem Minister für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT), verabschiedete Verordnungen als unrechtmäßig zurückzurufen. „Wir sind nicht in einem sozialistischen Staat, wo die Regierung nach Belieben die Gesetze ändern kann! Soviel ich weiß, leben wir in einer Demokratie und somit wäre es mehr als redlich, wenn der Minister oder seine Leute uns als betroffene Interessenträger anhören, bevor sie neue Gesetze verabschieden“, erklärte Dr. Rudi van Vuuren während der Pressekonferenz.

Van Vuuren ärgert sich vor allem über die neu- und über Nacht eingeführte Regel, dass den Raubkatzen plötzlich mindestens fünf Hektar Land pro Tier zur Verfügung gestellt werden muss, anstelle des bisherigen Hektars. Ihm geht es dabei um die Art, wie ein solch weitreichendes Gesetz ohne Rücksprache mit Interessenträgern durchgesetzt wurde. „Es gab keinen Übergang und wir können letztendlich nicht ohne weiteres zusätzliches Land beschaffen. Dies ist ganz einfache Schikane und der Minister scheint dies zuzulassen“, ärgerte sich der Geschäftsführer von N/a’anku sê.

Shimali ordnet Erlegen an

Seit einigen Jahren kommt es wiederholt zu dubiosen Beschlüssen seitens des Naturschutz-Abteilungschefs Penda Shimali, der N/a’anku sê abverlangt, ihre Tiere sofort auszusetzen oder sie einzuschläfern (AZ berichtete). Daraus sind zahlreiche Gerichtsfälle entstanden und somit muss N/a’anku sê andauernd teure Anwaltskosten tragen, statt das Geld für weitere Schutzmaßnahmen ausgeben zu können, so van Vuuren. Die meisten Fälle sind noch nicht abgeschlossen.

Im neusten Fall geht es hauptsächlich um die neuen Verordnungen, die dazu führen würden, dass Tiere unnötig erlegt würden, statt „ihnen eine zweite Lebenschance einzuräumen“. Das van-Vuuren-Ehepaar hat gemeinsam mit Anwalt Cronje vier Fälle zwischen 2019 und Oktober 2022 aufgearbeitet, sie sollen der Klage als Grundsatz dienen. Denn in allen diesen Fällen kam entgegen der Vorschläge von Farmern und sogar Tierärzten, die Tiere zu retten, jedes Mal der lakonische Auftrag seitens Shimalis, die Tiere sofort zu erlegen. Indessen gibt der Beamte bereits seit mehr als zehn Jahren keine Genehmigungen an private Schutzgebiete heraus, die sich als Auffanggebiete für bedrängtes Wild einsetzen.

MEFT hat gute Leute

Van Vuuren betonte wiederholt, dass es außerordentlich gute Leute im MEFT gebe, dass es leider aber auch Beamte gebe, die nicht für diesen Beruf taugen. „Einfache und ungeschulte Beamte haben dort teilweise das Recht, über Leben und Tod einer Raubkatze zu entscheiden und setzen sich über die informierte Meinung eines Tierarztes hinweg. Wo gibt es so etwas?“ Er wies aber auch auf Erfolgsgeschichten hin, wie die des Elefanten Apollo (aus der Gegend von Swakopmund; AZ berichtete) und den wüstenangepassten Löwen, die im Vorjahr vor dem Hungertod im trockenen Kaokoveld gerettet werden konnten.

Cronje teilte mit, dass die Frist für ein Gegenplädoyer seitens des Staates bereits verstrichen sei, aber „im Sinne der Gerechtigkeit wird das Gericht wahrscheinlich erlauben, dass der Staat seine Verteidigung und Argumente nachreicht“. Der Sprecher des MEFTs, Romeo Muyunda, versprach demnächst eine ausführliche Stellungnahme. „Was Penda Shimali anbetrifft gelten zwei Argumente: Erstens erwarten wir stichhaltige Beweise für einen angeblichen Machtmissbrauch und zweitens ist es natürlich das demokratische Recht von N/a’anku sê, den Rechtsweg zu wählen“, meinte Muyunda.

N/a’anku sê kümmert sich

Der gern vom Staat an Naturschützer gerichtete Vorwurf, dass sie nur die Tiere im Kopf hätten und nicht die Gemeinschaften, in denen sie leben, kann nicht auf N/a’anku sê zutreffen. Marlice van Vuuren setzt sich genau wie ihre überall bekannte Mutter, Marieta van der Merwe von der Farm Harnas, für den Tierschutz ein, doch Mutter wie Tochter binden dabei seit Jahren ihre Gemeinschaften ein, indem sie einerseits Arbeit schaffen, aber wichtiger noch, Bildungsstätten einrichten.

Dr. van Vuuren ist als Arzt an zahlreichen Hilfsprojekten und Kliniken für Minderbemittelte beteiligt, nicht zuletzt an der Klinik „Epukiro Pos 3“, welche die AZ zuletzt besucht hatte. Hier unterstützt die Privatklinik einerseits die marginalisierte San- sowie die ansässige Herero-Bevölkerung und andererseits arbeitet sie eng mit der lokalen Staatsklinik zusammen, die nachteilig von Budgetkürzungen berührt wird.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-25

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