Lärm statt Stille

Swakopmund (ah/she) – Die Ruhe in Namibias bekanntesten Schutzgebieten wird zunehmend durch Bergbau gestört. In den Nationalparks Dorob und Namib-Naukluft häufen sich Beschwerden – vor allem im Gebiet zwischen Blutkuppe, dem Swakop-Flussbett und der Mondlandschaft. Besucher klagen über Maschinenlärm aus Uranminen, Bohrgeräte und mobile Toiletten, die das Landschaftsbild stören.„Man kann nirgends mehr hingehen, um einfach nur Ruhe zu haben“, sagte ein örtlicher Reiseleiter gegenüber dem NMH-Verlag. „Egal wie unauffällig sie sein wollen, irgendwo passiert immer etwas.“Am Dienstag wurde in Swakopmund die überarbeitete nationale Richtlinie für Bergbau in Schutzgebieten vorgestellt – allerdings nahezu unbeachtet. Zu den Kernpunkten gehört der vollständige Ausschluss neuer Aktivitäten in vier Nationalparks: Kreuzkap, Namib-Naukluft, Dorob und SkelettküsteCape Cross bringt jährlich 4,2 Millionen N$ ein. Der Park bleibt für neuen Bergbau geschlossen – mit Ausnahme der bestehenden Salzgewinnung, die als nachhaltig gilt. Cape Cross ist die Heimat der größten Kolonie von Kap-Pelzrobben weltweit. Zudem gibt es dort seltene Brutgebiete für Vögel und historische Flechtenfelder.Der Namib-Naukluft Nationalpark erzielt etwa 20 Millionen N$ an Tourismuseinnahmen pro Jahr. Er umfasst das Namib-Sandmeer-Weltkulturerbe sowie das Land der Ahnen der Topnaar-Gemeinschaft. Die empfindlichen Wüstenökosysteme des Parks können sich nicht erholen, wenn sie einmal gestört sind.Der Dorob-Nationalpark bleibt ebenfalls vollständig geschützt. Er beherbergt bedeutende Welwitschia-Bestände, archäologische Fundstätten und Brutgebiete der seltenen Damara-Seeschwalbe. Dennoch bestehen weiterhin Bedenken, inwieweit industrielle Aktivitäten die Umwelt bereits beeinträchtigt haben.Der Skeleton-Coast-Nationalpark gilt laut Richtlinie als „möglicherweise empfindlichster und landschaftlich reizvollster Teil Namibias“. Der Park umfasst seltene Flussmündungssysteme, historische Schiffswracks und Lebensräume für endemische Arten wie die Nil-Weichschildkröte.Trotz der Ausschlüsse erlaubt die Richtlinie in Ausnahmefällen weiterhin Bergbau – etwa bei bestehenden Genehmigungen oder im Fall von nationalem Interesse. Voraussetzung sind dann strenge Umweltauflagen, Wiederherstellungspläne und Ausgleichsmaßnahmen. Auch befristete Ausnahmen sind möglich, etwa durch Kooperationen mit lokalen Gemeinschaften, wie beim Salzabbau am Kreuzkap.Neu ist ein „Entscheidungshilfetool“, das die ökologische und kulturelle Sensibilität eines Gebiets bei der Lizenzvergabe berücksichtigt. Dazu kommen verbindliche Pläne zur Wiederherstellung und Entschädigung, die durch finanzielle Garantien abgesichert werden müssen.„Schutzgebiete können durch Bergbau stark beeinträchtigt werden“, warnen die zuständigen Ministerien im Vorwort. In Namibias Trockengebieten sei die natürliche Regeneration äußerst langsam.Der Bergbau macht rund 17 Prozent des namibischen Bruttinlandprodukts (BIP) aus. Laut Richtlinie stammen mehr als 70 Prozent der Bergbau-Einnahmen aus Gebieten in oder nahe Schutzgebieten. Ziel ist es, schädliche Praktiken langfristig abzubauen. Die neuen Regeln gelten nun auch für gemeinschaftliche Schutzgebiete, Jagdfarmen und Wälder – besonders bei langfristigen Naturschutzpartnerschaften.Trotz Fortschritten seit 2018, etwa bei Zonierung und Kartierung von Wildtierkorridoren, bleibt die Umsetzung laut Beobachtern uneinheitlich.

Lärm statt Stille

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-08-14

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Allgemeine Zeitung 2025-08-14

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