Gas- und Öl dauerhaft unrentabel
Afrika hetzt Vermögen nach – Indessen schreitet Welt voran
Während Afrika unvermindert dem vermeintlich schnellen Reichtum nachhastet, den ein späte Gas- und Öl-Boom zu versprechen scheint, erkennt der Leiter der IEA Trends, die eine Gas-und Ölindustrie unrentable machen. Spätestens 2030 befinden sich demnach fossile Brennstoffe auf dem absteigenden Ast – erneuerbare Energien befinden sich auf dem Vormarsch.
Von Frank Steffen, Windhoek
Die APO-Nachrichtenagentur steht der Afrikanischen Union (AU) nahe und setzt im Minutentakt afrikanische Nachrichten ins Netz. Seit einigen Jahren werden dabei grundsätzlich die Gas- und Ölexploration sowie -förderung besonders begünstigt. Der Pan-Afrikanist und Rechtsanwalt Ni Ayuk wird in diesen Berichten gern als treibende Kraft beschrieben, zumal er als geschäftsführender Aufsichtsratsvorsitzender des „African Energy Chambers“ (AEC) nicht nur die Entwicklung dieses Sektors antreibt, sondern auf den jährlichen AEC-Konferenzen auch umstrittene Vorhaben, wie ReconAfrica stark hochkurbelt. Jetzt rudert er scheinbar zumindest ansatzweise zurück.
In einem APO-Beitrag fordert Ayuk, dass Afrika ernsthaft das Abfackeln von Gas beenden müsse und schreibt: „In einer Zeit, in der Afrika mehr denn je auf Öl- und Gasinvestitionen angewiesen ist, ist es immer schwieriger geworden, diese Investitionen anzuziehen. Ein Teil der Herausforderung besteht darin, dass der Druck auf die Ölgesellschaften zunimmt, ihren Schwerpunkt von der Exploration und Produktion auf Investitionen in erneuerbare Energien zu verlagern, um die globalen Emissionsreduktionsziele zu erreichen.“ Mythen über kohlenstoffintensive Industrien in Afrika würden desto mehr die tatsächliche Herausforderung, nämlich das unnötig hohe Maß an Abfackelungen auf Gas- und Ölfeldern, zum Nachteil der Gas- und Ölindustrie, in den Vordergrund heben. „Wir müssen diese Angewohnheit sofort einstellen.“
Afrika-Emission halbieren
„Wenn Afrika morgen das Abfackeln einstellen würde, würden die Emissionen des Kontinents um die Hälfte sinken halbieren“, behauptet Ayuk. Bestehende Vorschriften und Regulierungen seien ungenügend. „Trotz der Klagen seitens der Anwohner, die die Luft in der Nähe von Abfackelstellen einatmen und sich über schlechtes Sehvermögen, chronische Kopfschmerzen und Atembeschwerden beschweren – und das sind die funktionierenden Abfackelstellen – hat sich nichts geändert. Unfälle im Zusammenhang mit dem Abfackeln haben auch zu schweren Verbrennungen und Todesfällen geführt“, stellt Ayuk fest.
Umweltaktivisten und Menschenrechtler in Namibia hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass das Abfackeln gerade im Falle des Frackings ein wesentliches Risiko darstelle. Fracking war seitens des kanadischen Gas- und Ölexplorationsunternehmen Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) im Kavango in Aussicht gestellt worden. Später entfernten sie diesbezügliche Investorenversprechen aus dem Börsenkatalog und behaupteten wiederholt, dass Fracking niemals Teil des Vorhabens gewesen sei – nur um es dann doch in Aussicht zu stellen „wenn die namibische Regierung dies will“. Ayuk hatte auf seinen Konferenzen ReconAfrica verschiedentlich als Gastsprecher eingeladen.
Ayuk relativiert – Birol erkennt keine Perspektive
„Wenn Ölexplorationsunternehmen auf Gas stoßen, müssen sie damit umgehen oder tödliche Unfälle riskieren. Leider schert sich die Physik, die hinter Druckgasexplosionen steckt, nicht um staatliche Geldstrafen oder Einschränkungen. Für Unternehmen, die noch nicht über die Infrastruktur zur Wiedereinleitung oder zum Transport des Gases verfügen, ist das Abfackeln nicht nur die sicherste und billigste Option – es ist die einzige Option“, moniert Ayuk jetzt.
Hatte Ayuk im Grunde die Industrie beschwört, sich vor Image-Schäden in Acht zu nehmen, so hatte Fatih Birol, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA), in einem gestrigen Gespräch mit dem Fernsehsender des BBCs (im Rahmen der COP28-Gespräche) festgestellt, dass der Druck auf die internationalen Gas- und Ölbetriebe zunehme, sich ganz von den fossilen Brennstoffen abzuwenden. Birol glaubt, dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen ihren Höhepunkt vorm Jahr 2030 erreicht und dann abnimmt – diese Überzeugung werde von der Ölindustrie in Europa geteilt.
IEA: Fossile Brennstoffe ohne Zukunft
Der IEA-Chef war lange Jahre im Sekretariat der Organisation für Erdölexportierende Staaten (OPEC) in Wien tätig, bevor er 1995 zur IEA in Paris wechselte. In seinem Gespräch mit Stephen Sackur, Moderator der Sendung „Hard Talk“, stellte Birol klar, dass die Kosten für erneuerbare Energie ständig und drastisch sinken würden. Dadurch nehme der finanzielle Druck auf die Ölindustrie zu, ganz abgesehen vom offensichtlichen internationalen Druck, der die Folge des Klimawandels und seiner Auswirkungen sei. Die globalen Investitionen in grüne Energie seien in den vergangenen acht Jahren von einer Billion US-Dollar auf zwei Billionen gestiegen. Dagegen hätten Investitionen in fossile Brennstoffe seit 2015 nicht mehr zugenommen.
„Spätestens ab 2030 wendet sich das Blatt, denn bereits jetzt wissen die großen Unternehmen (in der Ölindustrie), dass es sich nicht auszahlt, übermäßig teure Neuentwicklungen vorzunehmen.“ Dabei sei es uninteressant, ob das eine oder andere Unternehmen teuer investiere, denn er betrachte den globalen Trend. Demnach seien Unternehmen inzwischen eher an erneuerbarer Energie interessiert als an alter Technologie.
Die APO-Nachrichtenagentur steht der Afrikanischen Union (AU) nahe und setzt im Minutentakt afrikanische Nachrichten ins Netz. Seit einigen Jahren werden dabei grundsätzlich die Gas- und Ölexploration sowie -förderung besonders begünstigt. Der Pan-Afrikanist und Rechtsanwalt Ni Ayuk wird in diesen Berichten gern als treibende Kraft beschrieben, zumal er als geschäftsführender Aufsichtsratsvorsitzender des „African Energy Chambers“ (AEC) nicht nur die Entwicklung dieses Sektors antreibt, sondern auf den jährlichen AEC-Konferenzen auch umstrittene Vorhaben, wie ReconAfrica stark hochkurbelt. Jetzt rudert er scheinbar zumindest ansatzweise zurück.
In einem APO-Beitrag fordert Ayuk, dass Afrika ernsthaft das Abfackeln von Gas beenden müsse und schreibt: „In einer Zeit, in der Afrika mehr denn je auf Öl- und Gasinvestitionen angewiesen ist, ist es immer schwieriger geworden, diese Investitionen anzuziehen. Ein Teil der Herausforderung besteht darin, dass der Druck auf die Ölgesellschaften zunimmt, ihren Schwerpunkt von der Exploration und Produktion auf Investitionen in erneuerbare Energien zu verlagern, um die globalen Emissionsreduktionsziele zu erreichen.“ Mythen über kohlenstoffintensive Industrien in Afrika würden desto mehr die tatsächliche Herausforderung, nämlich das unnötig hohe Maß an Abfackelungen auf Gas- und Ölfeldern, zum Nachteil der Gas- und Ölindustrie, in den Vordergrund heben. „Wir müssen diese Angewohnheit sofort einstellen.“
Afrika-Emission halbieren
„Wenn Afrika morgen das Abfackeln einstellen würde, würden die Emissionen des Kontinents um die Hälfte sinken halbieren“, behauptet Ayuk. Bestehende Vorschriften und Regulierungen seien ungenügend. „Trotz der Klagen seitens der Anwohner, die die Luft in der Nähe von Abfackelstellen einatmen und sich über schlechtes Sehvermögen, chronische Kopfschmerzen und Atembeschwerden beschweren – und das sind die funktionierenden Abfackelstellen – hat sich nichts geändert. Unfälle im Zusammenhang mit dem Abfackeln haben auch zu schweren Verbrennungen und Todesfällen geführt“, stellt Ayuk fest.
Umweltaktivisten und Menschenrechtler in Namibia hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass das Abfackeln gerade im Falle des Frackings ein wesentliches Risiko darstelle. Fracking war seitens des kanadischen Gas- und Ölexplorationsunternehmen Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) im Kavango in Aussicht gestellt worden. Später entfernten sie diesbezügliche Investorenversprechen aus dem Börsenkatalog und behaupteten wiederholt, dass Fracking niemals Teil des Vorhabens gewesen sei – nur um es dann doch in Aussicht zu stellen „wenn die namibische Regierung dies will“. Ayuk hatte auf seinen Konferenzen ReconAfrica verschiedentlich als Gastsprecher eingeladen.
Ayuk relativiert – Birol erkennt keine Perspektive
„Wenn Ölexplorationsunternehmen auf Gas stoßen, müssen sie damit umgehen oder tödliche Unfälle riskieren. Leider schert sich die Physik, die hinter Druckgasexplosionen steckt, nicht um staatliche Geldstrafen oder Einschränkungen. Für Unternehmen, die noch nicht über die Infrastruktur zur Wiedereinleitung oder zum Transport des Gases verfügen, ist das Abfackeln nicht nur die sicherste und billigste Option – es ist die einzige Option“, moniert Ayuk jetzt.
Hatte Ayuk im Grunde die Industrie beschwört, sich vor Image-Schäden in Acht zu nehmen, so hatte Fatih Birol, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA), in einem gestrigen Gespräch mit dem Fernsehsender des BBCs (im Rahmen der COP28-Gespräche) festgestellt, dass der Druck auf die internationalen Gas- und Ölbetriebe zunehme, sich ganz von den fossilen Brennstoffen abzuwenden. Birol glaubt, dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen ihren Höhepunkt vorm Jahr 2030 erreicht und dann abnimmt – diese Überzeugung werde von der Ölindustrie in Europa geteilt.
IEA: Fossile Brennstoffe ohne Zukunft
Der IEA-Chef war lange Jahre im Sekretariat der Organisation für Erdölexportierende Staaten (OPEC) in Wien tätig, bevor er 1995 zur IEA in Paris wechselte. In seinem Gespräch mit Stephen Sackur, Moderator der Sendung „Hard Talk“, stellte Birol klar, dass die Kosten für erneuerbare Energie ständig und drastisch sinken würden. Dadurch nehme der finanzielle Druck auf die Ölindustrie zu, ganz abgesehen vom offensichtlichen internationalen Druck, der die Folge des Klimawandels und seiner Auswirkungen sei. Die globalen Investitionen in grüne Energie seien in den vergangenen acht Jahren von einer Billion US-Dollar auf zwei Billionen gestiegen. Dagegen hätten Investitionen in fossile Brennstoffe seit 2015 nicht mehr zugenommen.
„Spätestens ab 2030 wendet sich das Blatt, denn bereits jetzt wissen die großen Unternehmen (in der Ölindustrie), dass es sich nicht auszahlt, übermäßig teure Neuentwicklungen vorzunehmen.“ Dabei sei es uninteressant, ob das eine oder andere Unternehmen teuer investiere, denn er betrachte den globalen Trend. Demnach seien Unternehmen inzwischen eher an erneuerbarer Energie interessiert als an alter Technologie.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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