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EIAs werden zur Lachnummer

ReconAfrica-Aktivitäten entsprechen nicht den Vorlagen
Wer sich vor Ort ein Bild macht, bekommt erst mit, wie sehr sich die Realität der ReconAfrica-Explorationsaktivitäten von dem unterscheidet, was in der Umweltverträglichkeitsprüfung steht. Bohrstandorte werden wahllos festgelegt, Seismik-Limits überschritten und die Bevölkerung für dumm verkauft.
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Windhoek

Im Grunde ging es dem kanadischen Gas- und Ölexplorationsunternehmen Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) während ihres Treffens mit den Farmervereinen am vergangenen Wochenende in Rundu nur um den Erhalt der Genehmigung, die Farmen und Äcker überqueren zu dürfen. Die Tatsache, dass nun ein drittes Bohrloch geschlagen werden soll, dass in keiner bestehenden Umweltverträglichkeitsstudie gutgeheißen ist, spielte für ReconAfrica scheinbar keine Rolle, genauso wenig wie das riesige Vermessungsnetz, das scheinbar bereits während der ersten Seismik-Bewertung entstand.

Die Umweltverträglichkeitsgenehmigung (ECC) war für eine seismische 2D-Untersuchung in bestimmten Teilen des Explorationsgebietes PEL73 (Kavango-Becken bzw. West- und Ost-Kavango) ausgestellt worden, gab der Umweltkommissar vor mehr als einem Jahr bekannt. Demnach sollten im Rahmen der Explorationsverpflichtungen ReconAfricas, eine 450 Kilometer lange seismische 2D-Untersuchung durchgeführt werden – davon 95% entlang bestehender Straßen und Wege. Dieser letzte Teil wurde später von ReconAfrica von einer ihrer Broschüren entfernt, nachdem das Explorationsunternehmen einen maßgeblichen Teil der Vermessungen in Waldschutzgebieten ausgeführt hatte und dafür in die Kritik geraten war (AZ berichtete).

Nachdem Max Muyemburuko, der Vorsitzende des Verbandes der Hegegebiete und Kommunalwälder in den Ost-und West-Kavango-Regionen (KEWRCCFA), die AZ noch am Samstag zum scheinbar neuanvisierten Bohrstandort bei Makandina (von Google Earth als „Makadena“ beschrieben) begleitet hatte, beanstandet er danach, dass ReconAfrica im Grunde nun eine ordnungsgemäße, neue Umweltverträglichkeitsprüfung (EIA) vornehmen müsste, nachdem es offensichtlich an einer ganz anderen Stelle bohren will, als in der bis August verlängerten ECC angegeben wurde. Indem außerdem bereits jetzt ein drittes Bohrloch geschlagen wird, scheint ReconAfrica erneut gegen einige – wenn nicht alle – Verordnungen zu verstoßen, die nach und nach während der Anhörungen des Ständigen Parlamentarischen Ausschusses für Natürliche Ressourcen einerseits aufgedeckt und andererseits den betroffenen Behörden vom Ausschussvorsitzenden, Tjekero Tweya, zum Vorwurf gemacht worden waren.

Ferner zeigt die Seismik-Vermessungskarte, die ReconAfrica den Farmern als Erfolgsmeldung vorführte, offensichtlich Vermessungen, welche die Strecke von 450 Kilometern überschreiten. Außerdem wird deutlich, wie nah ReconAfrica dabei an den Khaudum-Nationalpark heranging. Dabei hatte der Umweltkommissar, Timotheus Mufeti, der Öffentlichkeit versichert, dass das Naturschutzgebiet – spezifisch die Elefanten, die sensitiv auf Seismik-Wellen reagieren – nicht von der Vermessung affektiert würden. Muyemburuko berichtete der AZ diesbezüglich von einem ihm bekannten Fall, in dem die Elefanten nicht mehr das Kapinga-kaMwalye-Hegegebiet passieren, sondern direkt nach Angola migrieren; der gebräuchliche Wildwechsel blieb in diesem Jahr von den Elefanten unberührt.

Diese Abwege scheinen teilweise zu erklären, warum ReconAfrica nicht von der AZ-Präsenz am Samstag erbaut war. Laut Muyemburuko hatte die ReconAfrica-Vertreterin, Hilda Basson-Namundjebo, vor einiger Zeit den Kommunalführern bei einer Versammlung die Frage, ob Fracking vom Tisch sei, wie folgt beantwortet: „Heute besprechen wir erst einmal die Pflanzung eines Apfelbaumes. Wenn man einen Baum pflanzt konzentriert man sich auf diesen Schritt, dann spricht man noch nicht von der Apfelernte.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-17

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