Bundestag ermöglicht Stipendium

AZ: Frau Reinalter, seit wann gibt es das Internationale Parlament Stipendium?Reinalter: Vorläufe des Programms gibt es schon seit 1986, es wurde als Demokratieförderprogramm auf den Weg gebracht und das IPS, Internationale Parlament Stipendium, gibt es jetzt in dieser Form für das südliche Afrika seit 2020.AZ: Wieso gibt es das Programm speziell für afrikanische Staaten südlich der Sahara?Redmann: 2017 gab es den Vorschlag, das Programm weiterzuentwickeln und dabei war die Idee, ein vierwöchiges Programm für die afrikanischen Staaten südlich der Sahara anzubieten. Ziel dabei war die Stärkung der demokratischen Struktur, die nachhaltige Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent und auch, um die zivile Gesellschaft zu unterstützen.AZ: Was sind die Voraussetzungen für eine Bewerbung und was erwartet die Kandidaten im Auswahlgespräch?Oeverdick: Voraussetzung ist ein Universitätsabschluss, in der Regel ein Bachelor-Abschluss. Zudem müssen die Kandidatinnen und Kandidaten unter 30 sein und ein gewisses Niveau in Deutsch vorweisen können, B2. Das ist für viele vielleicht auch die größte Hürde. Gemeinsam als Gruppe führen wir die Auswahlgespräche. Wir stellen Frage zu verschiedenen politischen Themen, sowohl über das Heimatland, als auch zu Deutschland. Auch sonstiges Engagement spielt eine Rolle.AZ: Sprachniveau B2 in Deutsch ist ziemlich hoch. Kommen die meisten Bewerber dann aus Namibia, da hier Deutsch öfters in der Schule gelehrt wird?Oeverdick: Natürlich ist das ein Vorteil für Namibia, aber auch in den anderen teilnehmenden Ländern gibt es deutschsprachige Schulen, von denen sich Kandidaten dann bewerben.AZ: Können Sie nach den ersten Auswahlgesprächen schon etwas über die diesjährigen Bewerber verraten?Reinalter: Es waren bisher sehr gute Gespräche. Also, ich persönlich als Mitglied des Bundestags stell mir immer die Frage ‚Würde ich diese Person auch gern in mein Büro aufnehmen und hätte ich Lust mit ihr zu arbeiten?‘ Alle waren in dieser Hinsicht bisher sehr überzeugend und sehr beeindruckend. Wahrscheinlich wird die Entscheidung am Ende schwer sein.AZ: Wann bekommen die Bewerber Bescheid, ob sie das Stipendium bekommen haben?Redmann: Die Bewerber werden in den nächsten zwei Wochen eine Zu- oder Absage bekommen.AZ: Seit diesem Jahr können sich erstmals auch Absolventen aus Kenia, Tanzania und Uganda bewerben und nicht nur aus Namibia, Südafrika und Botswana. Wie kam es dazu?Redmann: Das war tatsächlich von Anfang an der Plan, es sollten 12 Teilnehmerländer sein aus insgesamt drei Regionen: Dem südlichen, östlichen und westlichen Afrika. Und man begann mit dem südlichen Afrika und aufgrund der Pandemie gab es Verzögerungen und jetzt ist Ostafrika dran und ab 2025 sollen auch westafrikanische Staaten dazukommen.AZ: Jetzt natürlich die interessanteste Frage für die jungen Namibier, die sich vielleicht auch irgendwann bewerben wollen: Wie gestaltet sich der vierwöchige Aufenthalt in Berlin?Reinalter: „Der Aufenthalt der Kandidaten gestaltet sich so, dass die Kandidaten eine Woche in einem Abgeordnetenbüro mitarbeiten. Das ist sozusagen das Kernstück des Stipendiums. Ich hatte diesen Frühjahr auch schon eine Stipendiatin aus dem südlichen Afrika und das war eine ganz spannende Woche, es war eine Win-Win-Situation für uns alle. Ich hab sehr viel von ihr gelernt und ich gehe davon aus, dass sie auch viel von uns gelernt hat. Für mein Team war es auch eine echte Bereicherung. Drumherum gibt es Seminare und Workshops zur Demokratie-Bildung und wie unser politisches System funktioniert. Dass man auch versteht, wenn man dann am Ende dieses vierwöchigen Aufenthalts in das Abgeordneten-Büro kommt, wie unser Bundestag tickt.AZ: Wie viele Absolventen haben es letztes Jahr aus Namibia geschafft?Redmann: Es waren insgesamt vier aus Namibia 2022, die anderen kamen aus Südafrika.AZ: Neben dem IPS für das südliche Afrika gibt es auch noch ein fünfmonatiges Stipendium, auf das sich 50 Nationen weltweit bewerben können, auch aus Namibia und Südafrika. Was genau beinhaltet dieses Stipendium?Oeverdick: Das IPS geht dann fünf Monate, also alles etwas länger, etwas ausführlicher, nicht so zusammengepackt wie in den vier Wochen. Die Stipendiaten sind auch länger in dem Abgeordneten-Büro, drei Monate. Zudem haben sie nebenbei noch die Möglichkeit, an einer der drei Berliner Universitäten Kurse zu besuchen zu Themen, die zu ihrem vorigen Studiengang passen. Für dieses Programm kann man sich noch bewerben bis zum 31. August.

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Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-02

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