Zwischen Raupen, Bandwurm-Wörtern und Zitaten

Die ärgste Hitze scheint gebrochen zu sein, wenigstens in den Gebieten, wo namhafte Niederschläge zu verzeichnen und die Riviere abgekommen sind. Barfuß durch Lachen und Pfützen planschen, aber abends auf der Veranda isses aus mit Barfuß und nackten Beinen, denn zum Regen gehören auch die stechenden, blutsaugenden, sirrenden, Juckreiz hinterlassenden, Schlaf-raubenden Quälgeister. Im schlimmsten Fall hinterlassen die Dich mit Malaria. Also, vor allem abends Arme und Beine bedecken und Nacktstellen möglichst mit Insektenabwehr einschmieren. Solche Salbe riecht allerdings nich wie 4711. All dies nimmst Du in Kauf, denn wer würde wegen dem Getier denn den Regen verwünschen?

Jede Menge andere Geschöpfe kommen nach dem Regen heraus, nachdem die nächtlichen Mottengeschwader abgeebbt sind. So die Kommandoraupe, die sich im Norden bereits an (berieselten) Maisplantagen gütlich tut. „Army worm“ und „kommandowurm“ heißt es in den anderen Sprachen, wodurch manche Leut´ meinen, das Krabbelzeug müsste auf Wellblechdeutsch ebenfalls als „Wurm“ benannt werden. Und da kommen wir sommer wieder auf die alte Leier. Auf Otjindoitjie is der Wurm - mit Ausnahme des tapferen Regenwurms - mos ein bleddy Parasit im Darm, ein Bohrwurm im Appel oder meinetwegen auch eine Made im Aas!

Also die Kommando-Raupen sind in Reih und Glied auf Marsch, und die Maisfarmer und sonstig müssen sich auf Abwehr besinnen.

Zitate der Woche

Vom deutschen Hörfunk der Enn-Bie-ßie frei abgehört, sinngemäß. Kann also nachgebessert und präzisiert werden.

„In dem Maße, wie die Information sich vermehrt und flutet, nimmt die Anzahl uninformierter Menschen zu.“

Den Nagel auf den Kopf getroffen! Es gibt übrigens auch schon gedruckte Ratgeber, die dem Menschen des 21. Jahrhunderts helfen möchten, nutzloses Wissen in der täglichen Informationsflut zu umschiffen und nach persönlichen und allgemeinen Daseinsregeln die Rangordnung und Relevanz von Information und Wissen zu bestimmen. Zum Beispiel wäre es töricht, die städtische Rechnung dem Bereich nutzlosen Wissens zuzuordnen. Auf das Thema müssen wir muhts zurückkommen.

Noch ein Zitat (nur so biekie redigiert):

„Als Nächstes wird die Firma verklagt, die damals die Stiefel hergestellt hat - von den Nachkommen der Kakteen und Morgensterne, die seinerzeit zertrampelt wurden.“

Von der AZ-Facebook-Seite zur Anregung und Ergänzung der Reparationsdebatte.

Momente der Ironie

In der Rubrik „AZ … vor 50 Jahren“, ausgewählt von Zeitgenossen, erscheinen Tagesthemen aus dem SWA von damals und von Dingen, die das Land von außen berührt haben. Mit Ausnahme des Leitartikels war es vor einem halben Jahrhundert nur unter Ausnahmen üblich, dass einzelne Journalisten ihren Artikel mit Namen oder Kürzel so wie heute markierten. In manchen Artikeln is jedoch unübersehbar an Nuancen und feiner Ironie herauszulesen, dass der damalige Redakteur Kurt Dahlmann die Feder geführt hatte.

Vor 50 Jahren lief der umstrittene und ursprünglich von vielen Einwohnern der Alten Werft abgelehnte Umzug nach Katutura gerade an, unabwendbar. An dieser Stelle steht nich zur Debatte, ob der Wohnungsbau von Katutura besser war als die Blechpontocks der Alten Werft. Nach der Ordnung jener Zeit entschied allein die (südafrikanische) Weiße Administration, was für Schwarze gut und angemessen sei. Es waren vor allem Hererostimmen, die den Umzug ablehnten. Die AZ berichtete über die ersten Umzugswillgen und über Oppositionsstimmen, gewürzt mit dem „Meinungssatz“, der nach den Regeln der Journalistik wohl in die Kommentarspalte gehört hätte, dort aber verloren gegangen wäre:

„Opposition gegen die Regierung, die der Hererorat offenbar machen will, kann man auch aus ordentlichen Häusern machen.“

Wüst lange Wörter

Zwei der drei Magnus-Wörter, die im Deutschen benutzt werden, hat der Leser unter dem Steinbock schon ´mal kennen gelernt:

1.Vom Steinbock in Kärnten, Österreich, von einem Gemeindebrett abgelesen:

Flächenwidmungsplanabänderungsentwurf

37 Buchstaben, bzw. elf Silben.

Wahrlich, in der Kommune is in der Raumplanun etwas los.

2.Etwas später haben wir in Namibia diesen österreichischen Rekord mit 14 Silben, bzw. 40 Buchstaben aus der Reptilienforschung von Alfred Schleicher überboten:

Okavangoklappbrustpelomedusenschildkröte

3.Im Jahr 2016 schlägt Österreich zurück, führt nun erneut im Wettkampf der Wurmfortsatzwörter und relegiert Namibia auf den 2. Platz:

15 Silben, bzw. 51 Buchstaben.

Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung

Gegen die Sprachschöpfer der Donaurepublik kommt das Wellblechdeutsch net nich gegen an. Aber dafür halten wir uns in anderen Bereichen schadlos.

Lob der Stadt Windhoek

Gut zureden, flehen und betteln hilft im Lande der Braven bei eingefleischten Schuldnern net nich. Das erfährt die Stadt Windhoek mit sowohl ihren treuen als auch miserablen Steuerzahlern immer wieder.

Jetzt hat die Stadt Ovanduka - vorübergehend - 25 Schulen der Region Khomas das Wasser gesperrt, weil die, bzw. das Ministerium von Oministeli-Miesies Hanse-Imarwa mit rund 20 Mio. Nam-Dollar in der Kreide stehen. Eine riskante Sache bei sommerlich stinkenden Latrinen und sonstigen Hygiene-Gefahren. Aber wie kann man der phlegmatischen Staatsbürokratie beikommen, wo ein Comräd seine Schuld und Zuständigkeit ständig auf den Nächsten schiebt, denn niemand ist´s gewesen? Also niemand will zahlen, aber gerade die Staatsgebäude morschen am meisten Wasser!

Miesies Hanse-Imarwa meint, die nachträgliche Haushaltskürzung vom Oministeli Schlettwein sei die Ursache des Zahlungsverzugs. Faule Ausrede! Kein Finanzminister kann es sich leisten, Mittel für die Grundversorgung zu kürzen. Das am höchsten dotierte Ministerium (Bildung) hat die Mittel, aber die Amptenare müssen erst ihre Sommerlähmung abstreifen!

Und nun will die Stadt gegen illegale Autowäscherei vorgehen, wiederum um Wasser zu sparen. Viel Erfolg, das is ´ne bleddy harte Nuss! Die Stadt müsste dabei gegen „unantastbare Wähler“ der Partei vorgehen, die sich für die Größte aller Zeiten hält.