Zug um Zug Deutsch lernen
Von Andreas Seibert, Windhoek
Tadschikistan… Manch einer wird jetzt vielleicht erst Mal den Atlas um Rat fragen, um zu klären, wo das Land überhaupt liegt. Eine kurze Aufklärung: Tadschikistan grenzt an das nördliche Afghanistan, im Osten grenzt es an China. Es besitzt ca. 7,6 Millionen Einwohner, die Hauptstadt heißt Duschanbe und ca. 90 Prozent der Bevölkerung sind Anhänger des Islams. Soviel zu dem kleinen Staat in Zentralasien.
Ganz im Norden liegt die Stadt Chundschand, dort befindet sich auch das Safina-Gymnasium. Es wurde 2010 eröffnet und hat von Klasse 1 bis 11 insgesamt 400 Schüler. Im Safina besitzt der Deutschunterricht einen hohen Stellenwert: Die Schüler der oberen Klassen (5-11) lernen Dank acht Deutschlehrer sechs bis acht Mal pro Woche die deutsche Sprache. Doch Deutsch gehört zu den Sprachen, die am schwierigsten zu erlernen sind. In dem Wald aus Deklinationen, Konjugationen und anderem linguistischen Wirrwarr kann man sich schnell verlaufen. Da würde es natürlich helfen, wenn man nicht nur durch trockenen Frontalunterricht das Deutsche eingetrichtert bekommt, sondern es im spielerischen Umgang erlernen kann. Dasselbe hat sich auch Frank Herzig, Lehrer am Safina, gedacht: Der in Thüringen geborene Pädagoge hat die Projektidee „Deutschlernen mit Schach“ ins Leben gerufen.
Die Idee entstand, als das Safina auf der Suche nach einer Partnerschule aus dem deutschsprachigen Raum war. Das Projekt wurde dann im November 2012 auf der Jahrestagung des Jugendschachverbandes in Deutschland vorgestellt und positiv aufgenommen. So entstand eine Partnerschaft zwischen dem Safina und der deutschen Gesamtschule in Trier, das im Westen von Deutschland liegt.
Doch ist die Idee, durch Schachpielen Deutsch zu lernen, wirklich zielführend? Immerhin ist Schach nicht gerade ein kommunikatives Spiel. Wären andere Gesellschaftsspiele wie Monopoly oder Siedler nicht geeigneter, eine Sprache zu lernen? „Schach ist in der Tat kein kommunikatives Spiel, aber hier wird darauf Wert gelegt, dass sich durch den Turnieraustausch in den verschiedenen Ländern mit Deutschunterricht Freundschaften entwickeln, die über das Schachthema hinaus gehen“, sagt Herzig. Außerdem soll demnächst eine Internetseite entstehen, auf der es möglich sein wird, gemeinsam Schach zu spielen; dabei kann dann nur auf Deutsch kommuniziert werden. „Das Ziel ist es nun, gerade diesem Teil der Schüler, die ja nicht unbedingt Deutsch lernen, eine Plattform zu geben, um sie als zusätzliche Deutschlerner zu gewinnen, oder, falls sie dies schon sind, weiter zu motivieren“, erklärt Herzig. Außerdem ist es gängige Praxis im Sprachunterricht spielerische Methoden einzusetzen, um die Sprache besser zu erlernen: „Durch spielerische Mittel gelingt es den bewussten Sprachgebrauch auf eine unterbewusste Ebene zu transferieren. Dadurch können sich gewisse Automatismen einstellen“, sagt Professor Marianne Zappen-Thomson von der Fakultät für Literatur- und Sprachwissenschaft der UNAM. Letztendlich ist Schach auch ein Spiel mit langer Tradition, es ist weltweit bekannt und auch heute noch wird es von vielen jungen Leuten gespielt.
Auf Initiative des Safina bietet die Universität im deutschen Jena nun sogar ein Masterarbeitsthema zu dieser Thematik an. Hier sollen die Studenten den Nachweis erbringen, inwieweit sich das Deutschlernen mit Schachunterricht gegenüber dem Deutschlernen ohne Schach in den Ergebnissen zeigt. Dazu können die Studenten ein Praktikum am Safina absolvieren, bisher haben sich drei Interessenten dafür beworben. In Deutschland wird in sechs Bundesländern Schach sogar als reguläres Schulfach angeboten. Es gibt etwa 135 Schachlehrer, die an überwiegend naturwissenschaftlichen Gymnasien mindestens eine Wochenstunde Schach unterrichten.
Durch die Partnerschaft zwischen dem Safina und dem Gymnasium in Trier ist nun auch ein Schüleraustausch zustande gekommen: „Im August reisen zehn Schüler der Safina nach Trier. Sie nehmen eine Woche am Regelunterricht teil. Danach messen sie sich bei einem internationalen Schachturnier mit 250 anderen Teilnehmern aus Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland“, sagt Herzig, „danach kommen die Schüler aus Trier für zwei Wochen nach Tadschikistan“. Die Schüler des Safina sind begeistert von dem Projekt und freuen sich auf ihre Zeit in Deutschland: „Manche möchten Deutschland besuchen, um die Kultur kennen zu lernen, andere suchen nach einer deutschsprachigen Schülerfreundschaft.“ Neben der Möglichkeit, die eigenen Sprachkenntnisse weiterzuentwickeln, bietet das Projekt natürlich auch eine tolle Gelegenheit, sich mit anderen Kulturen auszutauschen und diese kennenzulernen.
Damit das Projekt weiter wachsen kann, sucht das Safina Schulen und Lehrer, die an dem Thema „Deutschlernen mit Schach“ interessiert sind. Schüler, Lehrer und Schulen, die sich mit dem Projekt vernetzen wollen, können sich bei Frank Herzig per E-Mail melden ([email protected]). Schulen aus der Ukraine, Bangladesch, Mongolei und Afghanistan habe schon Interesse daran geäußert, sich an dem Projekt zu beteiligen. Auch die namibischen Schulen sollten sich für das Projekt engagieren! Für die Schüler wäre es sicherlich ein kultureller und sprachlicher Zugewinn.
Tadschikistan… Manch einer wird jetzt vielleicht erst Mal den Atlas um Rat fragen, um zu klären, wo das Land überhaupt liegt. Eine kurze Aufklärung: Tadschikistan grenzt an das nördliche Afghanistan, im Osten grenzt es an China. Es besitzt ca. 7,6 Millionen Einwohner, die Hauptstadt heißt Duschanbe und ca. 90 Prozent der Bevölkerung sind Anhänger des Islams. Soviel zu dem kleinen Staat in Zentralasien.
Ganz im Norden liegt die Stadt Chundschand, dort befindet sich auch das Safina-Gymnasium. Es wurde 2010 eröffnet und hat von Klasse 1 bis 11 insgesamt 400 Schüler. Im Safina besitzt der Deutschunterricht einen hohen Stellenwert: Die Schüler der oberen Klassen (5-11) lernen Dank acht Deutschlehrer sechs bis acht Mal pro Woche die deutsche Sprache. Doch Deutsch gehört zu den Sprachen, die am schwierigsten zu erlernen sind. In dem Wald aus Deklinationen, Konjugationen und anderem linguistischen Wirrwarr kann man sich schnell verlaufen. Da würde es natürlich helfen, wenn man nicht nur durch trockenen Frontalunterricht das Deutsche eingetrichtert bekommt, sondern es im spielerischen Umgang erlernen kann. Dasselbe hat sich auch Frank Herzig, Lehrer am Safina, gedacht: Der in Thüringen geborene Pädagoge hat die Projektidee „Deutschlernen mit Schach“ ins Leben gerufen.
Die Idee entstand, als das Safina auf der Suche nach einer Partnerschule aus dem deutschsprachigen Raum war. Das Projekt wurde dann im November 2012 auf der Jahrestagung des Jugendschachverbandes in Deutschland vorgestellt und positiv aufgenommen. So entstand eine Partnerschaft zwischen dem Safina und der deutschen Gesamtschule in Trier, das im Westen von Deutschland liegt.
Doch ist die Idee, durch Schachpielen Deutsch zu lernen, wirklich zielführend? Immerhin ist Schach nicht gerade ein kommunikatives Spiel. Wären andere Gesellschaftsspiele wie Monopoly oder Siedler nicht geeigneter, eine Sprache zu lernen? „Schach ist in der Tat kein kommunikatives Spiel, aber hier wird darauf Wert gelegt, dass sich durch den Turnieraustausch in den verschiedenen Ländern mit Deutschunterricht Freundschaften entwickeln, die über das Schachthema hinaus gehen“, sagt Herzig. Außerdem soll demnächst eine Internetseite entstehen, auf der es möglich sein wird, gemeinsam Schach zu spielen; dabei kann dann nur auf Deutsch kommuniziert werden. „Das Ziel ist es nun, gerade diesem Teil der Schüler, die ja nicht unbedingt Deutsch lernen, eine Plattform zu geben, um sie als zusätzliche Deutschlerner zu gewinnen, oder, falls sie dies schon sind, weiter zu motivieren“, erklärt Herzig. Außerdem ist es gängige Praxis im Sprachunterricht spielerische Methoden einzusetzen, um die Sprache besser zu erlernen: „Durch spielerische Mittel gelingt es den bewussten Sprachgebrauch auf eine unterbewusste Ebene zu transferieren. Dadurch können sich gewisse Automatismen einstellen“, sagt Professor Marianne Zappen-Thomson von der Fakultät für Literatur- und Sprachwissenschaft der UNAM. Letztendlich ist Schach auch ein Spiel mit langer Tradition, es ist weltweit bekannt und auch heute noch wird es von vielen jungen Leuten gespielt.
Auf Initiative des Safina bietet die Universität im deutschen Jena nun sogar ein Masterarbeitsthema zu dieser Thematik an. Hier sollen die Studenten den Nachweis erbringen, inwieweit sich das Deutschlernen mit Schachunterricht gegenüber dem Deutschlernen ohne Schach in den Ergebnissen zeigt. Dazu können die Studenten ein Praktikum am Safina absolvieren, bisher haben sich drei Interessenten dafür beworben. In Deutschland wird in sechs Bundesländern Schach sogar als reguläres Schulfach angeboten. Es gibt etwa 135 Schachlehrer, die an überwiegend naturwissenschaftlichen Gymnasien mindestens eine Wochenstunde Schach unterrichten.
Durch die Partnerschaft zwischen dem Safina und dem Gymnasium in Trier ist nun auch ein Schüleraustausch zustande gekommen: „Im August reisen zehn Schüler der Safina nach Trier. Sie nehmen eine Woche am Regelunterricht teil. Danach messen sie sich bei einem internationalen Schachturnier mit 250 anderen Teilnehmern aus Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland“, sagt Herzig, „danach kommen die Schüler aus Trier für zwei Wochen nach Tadschikistan“. Die Schüler des Safina sind begeistert von dem Projekt und freuen sich auf ihre Zeit in Deutschland: „Manche möchten Deutschland besuchen, um die Kultur kennen zu lernen, andere suchen nach einer deutschsprachigen Schülerfreundschaft.“ Neben der Möglichkeit, die eigenen Sprachkenntnisse weiterzuentwickeln, bietet das Projekt natürlich auch eine tolle Gelegenheit, sich mit anderen Kulturen auszutauschen und diese kennenzulernen.
Damit das Projekt weiter wachsen kann, sucht das Safina Schulen und Lehrer, die an dem Thema „Deutschlernen mit Schach“ interessiert sind. Schüler, Lehrer und Schulen, die sich mit dem Projekt vernetzen wollen, können sich bei Frank Herzig per E-Mail melden ([email protected]). Schulen aus der Ukraine, Bangladesch, Mongolei und Afghanistan habe schon Interesse daran geäußert, sich an dem Projekt zu beteiligen. Auch die namibischen Schulen sollten sich für das Projekt engagieren! Für die Schüler wäre es sicherlich ein kultureller und sprachlicher Zugewinn.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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