Zahlungsmoral - was is das denn bloß?

Das Land der Braven und Bravourösen erhält im afrikanischen Kontext toch immer wieder biekie Lob, allein schon wegen des lahmen Vergleichs, das es anderswo auf dem Kontinent viel schlimmer zuginge. Selbst wenn es zutrifft, kannste Dir dafür hier nix einbilden und auch nix kaufen. Großmutter als Existenzkünstler Zu den Vorzeige-Vorzügen Namibias gehört die staatliche Grundrente, die weit unter dem liegt, was die Kaprepublik ihren durchgefallenen und mittellosen Senioren zahlt. Für den mittellosen Rentner im Lande der drei oder vier Wüsten reicht die staatliche Pension mos niemals zu mehr als zu einem Squatter- oder oder geduldetem Hinterhof-Dasein. Aber dennoch schaffen es viele als Lebenskünstler über die Runden zu kommen. Und in vielen Fällen unterhalten die Alten auch noch ihre Enkelkinder. Die Kinder der Senioren laden ihre Acharobs mos schon ab dem Säuglingsalter ohne Wenn und Aber bei der Großmutter ab, die werden sommer so gedroppt. Besonders alleinstehende Großmütter, umringt von Enkeln und manch Straßenkind, erscheinen immer wieder in den Zeitungsspalten als Beispiel, wie die ´s als betagte Existenzkünstler schaffen, sich selbst und die Acharobs zu erhalten, derweil sie nur die staatliche Rente beziehen. Und dann ein weiter Vorzeige-Vorzug. Seit Ende der 90-iger Jahre fördert die Regierung über den staatlichen Studienfonds Tausende von Studenten, die entweder ein Studiendarlehen aufnehmen oder auf Anhieb so glücklich sind, gleich ein Stipendium fürs Studium an einer namibischen Hochschulle zu erhalten. Das klingt beim ersten Anblick wie die großzügige staatliche Studienhilfe, die Studenten in Deutschland erhalten. Aber im Lande der Braven und Bravourösen hat der eingefahrene Studienfonds noch ´n Rattenschwanz: das Anspruchsdenken und die Outere-Haltung. Die Führungskräfte des staatlichen Studienfonds, bekannt unter dem Namen Namibia Student Financial Assistance Fund (NSFAF), wurden schon mehrfach wegen Korruptionsvorwürfe und Inkompetenz ausgetauscht. Der Personaleingriff is in der Regel zu spät, weil das Geld ohne Beleg huka verschwunden, und/ oder weil die Buchführung einfach nich klappt oder weil das Personal des Fonds nich in der Lage is, ein System in Gang zu bringen, wonach die Studienabgänger, die mit ihrer Qualifikation in Lohn und Brot stehen, zur Abzahlung des Studiendarlehens zu bewegen, sprich zu zwingen. Ohne Zwang geschicht hier boggeroll! Neuer Besen will eintreiben Die NSFAF-Führung is vor Kurzem wieder mal ausgewechselt worden. Der neue Besen will nun ein strengeres Regime einführen, um den Schuldenberg abzutragen , den die Studienabgänger angehäuft ham. Eine Aufgabe, kolossal wie das Ausmisten des Augias-Stalls. Wir erinnern uns: König Augias war angeblich ein erfolgreicher Rinderfarmer und hielt sich in seinen Ställen 3 000 Beester. Aber genau wie es mit staatlchem Vermögen in Namibia geht, so hat Augias Trabbel mit der Pflege und Versorgung dieser Viecher gehabt. Erst nach 30 Jahren (sic !) kam ihm der Gedanke, den Rinderstall mal ausmisten zu lassen. Natürlich macht ein Fürst das nich selbst. Daher engagiert er den Helden Herakles, der zwei Flüsse umleitet, um den bleddy Stall sauberzuspülen. Das war lange vor der Zeit da Umweltaktivisten das Methangas beklagen, das Beester in die Erdatmosphäre, ausstoßen. bzw. ausrülpsen. Nich der Kuhfladen sondern die Ausdünstung aus Maul und Nüstern soll für den hohen Ausstoß des Gases verantwortlich sein, das zu den Faktoren gezählt wird, die die Erdatmosphäre übergebührlich erwärmen. Namen in der Zeitung Jong, jetzt sind wir aber weit vom Studienfonds abgekommen! Also, der neue Studienfonds-Chef Kandume will 52 000 Schuldner des Fonds nach erfolgloser SMS-Aufforderung dadurch belangen, indem er die Schuldner namentlich in Schüben von jeweils 2 000 in der Zeitung veröffentlicht. Namentliche Erwähnung eines Schuldners, einer Schuldnerin in der Zeitung - is das denn nich Namensschändung? Sofort hat´s von den zwei Studentenorganisationen ´nen Aufschrei gegeben: Students´Organisation of Namibia (SUN) und die altbekannte NANSO befürchten Verletzung der - verschuldeten - Privatsphäre der Studiosi. Die wollen vor Gericht ziehen, aber nich um ihre Mitglieder zur Zahlung zu bewegen, sondern um Mandumes Eintreibungsaktion zu unterbinden. Ganz egal wie Mandumes Aktion und der Widerstand der Studentenverbände ausgehen mag: Eins steht fest, wenn redliche Zahlungsmoral im Lande üblich wäre, gäb´s gar keinen Disput und der Umlauf-Fonds, der revolvierende Studienfonds, würde funktionieren. Aber mit der Anspruchs- und Outere-Haltung is das net nich möglich. Abzahlungen würden wie vorgesehen die Auszahlung neuer Darlehen finanzieren. Die Abwesenheit eines Schuldbuchs, mangelnde Zahlungsmoral und Kosequenzlosigkeit ham dazu geführt, dass der Fonds insgesamt 130 000 Schuldner kennt, wovon Mandume eben nur 52 000 ehemalige Studiosi und Studiosae belangen will, um an ca 400 Mio. N$ Außenstände ranzukommen. Das Muster der Inkompetenz verhält sich genau wie bei dem Pleitevogel Air Namibia. Der Staat pulvert in Begleitung guter Vorsätze hinein, lässt es aber an wahrer Finanzdisziplin und an Konsequenzen für Inkompetenz in der Verwaltung fehlen. Nun sind die Beträge im Fonds nich so mursch astronomisch wie bei Air Namibia, als das Finanzministerium schon auf dem Zahnfleisch ging. Deshalb geht der Fonds noch weiter. Mandume will nun an Juristen, Ärzte, Buchhalter, Krankenpfleger, Lehrer, Schuldirektoren, Staatsbeamte und Manager ran, die natürlich imstande sind zu zahlen , dass andere Studenten auch unterstützt werden. Aber ohne Drohung und Zwang rühren sich diese Leut eben nich. Ein Briefeschreiber im Namibian hat unlängst die Outere-Haltung als schlimmes National-Merkmal beklagt. Die Zuschrift kam nich von einem Otjirumbu. Ein Bleichgesicht hätt ´ne solche Verhaltensdiagnise nich sommer so anstellen dürfen. Was die Studentenverbände nun eigentlich wollen? Der Studienfonds soll alle Schulden einfach abschreiben! Jesslaik, so maklik is das. Sollten Genderfimmler bei Personenbezeichnungen in der Einzahl oder Mehrzahl in dieser Glosse die rechte Genderformel, den Binnenstern oder sonstige Blödelei vermissen, steht´s ihnen frei, das nachträglich ausführen - zum eigenen Lustgewinn. Zitat aus Simbabwe: „Vor der Meinungsäußerung herrscht Meinungsfreiheit. Aber nur davor.“

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