Loading svg Please wait while we translate the article

Yes - Ja! Ein Leben auf dem Gaspedal

"Es ist nicht mein allererstes, aber eines der ersten Videos in Namibia auf HD", sagt der 25-jährige in Köln lebende Sänger und meint mit HD ein High-definition Video, also ein Video in bester Qualität. Damit will EeS internationalen Standard erreichen, will, dass sein Video weltweit gespielt wird. Um es nicht nur über namibische TV-Stationen und Internet auszustrahlen, war er jetzt erst in Kapstadt und Johannesburg, um die Klinke des Musiksenders MTV zu putzen. Zwar laufen derzeit schon sieben seiner Videos auf MTV, aber in HD-Qualität sei es einfacher, weltweit gespielt zu werden.
Mittlerweile ist nicht mehr der Nam-Boy im Oldtimer - übrigens ein Chevrolet Baujahr 1943 - auf dem Bildschirm zu sehen, sondern eine schwarze Frau mit knallgelbem Kleid und Ohrringen in der Wüste. TeQuila, die namibische Sängerin, mit der EeS den Song aufgenommen hat, singt jetzt auch den Titel: "Tupeni" (Gib uns).
Gedreht haben die beiden das Video an einem Tag Anfang Januar in der Wüste an der Küste: in Wlotzkasbaken und auf der Straße zwischen Swakopmund und Walvis Bay. EeS produzierte es wie immer selbst, sorgte selbst für die Effekte und den Schnitt. Kein Wunder, hat er doch eine zweijährige Ausbildung zum Tontechniker in Kapstadt absolviert und arbeitet heute als Tonassistent beim Cape Cross Tonstudio in Köln. Um das Video in die richtigen Farben zu setzen, half Peter Dohr, auch aus Köln. Und Gogga Production aus Swakopmund stellte EeS kostenlos die gesamte Ausrüstung zur Verfügung, was diesen natürlich mächtig freute.
Der 25-Jährige will in seinen Videos nicht nur seine Musik vermitteln, sondern seinen Zuschauern außerhalb Namibias auch das Land schmackhaft machen - die Natur, das relaxte Lebensgefühl, die pure Lebensfreude. So sieht man ihn auf der endlos scheinenden Bahnschiene entlanglaufen, auf großen Steinen turnen und gen Sonnenuntergang blicken. Das alles in rotbraunem "Yes - Ja!"-T-Shirt, grauer Cargohose und orangenen Turnschuhen. "Ich will mich zeigen, wie ich in Wirklichkeit auch bin, nicht als Gangster oder so, sondern happy." Die Hasstiraden vieler seiner Musikerkollegen habe der frühere Hip-Hopper schon lange satt.
Was EeS, also Easy Eric Sell, aber auch ist, das ist ein harter Arbeiter, ein Workaholic, der sein Ding macht und dabei auch manchmal aneckt. Während "Tupeni" erst seit kurzem über die Bildschirme flimmert, hat der Musiker, Mode- (EeS-WeaR) und Filmemacher (Hollywood-Parodie "Naminator") sowie Buchautor (Wörterbuch Nam-Släng - Deutsch: "Esisallesoreidt") bei seinem Namibia-Besuch vergangene Woche schon das nächste Video gedreht, und zwar ein Tanzvideo in Windhoek-Pionierspark zum Titel "Newwa Hold Us Down". Das werde er jetzt, inzwischen wieder in Köln, schneiden und soll ab Mai vollends fertig sein. Er wolle, so der stetige Wanderer zwischen Deutschland und Namibia, seinen Fans nicht nur viel für die Ohren, sondern auch möglichst viel für die Augen bieten, sich ihnen zeigen.
Beide Titel stammen vom aktuellen, insgesamt schon achten Album "Awee'!", das der scheinbar immer Produktive erst Ende 2008 mit 21 Songs vollgepackt an den Start schickte, in Englisch und Nam-Släng (Südwester-Deutsch). Bei so viel Arbeit und Engagement bleiben Erfolge nicht aus. Bei den 6. Sanlam NBC Music Awards gewann er zuletzt in der Kategorie "Best Rock/Alternative". Das neue Album verkauft sich laut EeS in Europa mittlerweile genauso gut wie in seiner Heimat. Und das "Tupeni"-Video werde auf der Internetplattform You Tube "extrem gut" abgerufen - und das nicht nur aus Namibia, wie EeS von einem Freund erfahren hat, sondern auch aus Amerika, Irland, der Mongolei, der Schweiz und auch China, was gleich neue Pläne in dem kreativen Kopf des Hochgewachsenen hervorruft: "Warum nicht mal eine China-Tour. Ich sehe mich schon inmitten kleiner Chinesen."
Trotz dieser Erfolge hat der Wahl-Kölner seine Wurzeln nicht vergessen, ist stolz auf Namibia und kommt regelmäßig und gerne ins heimatliche Sonnenland. Zu Weihnachten chillte er am Strand von Swakopmund. Vorige Woche trat der ehemalige Schüler der Delta Oberschule Windhoek (DOSW) beim Jubiläum der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) live auf. Und auch in Joe's Beerhouse in Windhoek war er wieder zu sehen. Zudem versucht er auf seinen CDs, mit vielen Sängern aus der Region zusammenzuarbeiten. Er möchte "so viele afrikanische Künstler wie möglich featuren", damit sie "die Möglichkeit bekommen, durch meine Promotion international gehört zu werden".
Ein weiteres großes und nahes Ziel ist, seine Kwaito-Musik weiter in Deutschland zu etablieren. Deshalb bastelt er gerade an einer Band, um die fröhlichen afrikanischen Tanz-Rhythmen im deutschen Sommer auf die Bühne bringen zu können. Und auch da gibt er sich nicht mit kleinen Brötchen zufrieden. So hat er Mitglieder aus den Bands von Deutschlands Top-Komikerin Anke Engelke und dem derzeit voll angesagten thüringischen Sänger Clueso für sich gewinnen können.
EeS springt von einem Stein und verschwindet links aus dem Bild, im Sonnenuntergang. Das ist das Ende des neuen Videos - aber wohl noch lange nicht das seiner Karriere. Yes - Ja!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-28

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen