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Wo einst der Fuß des Kriegers trat, wächst heut der schönste Kopfsalat (Teil 17)

Wiebke Schmidt
Auf dem Dach des Hohenzollernhauses an der Ecke Moltke- und Brückenstraße (heute Tobias-Hainyeko-Straße und Dr.-Libertine-Amathila-Avenue) in Swakopmund trägt die Figur „Atlas“ die Welt auf den Schultern. Fast schon symbolisch für die ganze Last der Gerüchte, die die Mauern zu tragen haben. Das Haus war und ist noch immer bei vielen als Bordell verschrien.

Bauherr Hermann Dietz entwirft im Jahr 1904 dieses pompöse Bauwerk. Zur Hilfe soll er allerdings einen aufgeschlossenen, äußerst fähigen technischen Zeichner gehabt haben; sein Name ist bedauerlicherweise unbekannt. „Leider ist in den Akten auch nur noch ein Plan mit Grundriss und Aufriss für ein einstöckiges Gebäude auffindbar“, gibt Dietz‘ Sohn Fritz in seiner Biografie wieder, „der endgültige Plan, so wie das Gebäude heute erscheint, ist nicht mehr zu finden.“ Laut Walter Peters Buch „Baukunst in Südwestafrika 1884–1914“ handele es sich bei diesem prachtvollen Gebäude um einen Neubarockstil mit renaissancistischen Anklängen, so Dietz. Die Fassaden und ornamentalen sowie figürlichen Stuckarbeiten haben Kroaten ausgeführt, bekannt als Meister ihres Fachs. Die Kroaten ziehen damals von Land zu Land, kommen über Südafrika nach Swakopmund, vermutlich für das Schmalspur-Eisenbahnprojekt. Die Burschen sind sich nicht zu schade anzupacken, wollen sich allerdings nicht mit einem Hungerlohn abspeisen lassen, und so kommt es wie es kommen muss. Eines Tages stehen sie vor Hermann Dietz und fordern mehr Gehalt. Doch für ihn gilt „erst einmal muss Geld vorhanden sein, bevor mehr gegeben werden kann.“ Der Bauherr ist nicht gleich gewillt, und prompt legen die Stuckateure ihre Kellen, Spachtel, Kartätschen und Rabotts nieder. Jeden Tag zeigen sie sich am Bau, jedoch nur um zu spotten. Eine Aktion, die wohl als Geburtsstunde der namibischen Gewerkschaftstreiks gesehen werden darf. Drei Tage lässt sich Dietz von den Arbeitern bloßstellen, dann lenkt er ein. Und siehe da, in fröhlicher Runde wird die Arbeit wieder aufgenommen.

Im Erdgeschoss des gedachten Vielzweck-Gebäudes wird nach 75-prozentiger Fertigstellung schon einmal ein „Wirtschaftsbetrieb“ (eine Bar) eingerichtet. Bauen macht schließlich durstig, und so werden jedes Mal bei Lieferung von Baumaterial aus Deutschland auch etliche Holzkisten – mit Bierflaschen in Strohhülsen verpackt – mitgeliefert und gegengezeichnet. Alles schön und gut, aber ist daraus nun ein Etablissement geworden oder nicht?

„Die sensationslüsternen Aussprüche aus dem Lager der Journalisten und Müßiggänger, den Hohenzollern vorübergehend als ein Freudenhaus zu kreieren, möchte ich absolut widersprechen“, setzt sich Fritz Dietz für den guten Ruf des Hauses ein. „Es müssten dann alle ähnlichen Unternehmen – und derer gab es viele zu jener Zeit – gleich eingestuft werden.“ Und weiter: „Bekanntlich gab es während dieser Periode hier im Lande genügend Möglichkeiten, sich dem ältesten Gewerbe unserer Erde in mehr diskreter Form zu widmen.“
Aber warum wird immer noch hinter vorgehaltener Hand vom Hohenzollern-Bordell getuschelt?

Vielleicht, weil an der damaligen Hotelbar gewisse Männer zur Mietzi spähen. Mietzi wohnt nämlich gegenüber. Demnach höchstwahrscheinlich lediglich ein Kommunikationsfehler: „Wo geht es zu Mietzi?“ Welche Mietzi? „Na, die beim Hohenzollernhaus!“

Mietzis Baracke hat keinen Namen. Sie haust in einer Frachtkiste in der Moltkestraße (der heutigen Tobias-Hainyeko-Straße), schräg gegenüber dem Hotel Hohenzollern und verdient sich ihr Brot im horizontalen Gewerbe. So schäbig die Holzbaracke auch ist, eine schöne rote Laterne brennt jeden Abend vor ihrem „Frachtraum“, und im Gegenzug zu vielen anderen Bretterbuden hat sie immerhin schon einen richtigen Fußboden und ein anständiges Dach über dem Kopf, allein der Geräuschkulisse wegen.

Es wird erzählt, wie jeden Mittwoch ein gewisser Buchhalter zwei Kristallgläser aus seiner Schreibtischschublade holt, sich überpünktlich auf den Weg zum Kaufladen macht und dort eine eisgekühlte Flasche Sekt kauft. „Ein braver, verliebter Ehemann“, mag da wohl jeder denken. Doch die Skepsis siegt. Der Mann wird bespitzelt. Schnell kommen seine Kollegen dahinter, dass er Mietzi besucht. Nun ist Swakopmund ein ehrenwerter Ort, und im Interesse der Jugend und Erziehung gehört der Buchhalter zu Frau und Kind. Demzufolge wird ihm eine Lektion erteilt. Die Kollegen heuern einen Kran an, weihen den Kranführer ein, und so rückt die Hebemaschine in der kommenden Woche Stück für Stück immer näher an die Baracke heran.
Die Überlieferung geht folgendermaßen weiter: Für eine Weile haben die Komplott-Schmieder dem Fremdgeher noch das Vergnügen gelassen, doch dann bollert ein Fass mit Hilfe des Krans mehrmals gewaltig gegen die Holzwand. Die Seitenwände zersplittern, das Dach rutscht zur Seite und Mietzis Bett mitsamt Inhalt steht plötzlich im Freien. Vor Schreck und noch mit halbwegs heruntergelassener Hose soll der Buchhalter den Tatort fluchtartig verlassen haben. Ob der Mann von da an den Sekt nach Dienstschluss nur noch mit seiner Ehefrau zu sich genommen hat oder Swakopmund vor Scham den Rücken kehrte, ist nicht überliefert.

Und Mietzi? Das weiß leider auch keiner so genau. Ihre Nachbarin, so sagt man, soll ebenfalls nicht so gut auf diese, für einige Männer so unentbehrliche Einrichtung zu sprechen gewesen sein, denn ihre Tochter hegte den Wunsch nach einer ebenso schönen roten Laterne vor dem Haus. Letztendlich ist den Nachbarn wohl nichts anderes übrig geblieben als fortzuziehen.

Zurück zum Hohenzollernhaus. So unschuldig wie gesagt ist der Prachtbau nicht. Kaum unter der Leitung eines gewissen Benkwitz (im April 1907) und schon wird ihm die Lizenz entzogen. Die Polizei schließt das Haus – bis auf ein Zimmer – wegen angeblicher Baufälligkeit. Ob die Mängel nur als Vorwand dienen, weil in dem Haus inzwischen Glücksspiele an der Tagesordnung sind und ein anderer Wirt dem Hotel die Kundschaft neidet, bleibt streitig. Am 15. Mai 1908 renoviert der neue Wirt Hagemeister das Hotel von Grund auf. 1912 werden die Räume ganz solide von der Stadtverwaltung bezogen. Heute ist das Haus in Wohnungen gegliedert.
Gegenüber an der Ecke stehen des Nachts weibliche Gestalten…

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Allgemeine Zeitung 2024-05-18

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