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Wo einst der Fuß des Kriegers trat, wächst heut der schönste Kopfsalat (Teil 16)

Wiebke Schmidt
Im März 2003 trauen die Bauarbeiter der Firma W.O. Groenewald Construction ihren Augen nicht. Beim Ausheben neuer Fundamente auf dem leeren Grundstück rechts vom alten Kaiserhof in Swakopmund (heute Bank Windhoek), stoßen sie auf alte Flaschen, die weit über 100 Jahre alt sind. Eine der zerbrochenen Flaschen zeigt das Datum 1898.

„Das ist eigentlich nicht selten“, weiß der Firmeninhaber Wilfried Groenewald zu berichten, „es gab damals noch keine richtige Müllabfuhr und da haben die Einwohner ihren Müll einfach auf dem Hinterhof vergraben“.

Diese heimelige „Perle des Atlantiks“ ist demnach nicht nur auf Sand, sondern auch auf Flaschen gebaut!?

In der hintersten Ecke vom Hof wird zuerst entsorgt. Quillt eine Grube über, wird die nächste gebuddelt. Die Ökologen von damals betreiben sogar umweltbewusst Trennmüll. Leere Flaschen umgekehrt und nebeneinander in den Boden gesteckt und fertig ist das Blumenbeet. Da lobe man doch die damalige Kreativität. Heutzutage zieren lediglich noch Flaschen in Form von Scherben den Straßenrand, weil sie von Autofahrern achtlos aus dem Fenster geworfen werden, und am Strand bleiben die mitgebrachte Fastfood-Verpackungen und Colaflaschen einfach im Sand liegen. Die städtische Besengarde wird‘s schon richten.

Der Swakopmunder trinkt viel und gern. Auch damals schon. Der Küstenbewohner ist aber nicht deshalb dort sesshaft geworden, weil er nach viel Genuss nicht mehr stehen konnte. Alkohol ist zwar ein Teil Swakopmunder Kultur, aber – wohlgemerkt – nicht die Grundlage. Nichtsdestotrotz wird Bier das Alltagsgetränk. Es ist einfach genießbarer als das Wasser aus dem Swakoprivier und … auch günstiger, obwohl es flaschenweise aus Deutschland importiert wird. Die Bohrlöcher im Swakoprivier liefern Brackwasser. Ein scheußlich schmeckendes Gesöff, an das sich ein nervöser Magen nicht gewöhnen will. Kaum getrunken, meldet sich ein heftiger Durchfall an, im Volksmund „Swakopmunder“ genannt.

Anfangs wird das so lebensnotwendige Nass noch mühselig in rollenden Holzfässern durch den dicken Sand herantrasportiert. Ein Aufatmen gibt es, als Swakopmund mit der ersten Wasserleitung versehen wird. Doch zu früh gefreut, das Wasser ist für den Bau der Mole zum Mischen von Beton vorgesehen.

Wie die Alkoholpreise im Ankunftshafen sehr viel preiswerter als im Inland sind, wo weitere Transportkosten draufgeschlagen werde, nutzen die Durchreisenden hier die Gunst der Stunde und stillen in einem der vielen Gasthäuser ihren Durst. Viele von ihnen nehmen dabei die Trinkgewohnheit manch Swakopmunder an, „saufen ohne Punkt und Komma“, … bis zur Horizontallage. Nun gibt es Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Swakopmund schon eine beachtliche Menge an Ausschänken, aber zu wenig Betten für die reisenden.

Die Übernachtungsnot „zwingt“ die Gebrüder Adolf und Heinrich Bause dazu, am 10. Oktober 1904 bei der Stadt den Bauplan für ihr Gasthaus „Kaiserhof“ einzureichen. Da Adolf Bause Mitglied der ersten Swakopmunder Stadtrats ist und eine führende Rolle in der Entwicklung der Stadt spielt, lässt die Genehmigung nicht lange auf sich warten. Schon am 22. Oktober wird der Plan gutgeheißen. Eine Rekordzeit, verglichen mit der heutigen Arbeitsmoral mancher städtischen Abteilungen.

Das Hotel mit wilhelminischem Grundzug bietet seinen Gästen im Obergeschoss 16 Fremdenzimmer. Zur Unterhaltung und Zeitvertreib dient ein Billardraum. 1905 wird ein Saal angebaut. Fast ein Jahrzehnt bewirtet Adolf Bause seine Gäste selbst und sorgt dafür, dass „sowohl das Hotel aus auch das damit verbundene Restaurant unter den ähnlichen Unternehmen in Südwestafrika als eine Klasse für sich gilt.“ Tonangebend und vorbildlich.

Zum Kaiserhof gehört natürlich auch die reizende Geschichte, die der Swakopmunder und Kaufmann Emil Henrichsen zu berichten weiß: „In einem von Deutschen besiedelten Land bemühte man sich meist wenn auch zum Teil mit unzulänglichen Kräften und Mitteln, das deutsche Kulturgut, darunter die Künste zu erhalten und zu pflegen“, hebt er hervor. „So haben sich 1906, es kann auch 1910 gewesen sein, enthusiastische Bürger von Swakopmund zusammengefunden, um das Theaterstück „Der Raub der Sabinerinnen“ einzuüben.“ (Das Stück wurde im Jahr 1884 von Franz du Paul von Schönthan geschrieben und soll der berühmteste und meistgespielte Schwank der deutschen Theaterliteratur sein.)

„An dem Abend de Aufführung füllte sich im Nu der Zuschauerraum im Erwartung des Kunstgenusses, der der Swakopmunder harrte“, notiert Henrichsen. „Sie starrten vorerst geduldig auf den geschlossenen Vorhang de Bühne, doch als die Zeit des Beginnes weit überschritten war und der Vorhang sich immer noch nicht geöffnet hatte, wurden sie ungeduldig. Einig Beherzte lugten hinter den Vorhang und fanden gähnende Leere vor“. Da habe das Publikum Verdacht geschöpft und sei zu dem schräg gegenüberliegenden Hotel „Kaiserhof“ gegangen. Dort fanden sie sämtliche Schauspieler in sehr heiterer Stimmung vor. „Diese hatten aber nur die Absicht gehabt, sich für das wichtige Ereignis etwas Mut anzutrinken und waren hoffnungslos versackt und nicht mehr in der Lage ihren Mut unter Beweis zu stellen“, beschreibt Henrichsen den Stand de Dinge. „Die kunstbeflissenen Swakopmunder mussten ohne die Dramatik des Raubes der Sabinerinnen erlebt zu haben, nach Hause gehen“. So sei an jedem Abend ein Swakopmunder Kunstgenuss verloren gegangen.

Ob das Theaterstück an einem der nächsten Tage aufgeführt wurde, wer weiß das noch? Und wer meint, Karneval in Südwestafrika habe im Jahr 1952 in Outjo seinen Anfang gehabt, wird hier aufgeklärt. Die Swakopmunder hatten schon um 1910 das Narrenfest für sich entdeckt.

Die Zeitung schreibt am 18. Februar 1914 dazu: „Die diesjährige Faschingsredoute im Hotel Kaiserhof, der am Sonnabend 8.30 Uhr beginnt, verspricht, wie in den Vorjahren, einen ergötzenden Fastnachtstrubel zu entfesseln“. Das geräumige Lokal werde dafür faschingsmäßig ausstaffiert. An besonderen „Attraktionen“ werde es nicht fehlen: „Zur Hölle“ nenne sich eine „für Erholungsbedürftige“ eine andere; auch ein „Kaiser-Café“ und natürlich auch eine Sektbude werde ihre Pforten öffnen. Während des Abends spiele ein Doppelorchester und um Mitternacht beginne das große Fastnachtssouper. „Das ganze Lokal ist für den Redoutenabend in kleine, in rosiges Licht getauchte Nischen eingeteilt“, so die Zeitung weiter. An regem Besuch fehlt es an jenem Abend nicht.

Drei Monate später, am 8. Mai, vernichtet ein Brand den ersten Stock vom Kaiserhof. Das Haus wird nie wieder so aufgebaut. Ein schwerer Herzfehler untersagt Adolf Bause den Weiterbau. Der Gastwirt stirbt am 27. Juni 1914, jedoch an Folgen von Typhus.

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Allgemeine Zeitung 2024-05-15

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