Witbooi-Erbe wird rückerstattet
Linden-Museum stellt derzeit noch Bibel und Peitsche des Nama-Häuptlings aus
Von Frank Steffen, Windhoek/Stuttgart
Im vergangenen Monat brachte der deutsche Fernsehsender ARD als Teil seines Programms „Tagesthemen“ einen Beitrag über das Linden-Museum in Stuttgart. Dabei wurde konkret von der geplanten Rückführung zweier Gegenstände gesprochen, die vom Nama-Häuptling Hendrik Witbooi stammen würden. Bereits im August 2018 hatte die deutsche Nicht-Regierungs-Organisation „Berlin Post-Kolonial“ angekündigt, dass die von Witbooi gestohlene Familienbibel als „wichtiges Kulturgut von nationaler Bedeutung“ sowie eine Peitsche zurück an Namibia gegeben werden sollen (AZ berichtete).
Diese Ankündigung war der vorerst letzten und dritten Rückführung von 26 Nama- und Herero-Schädeln gefolgt, die zu jener Zeit an der Charité Universität in Berlin zusammengetragen worden waren und einer namibischen Delegation unter Anführung der namibischen Bildungsministerin, Katrina Hanse-Himarwa, überhändigt worden waren. Einem Ehrengottesdienst in Deutschland folgte eine formelle Entgegennahme der Schädel auf namibischem Boden im Parlamentsgarten in Windhoek im Beisein der deutschen Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD).
Rückgabe wird nachgeholt
Ursprünglich sollten die Bibel und Peitsche ebenfalls im August 2018 zurückgegeben werden. Dies konnte nicht realisiert werden, weil erst das Regelwerk der betroffenen Instanz verändert werden musste, bevor eine Auslieferung dieser Artikel möglich wurde. Das trifft auf einige der Museen zu, die vorhaben, sogenannte „Beutekunst“ zurückzuerstatten und es führte in diesem Fall zu einer Verschiebung der Aushändigung dieser beiden Artikel. Das soll nun im Februar nachgeholt werden, doch wem die Bibel ausgehändigt wird ist bisher nicht ersichtlich, denn neben dem namibischen Staat reklamieren auch Vertreter der Nama sowie die Nachfahren Witboois diese Erbstücke.
Das „Neue Testament in der Sprache der Nama“ wurde 1866 in Berlin gedruckt. „Die Familienbibel mit handschriftlichen Anmerkungen von Hendrik Witbooi und weiteren Familienmitgliedern war sehr wahrscheinlich im Jahr 1893 bei einem Angriff auf Hornkranz, den Hauptsitz Witboois, von deutschen Kolonialtruppen erbeutet worden, bei dem mit größter Brutalität vorgegangen und auch viele Frauen und Kinder ermordet wurden“, heißt es auf der Internetseite des Museums.
Noch einmal ausgestellt
Anfang Dezember 2018 hatte das Museum angekündigt, dass die „Familienbibel und Peitsche von Witbooi bis zur Rückgabe der geraubten Kulturgüter nach Namibia im Februar 2019“ nochmals auf deutschen Boden ausgestellt werden. Die beiden Artikel seien im Jahr 1902 als Schenkung an das Museum gegangen, und das Land Baden-Württemberg habe vor, diese Gegenstände an Namibia zurückzugeben – demnach wird diese Restitution an Namibia auch die erste derartige Rückgabe kolonialer Kulturgüter aus einem Museum in Baden-Württemberg. Hofrat Wassmannsdorf war in den Jahren 1895 bis 1898 für die Schutztruppe in „Südwest“ tätig und hatte die Exponate dem Museum geschenkt.
Kein rechtlicher Anspruch
Nach geltendem Recht bestehen laut dem Völkerrechtler Richard Dören keine Ansprüche auf Rückgabe kolonialer Kulturgüter. Doch sei damit über die Rolle des Rechts im Streit um Restitutionen noch nicht alles gesagt. Das Museum selbst hat sich detailliert mit dem Thema auseinandergesetzt und einen entsprechenden Abschlussbericht unter dem Titel „Schwieriges Erbe: Zum Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen“ veröffentlicht.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) sagte im November 2018: „Die Frage, wie wir mit Kulturgütern und anderen Objekten in unseren Sammlungen umgehen, die in kolonialem Kontext erworben wurden, wird immer stärker diskutiert – weit über die Museen hinaus. Auch in der Gesellschaft gewinnt das Thema an Relevanz, denn die Aufarbeitung der Vergangenheit ist immer Ausgangspunkt, um die Gegenwart zu verstehen. Baden-Württemberg stellt sich deshalb seiner historischen Verantwortung. Die Rückgabe der ‚Witbooi-Bibel' und der Peitsche Hendrik Witboois an Namibia ist ein bedeutendes Signal und wichtiger Schritt im Prozess der Versöhnung.“
Laut dem Linden-Museum wurde mit dem Botschafter Namibias und der namibischen Regierung eine persönliche Rückgabe durch Kunstministerin Theresia Bauer (B'90/Grüne) für Ende Februar vereinbart. „Die Rückgabe ist für uns zugleich der Auftakt für die gemeinsame Aufarbeitung der deutsch-namibischen Kolonialgeschichte“, so Bauer.
Im vergangenen Monat brachte der deutsche Fernsehsender ARD als Teil seines Programms „Tagesthemen“ einen Beitrag über das Linden-Museum in Stuttgart. Dabei wurde konkret von der geplanten Rückführung zweier Gegenstände gesprochen, die vom Nama-Häuptling Hendrik Witbooi stammen würden. Bereits im August 2018 hatte die deutsche Nicht-Regierungs-Organisation „Berlin Post-Kolonial“ angekündigt, dass die von Witbooi gestohlene Familienbibel als „wichtiges Kulturgut von nationaler Bedeutung“ sowie eine Peitsche zurück an Namibia gegeben werden sollen (AZ berichtete).
Diese Ankündigung war der vorerst letzten und dritten Rückführung von 26 Nama- und Herero-Schädeln gefolgt, die zu jener Zeit an der Charité Universität in Berlin zusammengetragen worden waren und einer namibischen Delegation unter Anführung der namibischen Bildungsministerin, Katrina Hanse-Himarwa, überhändigt worden waren. Einem Ehrengottesdienst in Deutschland folgte eine formelle Entgegennahme der Schädel auf namibischem Boden im Parlamentsgarten in Windhoek im Beisein der deutschen Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD).
Rückgabe wird nachgeholt
Ursprünglich sollten die Bibel und Peitsche ebenfalls im August 2018 zurückgegeben werden. Dies konnte nicht realisiert werden, weil erst das Regelwerk der betroffenen Instanz verändert werden musste, bevor eine Auslieferung dieser Artikel möglich wurde. Das trifft auf einige der Museen zu, die vorhaben, sogenannte „Beutekunst“ zurückzuerstatten und es führte in diesem Fall zu einer Verschiebung der Aushändigung dieser beiden Artikel. Das soll nun im Februar nachgeholt werden, doch wem die Bibel ausgehändigt wird ist bisher nicht ersichtlich, denn neben dem namibischen Staat reklamieren auch Vertreter der Nama sowie die Nachfahren Witboois diese Erbstücke.
Das „Neue Testament in der Sprache der Nama“ wurde 1866 in Berlin gedruckt. „Die Familienbibel mit handschriftlichen Anmerkungen von Hendrik Witbooi und weiteren Familienmitgliedern war sehr wahrscheinlich im Jahr 1893 bei einem Angriff auf Hornkranz, den Hauptsitz Witboois, von deutschen Kolonialtruppen erbeutet worden, bei dem mit größter Brutalität vorgegangen und auch viele Frauen und Kinder ermordet wurden“, heißt es auf der Internetseite des Museums.
Noch einmal ausgestellt
Anfang Dezember 2018 hatte das Museum angekündigt, dass die „Familienbibel und Peitsche von Witbooi bis zur Rückgabe der geraubten Kulturgüter nach Namibia im Februar 2019“ nochmals auf deutschen Boden ausgestellt werden. Die beiden Artikel seien im Jahr 1902 als Schenkung an das Museum gegangen, und das Land Baden-Württemberg habe vor, diese Gegenstände an Namibia zurückzugeben – demnach wird diese Restitution an Namibia auch die erste derartige Rückgabe kolonialer Kulturgüter aus einem Museum in Baden-Württemberg. Hofrat Wassmannsdorf war in den Jahren 1895 bis 1898 für die Schutztruppe in „Südwest“ tätig und hatte die Exponate dem Museum geschenkt.
Kein rechtlicher Anspruch
Nach geltendem Recht bestehen laut dem Völkerrechtler Richard Dören keine Ansprüche auf Rückgabe kolonialer Kulturgüter. Doch sei damit über die Rolle des Rechts im Streit um Restitutionen noch nicht alles gesagt. Das Museum selbst hat sich detailliert mit dem Thema auseinandergesetzt und einen entsprechenden Abschlussbericht unter dem Titel „Schwieriges Erbe: Zum Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen“ veröffentlicht.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) sagte im November 2018: „Die Frage, wie wir mit Kulturgütern und anderen Objekten in unseren Sammlungen umgehen, die in kolonialem Kontext erworben wurden, wird immer stärker diskutiert – weit über die Museen hinaus. Auch in der Gesellschaft gewinnt das Thema an Relevanz, denn die Aufarbeitung der Vergangenheit ist immer Ausgangspunkt, um die Gegenwart zu verstehen. Baden-Württemberg stellt sich deshalb seiner historischen Verantwortung. Die Rückgabe der ‚Witbooi-Bibel' und der Peitsche Hendrik Witboois an Namibia ist ein bedeutendes Signal und wichtiger Schritt im Prozess der Versöhnung.“
Laut dem Linden-Museum wurde mit dem Botschafter Namibias und der namibischen Regierung eine persönliche Rückgabe durch Kunstministerin Theresia Bauer (B'90/Grüne) für Ende Februar vereinbart. „Die Rückgabe ist für uns zugleich der Auftakt für die gemeinsame Aufarbeitung der deutsch-namibischen Kolonialgeschichte“, so Bauer.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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