Wissenschaft, die Wissen schafft

Am 18. März 1938 wurde die Firma Swakopmund Tannery (Pty) Ltd von drei Personen gegründet, die das Potenzial eines Lederherstellungsbetriebes für das damalige Südwestafrika erkannten. Die erste Aufgabe des Unternehmens war es, die Rohhäute der Kaprobben für den weiten Weg nach Skandinavien zu konservieren. Vorausgegangen war die Erkenntnis des Konzessionsinhabers der Robbenkolonie Cape Cross, Hermann Offen, und des Hamburger Geschäftsmannes Hermann Pruter, welcher Inhaber der Importfirma Kronheimer war, dass ein Gerber zwecks fachmännischer Konservierung der Robbenfelle beauftragt werden musste. Für diese Stellung bewarb sich Ewald Schier aus Hamburg. Er hatte in der Gerberei seines Vaters, August Schier, bereits Grundkenntnisse im Gerben von Reptil- und Fischhäuten erworben. Zu seiner weiteren Ausbildung arbeitete Ewald Schier außerdem in einer Großgerberei in Neumünster und in der Präparationsabteilung des Tierparks Hagenbeck in Hamburg.

Im November 1937 erreichte der 25-jährige Ewald Schier mit dem Dampfer Ubena den Hafen von Walvis Bay und fuhr nach Swakopmund weiter, wo er im alten Lagerhaus der Kronenbrauerei in der Brückenstraße seine Tätigkeit aufnahm.

Hermann Offen und Hermann Pruter offerierten Ewald Schier 1/3 des zu gründenden Unternehmens zu 1000 Engl. Pfund. Die Swakopmund Tannery (Pty) Ltd. entstand.

Schon im darauffolgenden Jahr änderte sich alles: Ewald Schier wurde, wie viele andere junge deutsche Männer, nach Südafrika in ein Internierungslager gebracht, wo er bis Kriegsende festgehalten wurde. Hermann Offen schied kurz darauf aus dem Unternehmen aus. Hermann Pruter hielt jedoch trotz dieser widrigen Umstände an der Idee einer Gerberei fest.

Am Stadtrand erwarb er die Grundstücke Nr. 299 und Nr. 300 in der Leutweinstraße 5 und 7, Ecke Otavistraße. Sein entsprechender Antrag bei der Stadtverwaltung wurde angenommen. Industriegrundstücke gab es damals noch nicht, und er baute 1941 eine Gerberei mit Wasserwerkstatt, Trockenraum, Lager und Büroräumen.

Ewald Schier stand bei allen Entwicklungen brieflich mit Rat zur Seite, was von den südafrikanischen Offizieren überwacht wurde. Es wurden Maschinen aus England eingekauft und ein Gerbergehilfe angestellt. So wurde zunächst, der Nachfrage aus dem Inland entsprechend, Geschirrleder aus Rind- und Kuduhäuten hergestellt.

Der Betrieb wurde größer, die Aufgaben immer umfangreicher, so dass man sich entschied, die Buchführung der Firma Kronheimer zu überlassen. Für die tägliche Buchhaltung und Korrespondenz stellte man 1943 eine Sekretärin ein: Fräulein Christel Komnik, 18 Jahre alte, übernahm diese Aufgabe – und schied erst 1995 im Alter von 70 Jahren aus der Firma aus.

1946 kehrte Ewald Schier zurück. 1947 heiratete er Hannelore Cordes. Die Swakopmund Tannery war nach wie vor die einzige Gerberei im Lande, und so schickten viele Farmer ihre Rohfelle per Bahn nach Swakopmund. Im Lohnauftrag wurden diese „zugerichtet“ (Haargerbung) oder für Geschirrleder „lohgar“ gegerbt (mit „Wattle“-Rindenextrakt aus Ost-Transvaal).