Wissenschaft, die Wissen schafft
Mobilmachung in Swakopmund
Freitag, 23. September 1914
Zwei Tage konnten sich die armen Soldaten nun von den Anstrengungen erholen. Der englische Kreuzer, von welchem wir den Eindruck eines frechen Straßenjungen gewonnen hatten, der mit Klippen auf uns wirft und schnell wegrennt wenn er uns in Angst gejagt hat, ließ sich fast täglich auf der Reede oder weit draußen sehen und spionierte. Aber auch ein paar Walfänger trieben sich bei Swakopmund herum und daß die Engländer ein neues Vorhaben hatten, ahnten wir. In Walvisbai waren ein Kreuzer und verschiedene Schlepper gesichtet worden. Auf dem größten Turm standen stündlich verschiedene Posten und beobachteten durch Ferngläser die See, Dünen und Umgegend. Von Lüderitzbucht kam die amtliche Meldung, dass Lüderitzbucht besetzt ist und 2000 - 3000 Truppen gelandet sind, die Post sowie Signalstation besetzt ist. Die Herren von den Behörden sind nach Aus gegangen. Die Bahnstrecke zerstört. Sämtliche Frauen und Kinder sind in Lüderitzbucht geblieben. 200 Frauen und Kinder sollen nach Kapstadt geschafft worden sein. Doktor Schaumburg soll Klippen karren müssen. Verschiedene andere Herren, z.B. der Bürgermeister, soll auf dem Schiff Kohlentrimmer sein. Ob sich das bewahrheitet weiß man nicht. Hoffentlich nicht. Was wird unsere arme Hede machen? Peter macht sich die bittersten Vorwürfe, daß er sie nicht hat mitgenommen, aber keinem Menschen kam der Gedanke, es könnte etwas passieren. Peter war bis jetzt in Aus, ist aber jetzt nach Keetmanshoop versetzt worden, um die Bezirksamtsgeschäfte für Lüderitzbucht weiter zu führen. Dem Besirksamtmann wird es zum Vorwurf gemacht, daß Lüderitzbucht nicht geräumt worden ist. Im ganzen Schutzgebiet soll nicht so viel Proviant sein wie in Lüderitzbucht, nichts ist heraus gekommen. Viele Privatleute hatten für ein Jahr und noch länger Proviant gekauft, jetzt fällt alles den frechen Engländern in die Hände. Auf einem Patrouillenritt bei Lüderitzbucht sind gefallen: Vizefeldwebel Alves, Reiter Draeger, Reiter Zergiebel, verschiedene verwundet und vermisst. Bei einem späteren Ritt sind verwundet und gefangengenommen: Leutnant Meyer, Sergeant Rosner(?), Gefreiter Boos.
Die Landungsbrücken in Swakopmund wurden durch den Beschuss der Engländer im September 1914 schwer beschädigt. Foto: Archiv - Gretel Keding
Rubrik: Geschichte
Tags: Geschichte, Historie, Namibia, Wissenschaftliche Gesellschaft, Swakopmund, Erster Weltkrieg, Funkturm, Armadale Castle, Beschießung, Mobilmachung, Elisabeth Hammer
Freitag, 23. September 1914
Zwei Tage konnten sich die armen Soldaten nun von den Anstrengungen erholen. Der englische Kreuzer, von welchem wir den Eindruck eines frechen Straßenjungen gewonnen hatten, der mit Klippen auf uns wirft und schnell wegrennt wenn er uns in Angst gejagt hat, ließ sich fast täglich auf der Reede oder weit draußen sehen und spionierte. Aber auch ein paar Walfänger trieben sich bei Swakopmund herum und daß die Engländer ein neues Vorhaben hatten, ahnten wir. In Walvisbai waren ein Kreuzer und verschiedene Schlepper gesichtet worden. Auf dem größten Turm standen stündlich verschiedene Posten und beobachteten durch Ferngläser die See, Dünen und Umgegend. Von Lüderitzbucht kam die amtliche Meldung, dass Lüderitzbucht besetzt ist und 2000 - 3000 Truppen gelandet sind, die Post sowie Signalstation besetzt ist. Die Herren von den Behörden sind nach Aus gegangen. Die Bahnstrecke zerstört. Sämtliche Frauen und Kinder sind in Lüderitzbucht geblieben. 200 Frauen und Kinder sollen nach Kapstadt geschafft worden sein. Doktor Schaumburg soll Klippen karren müssen. Verschiedene andere Herren, z.B. der Bürgermeister, soll auf dem Schiff Kohlentrimmer sein. Ob sich das bewahrheitet weiß man nicht. Hoffentlich nicht. Was wird unsere arme Hede machen? Peter macht sich die bittersten Vorwürfe, daß er sie nicht hat mitgenommen, aber keinem Menschen kam der Gedanke, es könnte etwas passieren. Peter war bis jetzt in Aus, ist aber jetzt nach Keetmanshoop versetzt worden, um die Bezirksamtsgeschäfte für Lüderitzbucht weiter zu führen. Dem Besirksamtmann wird es zum Vorwurf gemacht, daß Lüderitzbucht nicht geräumt worden ist. Im ganzen Schutzgebiet soll nicht so viel Proviant sein wie in Lüderitzbucht, nichts ist heraus gekommen. Viele Privatleute hatten für ein Jahr und noch länger Proviant gekauft, jetzt fällt alles den frechen Engländern in die Hände. Auf einem Patrouillenritt bei Lüderitzbucht sind gefallen: Vizefeldwebel Alves, Reiter Draeger, Reiter Zergiebel, verschiedene verwundet und vermisst. Bei einem späteren Ritt sind verwundet und gefangengenommen: Leutnant Meyer, Sergeant Rosner(?), Gefreiter Boos.
Die Landungsbrücken in Swakopmund wurden durch den Beschuss der Engländer im September 1914 schwer beschädigt. Foto: Archiv - Gretel Keding
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Allgemeine Zeitung
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