Wir sind die politischen Versager
Die Überschrift des Leserbriefes ist überaus aussagekräftig, sie ist Frage und erschreckende Feststellung zugleich. Dann ist da die wichtige Frage, wer denn die AZ und die Schwesterzeitung überhaupt liest. Die weitere Frage, ob etwas, was uns am Herzen liegt, bei denen "oben" ankommt bzw. ob die daran interessiert sind, ist ausschlaggebend für die Qualität unserer Demokratie. Wenn wir ehrlich sein wollen, und das müssen wir, muss auch gefragt werden, welches Interesse die AZ - oder andere Zeitungen, die kleine Gruppen im Lande bedienen - haben kann, solcherart Leserbrief überhaupt zu veröffentlichen. Es sind ja immer nur einige Wenige in unserer Sprachgruppe, die sich mit dem Wort "wir" und seiner Zukunft beschäftigen. Oft wird die Redaktion ganz einfach versucht sein, solche Briefe unter den Tisch fallen zu lassen, da zu Wenige daran Interesse zeigen. Das "ich" scheint ja auch in unserer Sprachgruppe von höchster Bedeutung zu sein.
Die Deutschsprachigen sind, wenigstens auf dem Papier, ein integraler Teil des Vielvölkerstaates Namibia. In Wirklichkeit hat sich ein großer Teil dieser Menschen geistig freiwillig in ein Ghetto zurückgezogen, man lebt, geistig mumifiziert und abgeschottet, in der eigenen Welt. Es gab immer Anstrengungen der AZ-Redaktion, ihre Leser in das Tagesgeschehen mit hinein zu ziehen, sie durch Kommentare aufzurütteln. Sie scheinen recht erfolglos geblieben zu sein.
Was in unserer Gruppe an geistiger Regsamkeit vorhanden ist, welche Themen interessieren, kann am Inhalt der Leserbriefseite, ihrem Umfang und den Wohnorten der Schreiber unschwer ermittelt werden. Es ist eine sehr traurige Statistik. Welcher Politiker sollte an der Meinung einer solch gleichgültigen Truppe überhaupt interessiert sein? Wir weißen Afrikaner schlucken ja heute tatsächlich alles, wir sind die politischen Versager in Namibia, leben in unseren verschiedenen Ghettos, leben größtenteils nur noch in der Vergangenheit und wundern uns, dass Andere, die tatsächlich vitaler, dominanter sind als wir, uns übersehen. Wenn wir deutschsprachigen Namibier es nicht fertig bringen, wenigstens ein Gespräch in unserer deutschsprachigen Zeitung zustande zu bringen, dann bleiben wir unten; wir zählen dann tatsächlich nicht mehr, haben nur noch einen Nutzwert wie das liebe Vieh.
Auf irgendeine Partei dürfen wir uns nicht mehr verlassen. Alle Parteien haben uns zu oft schon enttäuscht, wie wir wahrscheinlich die Parteien enttäuschten. Wir müssen uns erst auf uns allein verlassen, müssen unsere Gemeinschaft aus dem politischen Dornröschenschlaf küssen und stärken, die damit wir ganz Namibia wecken und stärken können. Dann erst wird man von uns Notiz nehmen (müssen), dann erst werden wir nicht mehr alles schlucken müssen. Dann erst werden wir wieder von einer guten Zukunft in unserem Land träumen dürfen.
P.R. Hager, Henties Bay
Die Deutschsprachigen sind, wenigstens auf dem Papier, ein integraler Teil des Vielvölkerstaates Namibia. In Wirklichkeit hat sich ein großer Teil dieser Menschen geistig freiwillig in ein Ghetto zurückgezogen, man lebt, geistig mumifiziert und abgeschottet, in der eigenen Welt. Es gab immer Anstrengungen der AZ-Redaktion, ihre Leser in das Tagesgeschehen mit hinein zu ziehen, sie durch Kommentare aufzurütteln. Sie scheinen recht erfolglos geblieben zu sein.
Was in unserer Gruppe an geistiger Regsamkeit vorhanden ist, welche Themen interessieren, kann am Inhalt der Leserbriefseite, ihrem Umfang und den Wohnorten der Schreiber unschwer ermittelt werden. Es ist eine sehr traurige Statistik. Welcher Politiker sollte an der Meinung einer solch gleichgültigen Truppe überhaupt interessiert sein? Wir weißen Afrikaner schlucken ja heute tatsächlich alles, wir sind die politischen Versager in Namibia, leben in unseren verschiedenen Ghettos, leben größtenteils nur noch in der Vergangenheit und wundern uns, dass Andere, die tatsächlich vitaler, dominanter sind als wir, uns übersehen. Wenn wir deutschsprachigen Namibier es nicht fertig bringen, wenigstens ein Gespräch in unserer deutschsprachigen Zeitung zustande zu bringen, dann bleiben wir unten; wir zählen dann tatsächlich nicht mehr, haben nur noch einen Nutzwert wie das liebe Vieh.
Auf irgendeine Partei dürfen wir uns nicht mehr verlassen. Alle Parteien haben uns zu oft schon enttäuscht, wie wir wahrscheinlich die Parteien enttäuschten. Wir müssen uns erst auf uns allein verlassen, müssen unsere Gemeinschaft aus dem politischen Dornröschenschlaf küssen und stärken, die damit wir ganz Namibia wecken und stärken können. Dann erst wird man von uns Notiz nehmen (müssen), dann erst werden wir nicht mehr alles schlucken müssen. Dann erst werden wir wieder von einer guten Zukunft in unserem Land träumen dürfen.
P.R. Hager, Henties Bay
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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