Was der Kopf kann, können auch die Hände

Von Andreas Seibert, Windhoek„Unser Motto lautet: ‚Was der Kopf kann, müssen auch die Hände können´“, sagt Alison King von der Wolwedans Foundation. Diese Stiftung hat 2007 zwei Institutionen ins Leben gerufen: Die Wolwedans Desert Academy (DA) und das Namibian Institute of Culinary Education (NICE). Dort können junge Namibier während einer zweijährigen Ausbildung das Handwerk der Gastronomie erlernen. Dabei sind Theorie und Praxis immer eng miteinander verknüpft: Das NICE ist neben einer Ausbildungsstätte auch ein exklusives Restaurant. Dort können die Schüler das Erlernte auch gleich in die Tat umsetzen.Das Robert-Wetzlar-Berufskolleg aus Bonn ist ein Partner des Projekts. Die Bonner Schule wird von 2700 Schülern besucht, davon erlernen 700 das Gaststättengewerbe. Im Februar und September findet immer ein Schüleraustausch zwischen dem Berufskolleg und dem NICE statt. Doch wie ist die Idee zur Kooperation überhaupt entstanden? „Das Berufskolleg ist eine UNESCO-Projektschule, daher gehen wir gerne weltweite Kooperationen mit anderen Schulen ein, die ähnliche Interessen haben. Unser erster Partner war die Farmschule in Baumgartsbrunn, mit der wir zwei Jahre zusammengearbeitet haben. Die Schule ist zurzeit geschlossen, daher mussten wir uns einen anderen Partner suchen. So kam die Zusammenarbeit mit dem NICE zustande“, erklärt Lehrerin Katja Türk.Ende Februar haben zehn deutsche Schüler für drei Wochen das NICE besucht und es fand ein reger kultureller und arbeitstechnischer Austausch statt. „Das NICE gefällt mir sehr gut, es hat ein tolles Ambiente. Wir haben den Azubis des NICE beim Arbeiten zugeschaut und deren Arbeitsweise mit der unsrigen verglichen. Vieles ist gleich, doch es gibt natürlich auch Unterschiede: Hier wird der Tisch zum Beispiel in einer anderen Reihenfolge gedeckt und Servietten werden anders gefalten“, erklärt Schülerin Anna Maria Schäfer. Neben der namibischen Gastronomie haben die Schüler auch die Kultur kennengelernt: Sie haben Swakopmund und Walvis Bay besucht und Windhoek per Stadtrundfahrt erkundet. Einige kulinarische Spezialitäten wurden natürlich nicht ausgelassen: „Wir haben auch Mopane-Raupen und Oshikundu probiert“, so Marvin Voss.Den Schülern haben die drei Wochen äußerst gut gefallen: „Ich habe sehr viele neue Erfahrungen gemacht und konnte meinen Horizont erweitern“, sagt Anna Maria Schäfer. Auch Tabea Körber nimmt viel mit: „Ich konnte mein Englisch verbessern und denke nun im Bezug auf Lebensmittel anders. Wir leben im absolutem Überfluss, doch in Namibia leben die Menschen viel bewusster mit viel weniger.“Im September dieses Jahres besuchen vier bis sechs Azubis des NICE das Robert-Wetzlar-Berufskolleg und schauen dann den deutschen Schülern bei ihrer Arbeit über die Schulter.

Was der Kopf kann, können auch die Hände

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-18

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