Vorsicht, Kunst!?

Praktikant WAZon
Von Benjamin Schaller, Windhoek


Früher war Hendrik Ehlers als Landminenspezialist tätig. Er erlebte den angolanischen Bürgerkrieg und hat nach eigener Aussage „sehr viel Scheiß“ in seinem Leben gesehen. Heute gestaltet sich sein Alltag deutlich entspannter. „Ich gehe nachmittags in meine Galerie, höre Musik, lese Bücher und treffe dabei einige sehr verrückte Menschen. Und abends gehe ich wieder nach Hause“, so der bekennende Kunstfreund. Anfang Oktober eröffnete seine „danger.Art“-Galerie in der Grove Mall in Khomasdal, in der neben zeitgenössischer namibischer Kunst auch ein vielfältiges Potpourri aus Ehlers‘ internationaler Privatsammlung zu sehen ist.


(Fast) alle Kunstwerke stehen dabei zum Verkauf, dennoch stehen für Ehlers keine kommerziellen Zwecke im Vordergrund: „Ich führe meine Besucher herum, erzähle Geschichten zur Kunst und verfolge damit einen didaktischen Ansatz.“ Er bezeichnet seine Tätigkeit als Galerist als ein „elitäres Projekt“, nicht jeder habe die Zeit und das Geld, ein solches Vorhaben umzusetzen. „Meine Motivation ist das Teilen.“ Die Wahl des Standortes Khomasdal erklärt Ehlers mit dem Interesse daran, Menschen zu erreichen, die sonst eher selten mit Kunst in Berührung kommen. Daher sieht er „danger.Art“ auch nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu bestehenden Windhoeker Institutionen. Die Möglichkeit zur Umsetzung ergab sich durch eine schwanger gewordene Modehändlerin, die ihre Räumlichkeit in der Mall für ein Jahr zur Verfügung stellte. „Etwa fünf Tage, nachdem die Idee aufkam, stand das Ding“, freut sich Ehlers über den reibungslosen Start. An der einjährig befristeten Laufzeit möchte er allerdings noch nicht rütteln.


In der „danger.Art“-Galerie sind Werke von längst etablierten namibischen Künstlern wie Amy Schoeman oder John Liebenberg zu sehen, aber auch die neueren Stars der Szene wie Ismael Shivute oder Alpheus Mvula finden ihren Platz. Die Skulpturen von letzterem sind dabei von Neonlampen umkreist. Neben dem sehr pragmatischen Grund, dass sie somit vorm „Umrennen“ durch überhastige Besucher geschützt seien, bezeichnet Ehlers diesen Aufbau als Pop-Art-Zitat. Mit dieser Kunstform kam er das erste Mal im „Kaiser-Wilhelm-Museum” in seiner Heimatstadt Krefeld in Berührung. „Als ich die Neon-Installationen von Joseph Beuys sah, wusste ich, dass die Zukunft angekommen war.“


Abseits von allen Zukunftsvisionen sieht Ehlers die Arbeit der namibischen Kunstszene insbesondere als ein Mittel zur Erfassung der Gegenwart: „Nichts könnte das heutige Namibia so gut darstellen wie die Kunst.“ Das Potenzial scheint laut Ehlers gegeben. So sei Ndasuunje „Papa“ Shikongeni international gefragt, Paul Kiddo wurde kürzlich von amerikanischen Universitäten ausgezeichnet. Dennoch fehle es an einer heterogenen Wahrnehmung von namibischer Kunst. „Die Leute haben eine Idee von angolanischer oder südafrikanischer Kunst. Wir sind dagegen international ein unbeschriebenes Blatt.“ Laut Ehlers sollte es momentan die vordergründige Motivation junger namibischer Kunstschaffender sein, ihre Arbeit finanziell gewinnbringend zu etablieren. „Erst das Brot, dann die Philosophie“, begründet Ehlers diesen marktorientierten Ansatz.


Bei den Besuchern der „danger.Art“-Galerie scheinen die Werke des künstlerischen Nachwuchses jedenfalls gut anzukommen. „Wenn ich etwas verkaufe, sind es die preisgünstigen Arbeiten junger Künstler. Damit können sich die Leute identifizieren“, erzählt Hendrik Ehlers. Für die allerwenigsten auch nur überhaupt bezahlbar wäre hingegen ein Gemälde des Mosambikaners João Paulo Quehá, das ebenfalls in der Galerie ausgestellt ist. „Mein teuerstes Stück“, sagt Ehlers. „Quehá versteht es, Farben auf unbeschreibliche Weise zum Leuchten zu bringen. Seine Kunstwerke werden unter anderem in New York oder Los Angeles verkauft.“ Dass Farbe und Leuchtkraft gemeinhin mit Friedenszeiten und graue Eintönigkeit mit dem Krieg assoziiert werden, ist laut Ehlers kein Zufall: „Während der Kriegszeiten – und der afrikanische Kontinent erlebte in den vergangenen Jahrzehnten bekanntlich so einige Kriege – gibt es nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu Farbstoffen und Chemikalien. Es gab also schlichtweg häufig nicht die Möglichkeit, farbenfroh zu malen. Mit dem Ende jedes Krieges gab es auch stets einen Nachschub an Farbmaterial.“


Neben allen optischen Einflüssen enthält „danger.Art“ auch eine akkustische Note. Auf einer Anlage aus den Siebzigern laufen Jazzschallplatten sowie weitere ausgewählte Musik, unter anderem auch die neue Platte von Ehlers Frau Lize. „Es ist einfach eine Frage der Qualität. Ich höre nur Vinyl“, erklärt Hendrik Ehlers. Die Musik steht größtenteils auch zum Verkauf, dabei achtet Ehlers darauf, eine Auswahl anzubieten, die sich andernorts nicht einfach bekommen lässt. „Ich wünsche mir, dass die Leute auch kommen, um sich einfach hinzusetzen, Musik zu hören und zu lesen.“ Zu diesem Zweck ist auch eine große Anzahl an sogenannten „Coffee Table Books“ ausgelegt.


Vielfalt kann ohnehin als einer der Kernfaktoren in Hendrik Ehlers Galerie, die im Grunde als Kunstprojekt an sich erscheint, gelten. Fotografien, plastische Kunst sowie diverse skurrile Objekte finden sich genauso wie die dadaistisch inspirierten Werke der Namibierin Nicky Marais, die Ehlers als „auf eine äußerst bemerkenswerte Art und Weise sinnlos“ beschreibt. Das Kommen und Gehen von Ausstellungsstücken versteht Ehlers als einen dynamischen Prozess: „Ich habe durchaus auch ein Faible für schlechten Geschmack. Demnächst stehen noch einige äußerst knallige Erweiterungen ins Haus.“ Des Öfteren bitten Besucher Ehlers auch, ihre eigene Arbeit in der „danger.Art“-Galerie ausstellen zu können. Mit diesen Anfragen geht er auf unterschiedliche Art und Weise um: „Ehrlich gesagt, ich habe da ziemlich nebulöse Kriterien. Aber das kann ich mir auch erlauben, es ist schließlich mein Laden.“


Diesem Selbstbewusstsein entsprechend enthält „danger.Art“ auch einige Selbstreferenzen – nicht zuletzt natürlich auch der Name, der auf Ehlers‘ Vergangenheit als Minenspezialist anspielt. „An und für sich ist es ein Witz. Einige potenzielle Besucher sehen vielleicht eine gewisse Hürde, sich mit Kunst zu beschäftigen. Diese soll leichter überwunden werden.“ Eine tatsächliche Gefahr, die von Kunst ausginge, kann Ehlers hingegen nicht erkennen. „Letztendlich ist es doch die Kunst, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Nur der Mensch ist zu dieser Reflektion in der Lage. Ich denke, der Grad einer Zivilisation drückt sich, neben einigen anderen Faktoren, am Umgang mit Kunst aus.“ In diesem Sinne äußert Hendrik Ehlers auch einen Ratschlag, den er als gemeingültig betrachtet: „Anstelle Kriege zu führen, sollten sich die Menschen lieber auf Kunst konzentrieren.“ Er sagt dies, auch wenn – oder gerade weil – für seine frühere Tätigkeit in diesem Fall gar kein Bedarf bestünde.

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Allgemeine Zeitung 2024-03-28

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