Vor 50 Jahren

15. November 1967

Terroristenprozeß in Pretoria fortgesetzt

Pretoria (SAPA) – Vor dem Obergericht in Pretoria wurde der Terroristenprozeß am Dienstag nach einer Unterbrechung von drei Wochen wieder fortgesetzt. Die 36 Angeklagten erschienen zum ersten Mal in sauberen Safarianzügen. Ursprünglich waren es insgesamt 27 Angeklagte. Einer war jedoch erkrankt und ist inzwischen gestorben. Kurz or seinem Tode hatte er sich im Rahmen der Anklageschrift für schuldig bekannt.

Staatsanwalt Adv. P. Oosthuizen wies das Gericht am Dienstag darauf hin, daß er und der Verteidiger hinsichtlich der Übersetzung zahlreicher Dokumente aus der Ovambosprache eine Übereinkunft erreicht hätten. Dies sei während der Prozeßpause dem Verteidiger und einigen der Angeklagten mit Hilfe eines offiziellen Gerichtsdolmetschers möglich gewesen.

Obwohl der Verteidiger bereit ist, den größten Teil dieser Dokumente als dem Gericht vorgelesen zu akzeptieren, zitierte der Staatsanwalt dennoch aus Dokumenten, die von dem Hauptquartier der South West Africa Peoples´ Organisation (SWAPO) in Windhoek verbreitet worden sind. Sie befassen sich unter anderem mit der Verfassung der SWAPO, enthalten Protokolle von SWAPO-Versammlungen, Pläne für einen nationalen Kongreß in Windhoek und Manuskripte von Reden von SWAPO-Mitgliedern. In einer ist die Rede von „unseren Helden, die bei den Vereinten Nationen so tapfer kämpfen“. Verschiedene Dokumente nennen einige der Angeklagten als Mitglieder und Funktionäre der SWAPO.

In einem der Briefe wird klargestellt, daß das Urteil des Internationalen Weltgerichts in Sachen Südwestafrika „die Freiheit näher rückt“. „Wenn wir nicht eng zusammenarbeiten und kämpfen, werden die Ideale unserer Organisation inwiderruflich verloren sein“, schreibt SWAPO-Sekretär Johannes Otto in einem der Dokumente. Wesentlich später soll er geschrieben haben: „Die südafrikanische Regierung muß fliegen. Unsere Unterdrückung muß beendet werden. Wir müssen das Recht haben, uns selbst zu regieren. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr. Amtierender Generalsekretär John Otto.“

Fast der gesamte Tag wurde mit dem Verlesen von Dokumente verbracht. Die drei Angeklagten Immanuel Gottlieb Nathanial Maxuiriri, Johannes Otto und Daniel Mutumbula waren der Staatsanwaltschaft bei der Übersetzung der Dokumente behilflich.

Zahlreiche der Briefe waren an SWAPO-Büros im Ausland gerichtet. Darin wurde um finanzielle Unterstützung gebeten. In einigen der Dokumente wurde eine Politik der Gewaltanwendung befürwortet.

15. November 1967

Keine deutschen U-Boote für Südafrika

Bonn (AZ) – Meldungen aus Bonn zufolge hat die Bundesrepublik die Lieferung von deutschen U-Booten an Südafrika abgelehnt. Südafrika wollte, wie es heißt, mehrere deutsche Dieselelektro-U-Boote für Küstengewässer für den Preis von je 4,5 Millionen Rand kaufen. Eine deutsche Werft soll vor geraumer Zeit bei dem Bundesministerium sondiert haben, ob von Regierungsseite Bedenken gegen die Lieferung von U-Booten an Südafrika erhoben werden. Nach Meldungen deutscher Zeitungen, die als Quelle die „Washington Post“ angeben, ist der Werft mitgeteilt worden, daß im Falle Südafrikas eine Ausnahme des Verbots von Rüstungslieferungen an Staaten außerhalb der NATO nicht möglich sei.

In anderen Fällen ist die Bundesrepublik wesentlich großzügiger verfahren. So hat sie beispielweise Militärhilfe an Nigeria geleistet, das nach wie vor von einem heftigen Bürgerkrieg geschüttelt wird. Ferner hat die Bundesrepublik der Marine des roten Tansanias vier Patrouillenboote im Rahmen eines Militärhilfeabkommens geschenkt. Die vier Marinefahrzeuge können jetzt im Schrotthafen von Daressalam besichtigt werden. Ein Patrouillenboot ist bereits verkauft. Es wird eine schwimmende Bar mit Restaurant umgebaut. Die übrigen drei Boote stehen zum Verkauf. Inzwischen sind sie völlig verrostet und verrottet. Der Kaufpreis pro Marinefahrzeug beläuft sich auf 100 000 Rand. Wer durch die Schrottfahrzeuge geht, die jedermann zugänglich sind, kann in den Kajüten noch in Deutschland als geheim deklarierte Dokumente finden.

Die Vereinten Nationen, denen die Bundesrepublik Deutschland nicht angehört, haben seinerzeit ein Waffenembargo gegen Südafrika erlassen.