Vor 50 Jahren
1. Juni 1967
Lagos (AZ/SAPA-Reuter). – Die Lage in der einstigen Musterdemokratie Nigeria wird zusehends bedrohlicher. Die Ostregion des Riesenstaates, die bereits seit langem die Bildung eines eigenen Staates anstrebt, ließ am Dienstag die unabhängige Republik Biafra ausrufen. Oberstleutnant Yakubu Gowon, der Chef der zentralen nigerianischen Regierung, ließ den Ausnahmezustand über das ganze Land verhängen und untersagte jede politische Betätigung. Am Samstag hatte Gowon über den Rundfunk bekanntgegeben, daß er alle Macht als oberster Befehlshaber übernommen habe.
Inzwischen nimmt die Gefahr einer bewaffneten Auseinandersetzung ständig zu. Mit seinen Streitkräften versucht Gowon jetzt, den abtrünnigen Staat wirtschaftlich in jeder Form zu erwürgen. Sämtliche Telefon- und Fernschreibverbindungen zwischen Lagos und der östlichen Hauptstadt Enugu wurden am Mittwoch unterbrochen. Die Hauptstraße nach Enugu soll, wie am Mittwoch bekannt wurde, für jeglichen Verkehr gesperrt sein. Über die Rundfunksender in den nördlichen und westlichen Regionen erging die Aufforderung an alle fähigen Männer und Reservisten, sich zum Militärdienst zu melden. Die italienische Botschaft hat allen Italienern in Nigeria geraten, das Land sofort zu verlassen. Aus britischen Quellen verlautete, daß keine Anweisungen bisher an britische Untertanen ergangen seien. In der Ostregion leben etwa 5000 Briten. Der amerikanische Botschafter in Lagos riet Unternehmen in Nigeria, die Angehörigen ihrer Angestellten aus Ostnigeria zu evakuieren. Eine Luftbrücke für die etwa 700 betroffenen Amerikaner befindet sich in Vorbereitung. In Nigeria leben auch etwa 2000 Deutsche, davon über die Hälfte in der Hauptstadt Lagos. Die Bundesrepublik hat alle notwendigen Maßnahmen für eine eventuelle Evakuierung bereits ergriffen. In der unabhängigen Republik Biafra regiert zur Zeit der in Oxford ausgebildete Oberstleutnant Ojukwo, der zuvor der Militärgouverneur der Ostregion war. Große Freude herrschte am Dienstag in den Straßen von Enugu, nachdem Ojukwo die Ausrufung der Republik bekanntgab. Häuptling Joseph Tifase, einer der ehemaligen Regierungsmitglieder Westnigerias, wurde im Gefängnis von Ibadan tot aufgefunden. Tifase war in dieser Woche zusammen mit sechs seiner Kollegen wegen der Unterschlagung von 120000 Rand Regierungsgeldern verhaftet worden. Aus offiziellen Quellen verlautete nur, daß die Todesursache noch nicht bekannt sei.
1. Juni 1967
Orkan tobt am Witwatersrand
Johannesburg (SAPA). – Ein verheerender Orkan richtete am Mittwoch am westlichen Witwatersrand große Verwüstungen an. Zahlreiche Menschen wurden obdachlos. Häuser wurden abgedeckt, Bäume und Telefonpfeiler umgerissen und Autos schwer beschädigt. Mindestens 200 Personen erlitten Verletzungen.
40 Bantu aus dem Dobsonville-Wohnviertel bei Roodepoort wurden ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem der Orkan ihre Wellblechhütten weggefegt hatte. Nach Angaben eines Sprechers der Wetterwarte muß der Orkan eine Geschwindigkeit von etwa 100 mph gehabt haben. In dem Luxuswohnviertel Greenhills herrschte stundenlanges Chaos. Neugebaute Häuser wurden beschädigt. Elektrizitätsmasten, Warnschilder und große Bäume lagen überall auf den Straßen verstreut. Anschließend suchte der Orkan Randfontein heim. Hier wurde besonders eine Fabrik betroffen, in der einige hundert Bantu gerade mit ihrer Nachtschicht begonnen hatten. Krankenwagen eilten zur Fabrik, um Verletzte in das Krugersdorper Krankenhaus zu transportieren. Etwa eine Stunde nach dem Orkan strömten hunderte von Fahrzeugen in die von der Katastrophe heimgesuchte Gegend. Im Licht der Scheinwerfer konnten die Einwohner der im Chaos hinterlassenen Wohnviertel die abgedeckten Häuser mit riesigen Zeltplanen notdürftig bedecken, um sich gegen den Regen zu schützen. Der Umfang des entstandenen Schadens ist bisher nicht bekannt.
Lagos (AZ/SAPA-Reuter). – Die Lage in der einstigen Musterdemokratie Nigeria wird zusehends bedrohlicher. Die Ostregion des Riesenstaates, die bereits seit langem die Bildung eines eigenen Staates anstrebt, ließ am Dienstag die unabhängige Republik Biafra ausrufen. Oberstleutnant Yakubu Gowon, der Chef der zentralen nigerianischen Regierung, ließ den Ausnahmezustand über das ganze Land verhängen und untersagte jede politische Betätigung. Am Samstag hatte Gowon über den Rundfunk bekanntgegeben, daß er alle Macht als oberster Befehlshaber übernommen habe.
Inzwischen nimmt die Gefahr einer bewaffneten Auseinandersetzung ständig zu. Mit seinen Streitkräften versucht Gowon jetzt, den abtrünnigen Staat wirtschaftlich in jeder Form zu erwürgen. Sämtliche Telefon- und Fernschreibverbindungen zwischen Lagos und der östlichen Hauptstadt Enugu wurden am Mittwoch unterbrochen. Die Hauptstraße nach Enugu soll, wie am Mittwoch bekannt wurde, für jeglichen Verkehr gesperrt sein. Über die Rundfunksender in den nördlichen und westlichen Regionen erging die Aufforderung an alle fähigen Männer und Reservisten, sich zum Militärdienst zu melden. Die italienische Botschaft hat allen Italienern in Nigeria geraten, das Land sofort zu verlassen. Aus britischen Quellen verlautete, daß keine Anweisungen bisher an britische Untertanen ergangen seien. In der Ostregion leben etwa 5000 Briten. Der amerikanische Botschafter in Lagos riet Unternehmen in Nigeria, die Angehörigen ihrer Angestellten aus Ostnigeria zu evakuieren. Eine Luftbrücke für die etwa 700 betroffenen Amerikaner befindet sich in Vorbereitung. In Nigeria leben auch etwa 2000 Deutsche, davon über die Hälfte in der Hauptstadt Lagos. Die Bundesrepublik hat alle notwendigen Maßnahmen für eine eventuelle Evakuierung bereits ergriffen. In der unabhängigen Republik Biafra regiert zur Zeit der in Oxford ausgebildete Oberstleutnant Ojukwo, der zuvor der Militärgouverneur der Ostregion war. Große Freude herrschte am Dienstag in den Straßen von Enugu, nachdem Ojukwo die Ausrufung der Republik bekanntgab. Häuptling Joseph Tifase, einer der ehemaligen Regierungsmitglieder Westnigerias, wurde im Gefängnis von Ibadan tot aufgefunden. Tifase war in dieser Woche zusammen mit sechs seiner Kollegen wegen der Unterschlagung von 120000 Rand Regierungsgeldern verhaftet worden. Aus offiziellen Quellen verlautete nur, daß die Todesursache noch nicht bekannt sei.
1. Juni 1967
Orkan tobt am Witwatersrand
Johannesburg (SAPA). – Ein verheerender Orkan richtete am Mittwoch am westlichen Witwatersrand große Verwüstungen an. Zahlreiche Menschen wurden obdachlos. Häuser wurden abgedeckt, Bäume und Telefonpfeiler umgerissen und Autos schwer beschädigt. Mindestens 200 Personen erlitten Verletzungen.
40 Bantu aus dem Dobsonville-Wohnviertel bei Roodepoort wurden ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem der Orkan ihre Wellblechhütten weggefegt hatte. Nach Angaben eines Sprechers der Wetterwarte muß der Orkan eine Geschwindigkeit von etwa 100 mph gehabt haben. In dem Luxuswohnviertel Greenhills herrschte stundenlanges Chaos. Neugebaute Häuser wurden beschädigt. Elektrizitätsmasten, Warnschilder und große Bäume lagen überall auf den Straßen verstreut. Anschließend suchte der Orkan Randfontein heim. Hier wurde besonders eine Fabrik betroffen, in der einige hundert Bantu gerade mit ihrer Nachtschicht begonnen hatten. Krankenwagen eilten zur Fabrik, um Verletzte in das Krugersdorper Krankenhaus zu transportieren. Etwa eine Stunde nach dem Orkan strömten hunderte von Fahrzeugen in die von der Katastrophe heimgesuchte Gegend. Im Licht der Scheinwerfer konnten die Einwohner der im Chaos hinterlassenen Wohnviertel die abgedeckten Häuser mit riesigen Zeltplanen notdürftig bedecken, um sich gegen den Regen zu schützen. Der Umfang des entstandenen Schadens ist bisher nicht bekannt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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