Vor 50 Jahren

4. April 1968

Notlandung im Goreangab-Damm

Windhoek (AZ). Glück im Unglück hatte Stachus heute früh, als er auf dem Rückflug von einem Wochenendaufenthalt an der Küste zwecks Berichterstattung über den Swakopmunder Bierkrieg eine Notlandung im Goreangab-Damm durchführen mußte. Die Notlandung wurde erforderlich, nachdem Stachus der Schnaps (in der Fliegersprache Ausdruck für Benzin) ausgegangen war. Das Benzin ist offenbar durch ein Kaprillarröhrchen aus dem Tank entwichen. Der Überflug über das Khomas-Hochland gelang noch gerade eben, obwohl die Brennstoffanzeige ständig auf leer stand. Bis zum Eros-Flughafen langte der Schnaps jedoch nicht mehr. Bei dem Aufsetzen auf das Wasser wurde das Flugzeug soweit bisher festgestellt werden konnte, nur unwesentlich beschädigt. Das Flugzeug kam auf einer seichten Stelle des Goreangab-Dammes zum Stehen. Die vier Insassen blieben unverletzt und wateten zum Ufer. Die beiden weiblichen Passagiere haben sich noch nicht einmal ihre Kleider naßgemacht, denn sie trugen Miniröcke, die der Wasserstand im Goreangab-Damm an der Unfallstelle nicht erreichte. Die Bergung des Flugzeugs mit dem Kennzeichen ZS-SAS erfolgt heute abend um 18.15 Uhr. Um das Flugzeug bei der Bergung nicht weiter zu beschädigen, soll eine Luftrettung versucht werden. Zwei Polizeihubschrauber sollen das Flugzeug aus dem Wasser senkrecht hochheben und an Land fliegen. Die Bergungsaktion ist für 18.15 Uhr angesetzt, weil zu dieser Zeit die Luftturbulenz bereits erheblich nachgelassen hat. Sollte die Bergung heute abend nicht erfolgreich sein, werden die beiden Hubschrauber morgen früh um 7 Uhr einen weiteren Bergungsversuch unternehmen. Die Hubschrauber sollen das Stachus-Flugzeug zunächst nur bis zu einer trockenen Stelle am Goreangab-Damm fliegen. Falls der Zustand des gewasserten Flugzeugs es zuläßt, soll der Weitertransport per Luft unter den beiden Hubschraubern nach Windhoek zum Eros-Flughafen erfolgen. Man hofft, daß das gewasserte Flugzeug, wenn alles gut geht, kurz vor Dunkelheit auf dem Eros-Flughafen, von zwei Polizeihubschraubern geschleppt, eintreffen wird.

4. April 1968

Unwetterschäden behoben

Windhoek (AZ). Die zum Teil orkanartigen Unwetter, die Ende vergangener Woche über Südwester Gebieten geherrscht haben, sind nicht spurlos vorübergegangen. Doch sind mittlerweile die größten Schäden behoben worden. Zug- und Straßenverbindungen, die unterbrochen gewesen waren, sind widerhergestellt. Die Eisenbahn versucht, die durch die langen Aufenthalte hervorgerufenen Verspätungen aufzuholen.

Bereits am Mittwoch war die Eisenbahnverbindung zwischen Südwest und der Republik unterbrochen. Mehrere Stunden saßen 180 Passagiere in Karasburg fest, weil die Strecke nicht mehr passierbar war. Sonderbusse der Eisenbahn übernahmen den Transport der Passagiere, die mit 22 Stunden Verspätung endlich am Ziel ankamen. Die starken Regenfälle hatten zwischen Hamab und Nuwefontein die Schienen derart unterspült, daß die Geleise an manchen Stellen in der Luft hingen. Erdräumungsmaschinen und Streckenarbeiter arbeiteten selbst die Nacht hindurch, um die Bahndämme in Ordnung zu bringen. Der Zug zwischen Windhoek und Swakopmund ist zwischen Stinkbank und Ebony steckengeblieben. Auch dort hatten heftige Gewitter gewütet und die Bahnlinie teilweise mit Sand verschüttet, teilweise war auch an dieser Stelle der Boden abgetragen, so daß der Zug nicht weiterfahren konnte. Auch die Teerstraße nach Swakopmund ist leicht beschädigt worden. Mittlerweile funktionieren die Verbindungen wieder, doch machen sich die Unterbrechungen immer noch bemerkbar. Vor allem verderbliche Güter und Viehtransporte werden bevorzugt befördert. Die Eisenbahn ist der Straßenbauabteilung der Administration zu besonderem Dank verbunden, weil sie Schienenstränge und Straßen, die in Mitleidenschaft gezogen waren, in Rekordzeit repariert hat. Außer Schäden hat der Regen allerdings auch die langersehnte Feuchtigkeit gebracht. In der Nähe von Ebony und Namibfontein fielen am Freitagabend innerhalb von zwei Stunden 37 Millimeter. In dieser Gegend war die Eisenbahnlinie rund dreieinhalb Meilen unterspült. Aber auch in anderen Gebieten nimmt man in Folge der Feuchtigkeit beschädigte Pumpen, Viehposten und Dämme gerne in Kauf. In Mariental sind bei einem starken Gewitter am Donnerstagmittag 44 Millimeter gefallen. Auch in der Gegend um den Hardapstausee sind 54 mm gefallen. Das hat sich auch auf das Niveau des Dammes ausgewirkt, das gestiegen ist. Auch weiter südlich ist man mit dem Regen zufrieden. In Aroab wurden am Samstag und Sonntag 80 mm Regen gemessen. Andere Gebiete Südwests hatten bisher bis zu 200 mm Regen zu verzeichnen. Die Trockenheit ist also gebrochen.