Vor 50 Jahren
20. Oktober 1969
SOWJETISCHE SOJUS-MISSION BEENDET
Moskau - Die beiden Ietzten der drei Sojus-Kapseln sind nacheinander am Freitag und Samstag gelandet. Sämtliche Kosmonauten befinden sich in einem „hervorragenden gesundheitlichen Zustand“. Auch diesmal ließ die sowjetische Nachrichtenagentur TASS nichts über die Absicht, die mit der Sojus-Mission geplant war, verlauten. Die Meinungen westlicher Beobachter gehen auseinander. Zum Tell wird angenommen, dass etwas schiefgegangen sei, weil es zu keinem Kopplungsmanöver gekommen sei. Andere Beobachter meinen, dass der Flug der drei Kapseln militärischen Zwecken gedient habe. Dem Bericht der Agentur kann nur entnommen werden, dass etwa 30 Manöver, die den Stempel „einzigartig in ihren Ausführungen“ aufgedrückt bekamen, ausgeführt worden seien.
POLNISCHES FLUGZEUG ENTFÜHRT
Berlin - Am Sonntag zwangen zwei Ostdeutsche den Piloten einer polnischen Ilyushin 18, die kurz vorher in Warschau aufgestiegen war, auf dem Tegel-Flughafen in Berlin zu landen. Das Verkehrsflugzeug befand sich auf dem Fluge zu dem Schönefeld-Flughafen in Ostberlin und hatte 59 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder an Bord. Kurz nach der Landung in Tegel baten die beiden Ostdeutschen um Asyl, das ihnen gewährt wurde. An Bord der Maschine befanden sich weitere 20 Ostdeutsche, von denen jedoch keiner das Flugzeug verließ.
Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen ist es Ostdeutschen gelungen, sich an Bord eines polnischen Flugzeuges in den Westen abzusetzen. Am 9. September hatten sich drei ostdeutsche Mechaniker im Packraum eines polnischen Verkehrsflugzeuges verborgen: Erst auf dem Flughafen in Brüssel konnten die drei Männer von Flughafenbeamten entdeckt werden. Auch ihnen war politisches Asyl gewährt worden.
CRICKETMANNSCHAFT NICHT WILLKOMMEN
London - Der britische Sportminister Denis Howell erklärte am Sonntag in London, dass die südafrikanische Cricket-Nationalmannschaft, die für das nächste Jahr eine Tour durch Britannien plant, lieber zu Hause bleiben sollte. Ferner warnte er, dass der Cricketspieler Collin Band, ein Rhodesier, nicht in England zugelassen würde.
Persönlich, so meinte der Minister in einem Fernsehinterview, sei er der Auffassung, dass die südafrikanische Mannschaft nicht kommen sollte. Er habe für Sport, der auf Rassendiskriminierung beruhe, nichts übrig. In Südafrika werden die Mannschaften aufgrund rassischer Überlegungen gewählt. Der Minister fügte hinzu, es werde „viele Schwierigkeiten geben, wenn die Mannschaft kommt“.
WICHTIGES IN KÜRZE
Athen - Der Komponist von „Zorba, der Grieche“, Midis Theodorakis, der 14 Monate lang in einem Bergdorf interniert war, ist in das Gefangenenlager Orbpos, 60 Kilometer nördlich von Athen, übergeführt worden.
Kairo - In Kairo findet eine Konferenz der dort akkreditierten Botschafter der arabischen Staaten statt, die sich mit den Gerüchten über die Anwesenheit von US-Bürgern in der israelischen Armee beschäftigt. Das amerikanische Staatsdepartment gibt zu, dass einige Amerikaner mobilisiert sind, doch handle es sich vorwiegend um Juden; die seien Doppelbürger, die Israel zum Kriegsdienst verpflichten könne.
FRANKREICHS HERZPATIENT GESTORBEN
Paris/Kapstadt/Port Elizabeth - Pater Damien Boulogne, nach Dr. Blaiberg der am längsten lebende Herzverpflanzungspatient der Welt, ist in der Nacht zum Samstag in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Der 58-jährige dominikanische Priester hatte sein neues Herz am 12. Mai des vergangenen Jahres bekommen, das ihn weitere 17 Monate und fünf Tage am Leben erhalten hatte. Ärzte des Proussias-Krankenhauses in Paris gaben zu verstehen, „dass der Tod des Geistlichen indirekt oder direkt mit dem Rejektions-Phänomen zusammenhinge“. Das Dahinscheiden des Paters kam völlig überraschend.
Brasiliens einziger Herztransplantationspatient, der 43-jährige Hugo Orlandi, war kurze Zeit vorher in einem Krankenhaus in Sao Paulo gestorben. Obwohl sich die Ärzte im Unklaren sind, nimmt man an, dass auch hier die Rejektion den Tod des Patienten zur Folge hatte.
Das Befinden von Südafrikas zurzeit am längsten lebendem Herzpatienten, Pieter Smith, wurde am Samstag als befriedigend bezeichnet. Smith war am 1. Oktober mit blutenden Magengeschwüren ins Groote-Schuur-Hospital eingeliefert worden. Über den Zeitpunkt seiner Entlassung aus dem Krankenhaus gaben die Ärzte nichts bekannt.
HEUTE SITZUNG DES NEUEN DEUTSCHEN BUNDESTAGES
Bonn - Heute Nachmittag um 5.00 Uhr südafrikanischer Zeit tritt der Deutsche Bundestag in Bonn zusammen. Der Altpräsident übernimmt den Vorsitz und leitet die Wahl des Bundestagspräsidenten. Bisher fungierte Kai Uwe von Hassel als Bundestagspräsident. Nach der Wahl des Präsidenten und des Vizepräsidenten vertagt sich der Bundestag. Morgen erfolgt die Kanzlerwahl. Am Mittwoch wird das neue Kabinett vereidigt. Am Dienstag kommender Woche wird der neue Bundeskanzler seine Regierungserklärung abgeben.
Es wird allgemein angenommen, dass Willy Brandt morgen zum neuen Bundeskanzler gewählt wird und eine Regierung aus SPD und FDP zusammenstellen wird. Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und FDP sind erfolgreich abgeschlossen worden. Es ist allerdings bekannt, dass ein Teil der kleinen FDP-Fraktion gegen ein Bündnis mit der SPD ist.
SOWJETISCHE SOJUS-MISSION BEENDET
Moskau - Die beiden Ietzten der drei Sojus-Kapseln sind nacheinander am Freitag und Samstag gelandet. Sämtliche Kosmonauten befinden sich in einem „hervorragenden gesundheitlichen Zustand“. Auch diesmal ließ die sowjetische Nachrichtenagentur TASS nichts über die Absicht, die mit der Sojus-Mission geplant war, verlauten. Die Meinungen westlicher Beobachter gehen auseinander. Zum Tell wird angenommen, dass etwas schiefgegangen sei, weil es zu keinem Kopplungsmanöver gekommen sei. Andere Beobachter meinen, dass der Flug der drei Kapseln militärischen Zwecken gedient habe. Dem Bericht der Agentur kann nur entnommen werden, dass etwa 30 Manöver, die den Stempel „einzigartig in ihren Ausführungen“ aufgedrückt bekamen, ausgeführt worden seien.
POLNISCHES FLUGZEUG ENTFÜHRT
Berlin - Am Sonntag zwangen zwei Ostdeutsche den Piloten einer polnischen Ilyushin 18, die kurz vorher in Warschau aufgestiegen war, auf dem Tegel-Flughafen in Berlin zu landen. Das Verkehrsflugzeug befand sich auf dem Fluge zu dem Schönefeld-Flughafen in Ostberlin und hatte 59 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder an Bord. Kurz nach der Landung in Tegel baten die beiden Ostdeutschen um Asyl, das ihnen gewährt wurde. An Bord der Maschine befanden sich weitere 20 Ostdeutsche, von denen jedoch keiner das Flugzeug verließ.
Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen ist es Ostdeutschen gelungen, sich an Bord eines polnischen Flugzeuges in den Westen abzusetzen. Am 9. September hatten sich drei ostdeutsche Mechaniker im Packraum eines polnischen Verkehrsflugzeuges verborgen: Erst auf dem Flughafen in Brüssel konnten die drei Männer von Flughafenbeamten entdeckt werden. Auch ihnen war politisches Asyl gewährt worden.
CRICKETMANNSCHAFT NICHT WILLKOMMEN
London - Der britische Sportminister Denis Howell erklärte am Sonntag in London, dass die südafrikanische Cricket-Nationalmannschaft, die für das nächste Jahr eine Tour durch Britannien plant, lieber zu Hause bleiben sollte. Ferner warnte er, dass der Cricketspieler Collin Band, ein Rhodesier, nicht in England zugelassen würde.
Persönlich, so meinte der Minister in einem Fernsehinterview, sei er der Auffassung, dass die südafrikanische Mannschaft nicht kommen sollte. Er habe für Sport, der auf Rassendiskriminierung beruhe, nichts übrig. In Südafrika werden die Mannschaften aufgrund rassischer Überlegungen gewählt. Der Minister fügte hinzu, es werde „viele Schwierigkeiten geben, wenn die Mannschaft kommt“.
WICHTIGES IN KÜRZE
Athen - Der Komponist von „Zorba, der Grieche“, Midis Theodorakis, der 14 Monate lang in einem Bergdorf interniert war, ist in das Gefangenenlager Orbpos, 60 Kilometer nördlich von Athen, übergeführt worden.
Kairo - In Kairo findet eine Konferenz der dort akkreditierten Botschafter der arabischen Staaten statt, die sich mit den Gerüchten über die Anwesenheit von US-Bürgern in der israelischen Armee beschäftigt. Das amerikanische Staatsdepartment gibt zu, dass einige Amerikaner mobilisiert sind, doch handle es sich vorwiegend um Juden; die seien Doppelbürger, die Israel zum Kriegsdienst verpflichten könne.
FRANKREICHS HERZPATIENT GESTORBEN
Paris/Kapstadt/Port Elizabeth - Pater Damien Boulogne, nach Dr. Blaiberg der am längsten lebende Herzverpflanzungspatient der Welt, ist in der Nacht zum Samstag in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Der 58-jährige dominikanische Priester hatte sein neues Herz am 12. Mai des vergangenen Jahres bekommen, das ihn weitere 17 Monate und fünf Tage am Leben erhalten hatte. Ärzte des Proussias-Krankenhauses in Paris gaben zu verstehen, „dass der Tod des Geistlichen indirekt oder direkt mit dem Rejektions-Phänomen zusammenhinge“. Das Dahinscheiden des Paters kam völlig überraschend.
Brasiliens einziger Herztransplantationspatient, der 43-jährige Hugo Orlandi, war kurze Zeit vorher in einem Krankenhaus in Sao Paulo gestorben. Obwohl sich die Ärzte im Unklaren sind, nimmt man an, dass auch hier die Rejektion den Tod des Patienten zur Folge hatte.
Das Befinden von Südafrikas zurzeit am längsten lebendem Herzpatienten, Pieter Smith, wurde am Samstag als befriedigend bezeichnet. Smith war am 1. Oktober mit blutenden Magengeschwüren ins Groote-Schuur-Hospital eingeliefert worden. Über den Zeitpunkt seiner Entlassung aus dem Krankenhaus gaben die Ärzte nichts bekannt.
HEUTE SITZUNG DES NEUEN DEUTSCHEN BUNDESTAGES
Bonn - Heute Nachmittag um 5.00 Uhr südafrikanischer Zeit tritt der Deutsche Bundestag in Bonn zusammen. Der Altpräsident übernimmt den Vorsitz und leitet die Wahl des Bundestagspräsidenten. Bisher fungierte Kai Uwe von Hassel als Bundestagspräsident. Nach der Wahl des Präsidenten und des Vizepräsidenten vertagt sich der Bundestag. Morgen erfolgt die Kanzlerwahl. Am Mittwoch wird das neue Kabinett vereidigt. Am Dienstag kommender Woche wird der neue Bundeskanzler seine Regierungserklärung abgeben.
Es wird allgemein angenommen, dass Willy Brandt morgen zum neuen Bundeskanzler gewählt wird und eine Regierung aus SPD und FDP zusammenstellen wird. Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und FDP sind erfolgreich abgeschlossen worden. Es ist allerdings bekannt, dass ein Teil der kleinen FDP-Fraktion gegen ein Bündnis mit der SPD ist.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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