Vor 50 Jahren
21. Januar 1970
GOREANGAB-STAUSEE ERHIELT ZULAUF
WINDHOEK - Obwohl über Windhoek in der Nacht zum Mittwoch ausgezeichnete Regenschauer niedergingen und der Goreangab- sowie der Avis-Stausee Zulauf erhielten, müssen die Wasserrestriktionsmaßnahmen weiterhin beibehalten werden. Stadtsekretär A. C. Arnold erklärte heute Vormittag gegenüber der AZ: „Der gute Regen hat auf alle Fälle Erleichterung geschaffen. Die Wasserlage Windhoeks bleibt dennoch ernst.“
Nach Angaben des Stadtsekretärs enthält der Goreangab-Stausee nach dem Zulauf der vergangenen Nacht nun etwa 0,9 Millionen Kubikmeter Wasser. Die Restriktionsmaßnahmen können jedoch erst aufgehoben werden, wenn die Talsperre 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut hat. Der Zulauf betrug 4,94 Meter, d.h. dass der Goreangab-Stausee nun etwa 33 Prozent gefüllt ist.
Auch der Avis-Stausee erhielt einen Zulauf von etwa einem Meter. Hier steht das Wasser jedoch noch unter dem Abzugsrohr. Man erwartet, dass der Wasserspiegel hier vorerst stark zurückgehen wird, da der Stausee lange trocken lag.
Fast alle Riviere in und um Windhoek haben nach dem Regen der vergangenen Nacht Wasser geführt. In den Straßen der Landeshauptstadt kam es heute früh während des Berufsverkehrs häufig zu längeren Verkehrsstauungen. Das Wohnviertel Pionierspark war in einen Morast verwandelt. Der Verkehr in die Stadt wurde heute Morgen wegen der Schlammstraßen auf ein Schritttempo gedrosselt.
OJUKWU HAT AFRIKA TIEF ENTTÄUSCHT
Nairobi - Die Flucht des biafranischen Staatschafs Ojukwu in der schwersten Stunde seines Ibo-Volkes hat in Afrika tief enttäuscht. Besonders in den beiden Ländern Tansania und Sambia; die ihn aus rein idealistischen Gründen unterstützt hatten, zeigt man sich schwer betroffen, nachdem man anfangs die Berichte über den Zusammenbruch des biafranischen Widerstandes nicht glauben wollte. In Daressalam wird man sich jetzt bewusst, dass Austine Okwu, der Vertreter Biafras in Ost- und Zentralafrika, die tansanische Regierung mit optimistisch gefärbten Berichten irregeleitet hatte. Es scheint, dass Tansania und Sambia kaum noch die Hand für den Mann rühren werden, der behauptet hatte, dass er an der Spitze seiner Ibos bis zum bitteren Ende kämpfen wolle.
Aber auch in den afrikanischen Ländern, die aus Gründen der Realpolitik zur nigerianischen Bundesregierung hielten, galt Ojukwu als ein Kämpfer, den man selbst in hohen politischen Kreisen als ein Symbol afrikanischer Widerstandskraft gegen eine Übermacht bewunderte. Doch ist dieses Idol jetzt gefallen, und viele Zeitungen werfen ihm in bitteren Kommentaren vor, dass er seine Anhänger im Stich gelassen habe, um seine eigene Haut zu retten.
Da Ojukwu bei den afrikanischen Massen in Ungnade gefallen ist, wird die Regierung in Lagos um so dringlicher ersucht, Nachsicht mit den irregeführten Ibos zu haben. Der Präsident von Uganda, Milton Obote, appellierte an General Yakubu Gowon, sich großmütig zu zeigen, womit Nigeria mehr Ruhm ernten könne als durch seinen militärischen Sieg.
CHAOS IM SCHLACHTHOF VON JOHANNEBURG
Johannesburg - Auf dem Gelände des Johannesburger Schlachthofes herrscht zurzeit völliges Chaos. Der Ausfall der Betriebsanlage, verursacht durch technische Defekte, und die damit verbundene Einstellung des Schlachtens, drohen katastrophale Ausmaße anzunehmen. Auf den Nebengleisen zwischen Booysen und Newton stehen zur Zeit mehrere hundert Viehwaggons, die mehr als 18000 Stück Schlachtvieh enthalten. Täglich geht ein großer Teil dieses Viehs an den Folgen von Nahrungs- und Wassermangel ein. Der größte Teil des Waggons steht seit dem vergangenen Samstag auf den Nebengleisen. Auch die südafrikanische Eisenbahn sieht sich einem unlösbaren Problem gegenübergestellt. Einerseits wird der Verkehr durch die Waggonanstauung erheblich gestört, anderseits sind keine Möglichkeiten vorhanden, die Not der Tiere zu lindern.
In Pretoria hat der Fleischrat einen Appell an alle Farmer erlassen, den Witwatersrand vorläufig mit weiteren Viehsendungen zu verschonen, da keine Unterbringungsmöglichkeiten für diese zur Verfügung stünden. Ein Sprecher des Rates wies darauf hin, dass die Nebengleise in Newton formlich mit Tierkadavern übersät seien. Wie sich herausstellte, ist der größte Teil der verendeten Tiere verdurstet.
Angestellte des Schlachthofes befürchten, dass das Schlachtvieh voraussichtlich bis zum kommenden Samstag in den Waggons bleiben müsse. Da weder der Schlachthof noch die Eisenbahn über geeignete Einrichtungen zur Fütterung der Tiere verfügen, muss mit weiteren umfangreichen Verlusten gerechnet werden.
GOREANGAB-STAUSEE ERHIELT ZULAUF
WINDHOEK - Obwohl über Windhoek in der Nacht zum Mittwoch ausgezeichnete Regenschauer niedergingen und der Goreangab- sowie der Avis-Stausee Zulauf erhielten, müssen die Wasserrestriktionsmaßnahmen weiterhin beibehalten werden. Stadtsekretär A. C. Arnold erklärte heute Vormittag gegenüber der AZ: „Der gute Regen hat auf alle Fälle Erleichterung geschaffen. Die Wasserlage Windhoeks bleibt dennoch ernst.“
Nach Angaben des Stadtsekretärs enthält der Goreangab-Stausee nach dem Zulauf der vergangenen Nacht nun etwa 0,9 Millionen Kubikmeter Wasser. Die Restriktionsmaßnahmen können jedoch erst aufgehoben werden, wenn die Talsperre 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut hat. Der Zulauf betrug 4,94 Meter, d.h. dass der Goreangab-Stausee nun etwa 33 Prozent gefüllt ist.
Auch der Avis-Stausee erhielt einen Zulauf von etwa einem Meter. Hier steht das Wasser jedoch noch unter dem Abzugsrohr. Man erwartet, dass der Wasserspiegel hier vorerst stark zurückgehen wird, da der Stausee lange trocken lag.
Fast alle Riviere in und um Windhoek haben nach dem Regen der vergangenen Nacht Wasser geführt. In den Straßen der Landeshauptstadt kam es heute früh während des Berufsverkehrs häufig zu längeren Verkehrsstauungen. Das Wohnviertel Pionierspark war in einen Morast verwandelt. Der Verkehr in die Stadt wurde heute Morgen wegen der Schlammstraßen auf ein Schritttempo gedrosselt.
OJUKWU HAT AFRIKA TIEF ENTTÄUSCHT
Nairobi - Die Flucht des biafranischen Staatschafs Ojukwu in der schwersten Stunde seines Ibo-Volkes hat in Afrika tief enttäuscht. Besonders in den beiden Ländern Tansania und Sambia; die ihn aus rein idealistischen Gründen unterstützt hatten, zeigt man sich schwer betroffen, nachdem man anfangs die Berichte über den Zusammenbruch des biafranischen Widerstandes nicht glauben wollte. In Daressalam wird man sich jetzt bewusst, dass Austine Okwu, der Vertreter Biafras in Ost- und Zentralafrika, die tansanische Regierung mit optimistisch gefärbten Berichten irregeleitet hatte. Es scheint, dass Tansania und Sambia kaum noch die Hand für den Mann rühren werden, der behauptet hatte, dass er an der Spitze seiner Ibos bis zum bitteren Ende kämpfen wolle.
Aber auch in den afrikanischen Ländern, die aus Gründen der Realpolitik zur nigerianischen Bundesregierung hielten, galt Ojukwu als ein Kämpfer, den man selbst in hohen politischen Kreisen als ein Symbol afrikanischer Widerstandskraft gegen eine Übermacht bewunderte. Doch ist dieses Idol jetzt gefallen, und viele Zeitungen werfen ihm in bitteren Kommentaren vor, dass er seine Anhänger im Stich gelassen habe, um seine eigene Haut zu retten.
Da Ojukwu bei den afrikanischen Massen in Ungnade gefallen ist, wird die Regierung in Lagos um so dringlicher ersucht, Nachsicht mit den irregeführten Ibos zu haben. Der Präsident von Uganda, Milton Obote, appellierte an General Yakubu Gowon, sich großmütig zu zeigen, womit Nigeria mehr Ruhm ernten könne als durch seinen militärischen Sieg.
CHAOS IM SCHLACHTHOF VON JOHANNEBURG
Johannesburg - Auf dem Gelände des Johannesburger Schlachthofes herrscht zurzeit völliges Chaos. Der Ausfall der Betriebsanlage, verursacht durch technische Defekte, und die damit verbundene Einstellung des Schlachtens, drohen katastrophale Ausmaße anzunehmen. Auf den Nebengleisen zwischen Booysen und Newton stehen zur Zeit mehrere hundert Viehwaggons, die mehr als 18000 Stück Schlachtvieh enthalten. Täglich geht ein großer Teil dieses Viehs an den Folgen von Nahrungs- und Wassermangel ein. Der größte Teil des Waggons steht seit dem vergangenen Samstag auf den Nebengleisen. Auch die südafrikanische Eisenbahn sieht sich einem unlösbaren Problem gegenübergestellt. Einerseits wird der Verkehr durch die Waggonanstauung erheblich gestört, anderseits sind keine Möglichkeiten vorhanden, die Not der Tiere zu lindern.
In Pretoria hat der Fleischrat einen Appell an alle Farmer erlassen, den Witwatersrand vorläufig mit weiteren Viehsendungen zu verschonen, da keine Unterbringungsmöglichkeiten für diese zur Verfügung stünden. Ein Sprecher des Rates wies darauf hin, dass die Nebengleise in Newton formlich mit Tierkadavern übersät seien. Wie sich herausstellte, ist der größte Teil der verendeten Tiere verdurstet.
Angestellte des Schlachthofes befürchten, dass das Schlachtvieh voraussichtlich bis zum kommenden Samstag in den Waggons bleiben müsse. Da weder der Schlachthof noch die Eisenbahn über geeignete Einrichtungen zur Fütterung der Tiere verfügen, muss mit weiteren umfangreichen Verlusten gerechnet werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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