Vor 50 Jahren

23. Oktober 1967

Dramatische Zuspitzung in Nahost

Tel Aviv/Kairo (SAPA/AP). Mit einem Schlag scheinen alle Bemühungen um einen nachhaltigen Waffenstillstand im Nahen Osten zerstört zu sein. Die fürchtet einen neuerlichen Vergeltungsschlag der Israelis, nachdem am Samstag der Stolz der israelischen Flotte, der Zerstörer „Eilath“, 13,5 Meilen vor dem Nordeingang zum Suezkanal von einem ägyptischen Kriegsschiff torpediert und versenkt wurde. Mindestens 36 Israelis kamen dabei ums Leben. In Kairo und Tel Aviv finden pausenlose Kabinettssitzungen statt, um über die schwerste Krise in Nahost seit dem sechstägigen Krieg im Juni dieses Jahres zu beraten.

Gegen 17.30 Uhr am Samstagnachmittag befand sich der Zerstörer „Eilath“, ein Veteran aus dem Zweiten Weltkrieg, den Israel von Großbritannien erworben hatte, auf einer Routinepatrouille entlang der Küste von Sinai, auf Höhe der Einfahrt zum Suezkanal. Zwanzig Sekunden, nachdem die Besatzung Alarm erhalten hatte und sich in Gefechtsbereitschaft begeben wollte, wurde das Schiff von einem Torpedo getroffen. Mehrere Personen die sich unter Deck aufhielten, wurden getötet. Nach Berichten von Überlebenden der „Eilath“ zu schließen, handelte es sich bei dem Geschoß um einen ferngelenkten Torpedo. Augenzeugen wollen gesehen haben, daß der Torpedo kurz vor seinem Ziel in seiner Fahrtrichtung korrigiert wurde. Sekunden später landete ein zweites Geschoß im Bauch des Zerstörers, der bereits tödlich getroffen war. Ein dritter Torpedo traf die „Eilath“, deren Besatzung sich bereits in den Rettungsbooten befand. Die Überlebenden des Zerstörers wurden, nach dem Verlassen des Schiffes, von einem unsichtbaren Feind weiter unter Beschuß genommen. Ein vierter Torpedo explodierte mitten unter den Schiffbrüchigen. Mehrere Personen wurden dabei getötet. Erst sieben Stunden nach der erfolgreichen Torpedierung des Zerstörers „Eilath“ vor der Sinaihalbinsel, konnten die letzten Überlebenden von Rettungsmannschaften aus dem Wasser gezogen werden. Die Versenkung der „Eilath“ hat nach Berichten ausländischer Beobachter die Kriegsstimmung in Ägypten weiter genährt. Der Siegeswillen der Bevölkerung -- nach der Niederlage im Juni stark angegriffen - macht sich immer heftiger bemerkbar. Politische Beobachter befürchten jedoch nicht so sehr von arabischer als von israelischer Seite ein neues Kriegsabenteuer. Die „Eliath“ war der Stolz der kleinen israelischen Flotte. Es kann kaum erwartet werden, daß die Israelis den Verlust des Schiffes ohne einen entsprechenden Vergeltungsschlag hinnehmen werden.



23. Oktober 1967

Präsident Kaundas Antwort

Luanshya (SAPA). Präsident Kenneth Kaunda von Sambia behauptete am Sonntag auf einer Großkundgebung in Luanshya, die südafrikanische Wehrmacht und Polizei sei wiederholt mit Hubschraubern in Katima Mulilo an der Südwestgrenze Sambias gelandet. Er machte es Südafrika zum Vorwurf, daß es den Frieden und die Ruhe der sambischen Einwohner in diesen Grenzgebieten störe. Ganz in der Nähe der Grenze habe die südafrikanische Regierung einen Militärstützpunkt gebaut. Ein weiterer sei in der Nähe von Mafeking im Bau.

Unter lautem Jubel erklärte Präsident Kaunda, Ministerpräsident Vorster sollte diese Behauptungen dementieren, wenn er es könne. Damit hat Präsident Kaunda dem südafrikanischen Premier auf seine Rede in Rustenburg geantwortet, in der Vorster u.a. erklärt hatte, Sambia solle seine Drohungen mit Gewaltanwendung nicht in die Tat umsetzen. Falls es sich davon nicht abbringen ließe, würde Südafrika nachhaltig zurückschlagen. In der vergangenen Woche hatte Kaunda, der kurz zuvor von einem Parteikongreß aus Tansania zurückgekehrt war, in Lusaka erklärt, er wolle dem südafrikanischen Ministerpräsidenten am Sonntag antworten.



23. Oktober 1967

Noch 15 Schiffe liegen im Suezkanal

Kairo (dpa). - Ägypten hat nach einer Meldung der Kairoer Zeitung „Al-Gumhuria“ das Ersuchen mehrerer Staaten abgelehnt, den blockierten südlichen Teil des Suezkanals freizuräumen, um den seit dem Nahostkrieg im Juni im Kanal festliegenden Schiffen die Heimfahrt zu ermöglichen.

Die Zeitung erklärte in ihrem Bericht, das Ersuchen sei von einigen Staaten gestellt worden, deren Schiffe im Bittersee im Süden des Kanals festliegen. Es sind insgesamt 15 Schiffe, die die Flaggen der Bundesrepublik, der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Schwedens, Polens, der Tschechoslowakei und Bulgariens führen. Nach dem Zeitungsbericht soll die ägyptische Regierung betont haben, eine Räumung des Kanals oder auch nur eines Teiles könne erst beginnen, wenn die israelischen Truppen sich zurückziehen.