Vom Amigo zum N'Amigo

Drei Stufen, dann ein kleiner Gang, links ein Tresen, rechts eine Stellwand mit Teppich oder Überwurf - wie auch immer - den ein buntes, exotisches Muster ziert, und schon steht man mitten drinnen. Im „Mexican“ oder „3 N'Amigos“. Das Licht ist etwas schummrig. Von draußen blinzelt die Sonne durch die Scheiben. Gegenüber an der Wand hängt eine gerahmte Mandoline. Im Garten werden gerade die Polster aufgelegt und ein kleines Feuer im Ofen geschürt. Cello, oder besser, Marcel Baas, sitzt an der Theke, scherzt mit Blackberry (nicht das Handy, sondern der Barkeeper), schlürft natürlich hauseigenen Cappuccino, telefoniert hier und da mit einem „Oukie“ und gibt Bestellungen auf oder nimmt sie entgegen. Über das Eck sortiert Lance Rentel, der Mann für Finanzen und alles andere außer Kochen, Rechnungen, schreibt Gehaltsschecks oder tüftelt Budgets aus. Hin und wieder ein Schmunzeln, Kopfschütteln oder ein blöder Spruch zwischen Blackberry und seinen beiden Chefs. Dann blickt Cello auf: „Hows it?“, lacht einem der mittlerweile 25-jährige Koch und Restaurantbesitzer entgegen. Cello und Lance sind ein gutes Team. Sie führen das einzige mexikanische Lokal in ganz Namibia. Und nicht nur das. Als die beiden Geschäftsmänner angefangen haben - nun ja - mit jungen 23 war Cello eben auch der jüngste Restaurantbesitzer in Namibia. Ist es wahrscheinlich immer noch. Beide haben sie in Südafrika gelernt, studiert oder die „Zevenwacht“ Chef-Schule besucht, zusammen auf der Jetty gearbeitet und in den Pausen eigene Ideen entwickelt. Wozu für jemanden hart schuften, tolle Menüs und Ideen entwickeln, wenn man auch in die eigene Tasche wirtschaften kann? Gesagt getan. Und schon entstand das „3 N'Amigos“. Ein Restaurant für Jung und Alt. Sowohl Partys als auch kulinarische Spezialitäten, Fiesta und südamerikanische Küche, gemischt mit einem namibischen Flair, das ist das Motto. Auf die Frage hin, ob es damals Schwierigkeiten gab, ob sie aufhören wollten, jemals gezweifelt haben? „Finanzen!“, schleudern einem beide einstimmig entgegen. „Wir waren jung. Aber wir haben viel dazu gelernt. Fehler bringen einen weiter. Und schau Dich um. Aus einem kleinen Budget haben wir das ganze Restaurant hier geschaffen. Klar hätten wir uns viel sparen können. Die Bar zum Beispiel mussten wir zweimal bauen. Beim ersten Mal war unser Plan noch nicht ganz so durchdacht“, schmunzelt Lance. Und warum gerade mexikanisch? Na weil es eben etwas völlig Neues ist. „Die mexikanische Küche ist der namibischen gar nicht so unähnlich. Die Mexikaner essen beispielsweise auch viel Fleisch, grillen viel auf Holz oder heben ganz gerne ein, zwei Bierchen dazu - wie wir“, Cello lacht. Nur ist es sehr teuer, südamerikanische Originalzutaten zu importieren. Auch sind sie auf dem Markt natürlich schwer zu kriegen. „Deswegen bieten wir nur ausgesuchte Gerichte an. Wenn schon mexikanisch, dann auch mit mexikanischen Zutaten. Kein „Fake“ oder so. Da man nicht alles bekommen kann, müssen wir improvisieren. Unser Menü und Motto: Namibisches mit Südamerikanischem kombiniert. Sonst wäre die Karte ja auch sehr einseitig, wenn man nur Nachos oder Tortillas anbieten würde“, erklärt Lance. „Die Leute, vor allem die Touristen verstehen uns oft leider falsch. Wir sind aus Namibia. Lieben namibische Küche. Haben aber eben unser Fiesta-Motto. Manchmal lesen wir im Internet Kritiken wie „Wannabe-Mexican“ (weißer Mexikaner), aber wir wollen gar nicht voll und ganz Mexikaner sein. Bei uns ist auch nicht alles scharf oder mit Chili gewürzt. Klar kann man darum bitten. Wir haben auch unseren Chili- Potjie der mittlerweile schon zu unserem Markenzeichen geworden ist. Aber wir kochen auch namibisch. Wildfleisch in einer leckeren Tortilla oder ein ordentliches Rumpsteak mit Kartoffeln - eben eine kulinarische Kombination aus heimischer und ausländischer Cuisine.“ Mittlerweile gibt es den Mexikaner auch schon fast drei Jahre im schönen Swakopmund. Trotzdem gab es bei all den guten Ideen und der Motivation auch Rückschläge. „Es war zu Anfang sehr schwer, von den Leuten wirklich ernst genommen zu werden. Wir sind jung, hatten deswegen auch schnell den Ruf einer Party-Kneipe weg. Nicht das, was wir eigentlich sind. Die Leute sollen zu aller erst wegen des guten Essens zu uns kommen, nicht wegen der Cocktails. Wir möchten nicht als Bar, in der man gemütlich etwas trinken kann, empfohlen werden. Das ist eher zweitrangig. Aber jetzt sind wir auf dem richtigen Weg.“ Es war schwer, das namibische Publikum an diese exotischen Menüs zu gewöhnen, wie zum Beispiel Pizza mit Guacamole oder Zaziki. Nicht das alltäglichste Gericht. Aber dennoch haben sich die beiden Inhaber tapfer durchgekämpft, Pläne geschmiedet, immer weiter an Menüs und Format gefeilt, hart an sich gearbeitet und über die Zeit langsam aber sicher den Respekt in der Stadt gesichert. Für weitere Informationen: 3 N'Namigos, Tel: +264-64-406711, Lance Rentel: 081-6296114, Cello Baas: o81-2757754, Email:[email protected] Thalia Glowczewski