Viele Fragen bleiben unbeantwortet
Betr.: Alles im Interesse des Landes (AZ, 3. Oktober 2018)
Betr.: Alles im Interesse des Landes (AZ, 3. Oktober 2018)
Liebe Redaktion der AZ! Zunächst einmal vielen Dank für die engagierte Berichterstattung zu wichtigen Themen, inklusive der Berichte über die namibische Schicksalsfrage der Landreform, die ich mit großem Interesse lese. Die Tabelle zur Landreform auf Seite 1 der heutigen Ausgabe wirft aus meiner Sicht allerdings mehr Fragen auf als sie beantwortet:
– Zunächst die unterste Zeile: „Gesamtes namibisches Farmland in Privatbesitz: 36 Mio. ha, 30%“. Das würde im Umkehrschluss ja bedeuten, dass 70% NICHT in Privatbesitz sind, also in Staatsbesitz? Das kann m.E. nicht stimmen.
– Dann die beiden unteren Zeilen im Vergleich: wie können sowohl 10,8 Mio. ha als auch 36,1 Mio. ha jeweils „30% des Farmlandes in Privatbesitz“ sein? Wie viel sind denn dann 100% des Farmlandes in
Privatbesitz?
Generell fände ich einen Gesamtüberblick zum Landbesitz hilfreich, also insbesondere:
– Wie viel Farmland, Siedlungsland und sonstiges Land (z. B. Industrie) gibt es insgesamt in Namibia?
– Wie ist dieses Land (insbesondere natürlich das Farmland) aktuell verteilt zwischen weißen namibischen Eigentümern, nicht-weißen namibischen Eigentümern, Ausländern und dem namibischen Staat?
– Wie hat sich diese Verteilung über die Zeit verändert?
– Wie groß ist der Anteil der deutschsprachigen namibischen Eigentümer (die von manchen Aktivisten ja gerne vorrangig an den Pranger gestellt werden, aber bei weitem nicht den Löwenanteil der weißen Eigentümer darstellen)?
– Wie viel Land befindet sich im Besitz wie vieler aktueller und ehemaliger Regierungs- und Verwaltungsmitarbeiter?
– Wie groß ist jeweils die Gesamtfläche, die Anzahl der Farmen und die durchschnittliche Größe
der Farm?
– Für welchen Preis hat die Regierung in der Vergangenheit Farmen aufgekauft (da ja immer wieder von überzogenen Preisvorstellungen die Rede ist), und wie hoch ist dieser Preis im Vergleich zu anderen Ländern des südlichen Afrikas? Wie hat sich der Preis über die Zeit entwickelt?
Und ich rege auch an, einmal die Ideen von Sam Nujoma oder Aktivisten der Landverteilung konkret durchzurechnen. Nehmen wir mal an, das Land aller Eigentümer würde verstaatlicht und dann gerecht verteilt, also gleichmäßig auf alle Erwachsenen Bürger Namibias (zumindest fällt mir kein anderer gerechter Verteilungsschlüssel ein. Wie viel Land würde jeder Namibier denn dann bekommen (ich tippe auf ca. 50 Hektar)? Und was bringt den Namibiern dann eine solche kleine Parzelle? Was wäre der Markt-Gegenwert dieser Parzellen? Und wer entscheidet, wer welche Parzelle bekommt? Das Los?
Ich freue mich auf die weitere Berichterstattung und hoffe auf viele interessante Informationen und kritische Nachfragen! Mit herzlichen Grüßen aus Windhoek
Markus Hoyer
Anmerkung des Redakteurs:
Viele der Fragen, die Herr Hoyer stellt, werden trotz jahrelanger Anfragen grundsätzlich nicht vom Landreformministerium beantwortet, wodurch der Vorwurf der kritischen Öffentlichkeit entsteht, dass mit der gesamten Reform sowie der Verteilung des aufgekauften Landes nicht fair umgegangen wird. Genau diese Vorwürfe werden auch von den Parteien und Interessenvertretern erhoben, die sich von der Landkonferenz fernhalten. Zu Vieles wird im Verborgenen getan und gehalten, wodurch die Medien sich oft auf Studien verlassen müssen, die von Drittparteien angestellt wurden. Dabei fällt oft auf, dass die Ziffern nicht immer 100 Prozent gleich sind und übereinstimmen, doch veröffentlicht die AZ diese Information, da sie zumindest Tendenzen offenlegt. In diesem Zusammenhang hat die AZ über die Jahre viele Berichte veröffentlicht. Hier sind Artikel, die die oben gestellten Fragen teilweise beantworten:
– Zu wenig Land für so Viele (Kommentar des 16. Mai 2017 befasst sich mit Parzellengrößen)
– Landreform hinterfragt (27. 06. 18)
– Gerechtigkeit bei der Ausführung der Landreform wird angezweifelt (10. 07.2018)
– LPM akzeptiert Auslassung (13. 07)
– Debatte zur Landreform (20. 07)
– „Landnahme ohne Kompensation!” (23. 07.2018)
– NAU-Meinung über Landreform
(6. 08.2018)
– Statistikamt erklärt Landbesitz
(17. 09.2018)
– Landfrage bedarf Transparenz (Kommentar vom 18. 09.2018)
– Erste Landkonferenz 1991 bietet (Grundlagen (Hintergrund 28. 09)
– Konferenz droht zu scheitern
(28. 09.2018)
– Konferenzstart mit Protest (1. 10.18)
– Grundgesetz erlaubt Enteignung
(2. 10.2018)
– Alles im Interesse des Landes (3. 10)
– Staatliche Kapazität eine Baustelle (4. 10. 2018)
Alle diese Berichte könne Sie auf der Internetseite der AZ nachlesen: www.az.com.na
Liebe Redaktion der AZ! Zunächst einmal vielen Dank für die engagierte Berichterstattung zu wichtigen Themen, inklusive der Berichte über die namibische Schicksalsfrage der Landreform, die ich mit großem Interesse lese. Die Tabelle zur Landreform auf Seite 1 der heutigen Ausgabe wirft aus meiner Sicht allerdings mehr Fragen auf als sie beantwortet:
– Zunächst die unterste Zeile: „Gesamtes namibisches Farmland in Privatbesitz: 36 Mio. ha, 30%“. Das würde im Umkehrschluss ja bedeuten, dass 70% NICHT in Privatbesitz sind, also in Staatsbesitz? Das kann m.E. nicht stimmen.
– Dann die beiden unteren Zeilen im Vergleich: wie können sowohl 10,8 Mio. ha als auch 36,1 Mio. ha jeweils „30% des Farmlandes in Privatbesitz“ sein? Wie viel sind denn dann 100% des Farmlandes in
Privatbesitz?
Generell fände ich einen Gesamtüberblick zum Landbesitz hilfreich, also insbesondere:
– Wie viel Farmland, Siedlungsland und sonstiges Land (z. B. Industrie) gibt es insgesamt in Namibia?
– Wie ist dieses Land (insbesondere natürlich das Farmland) aktuell verteilt zwischen weißen namibischen Eigentümern, nicht-weißen namibischen Eigentümern, Ausländern und dem namibischen Staat?
– Wie hat sich diese Verteilung über die Zeit verändert?
– Wie groß ist der Anteil der deutschsprachigen namibischen Eigentümer (die von manchen Aktivisten ja gerne vorrangig an den Pranger gestellt werden, aber bei weitem nicht den Löwenanteil der weißen Eigentümer darstellen)?
– Wie viel Land befindet sich im Besitz wie vieler aktueller und ehemaliger Regierungs- und Verwaltungsmitarbeiter?
– Wie groß ist jeweils die Gesamtfläche, die Anzahl der Farmen und die durchschnittliche Größe
der Farm?
– Für welchen Preis hat die Regierung in der Vergangenheit Farmen aufgekauft (da ja immer wieder von überzogenen Preisvorstellungen die Rede ist), und wie hoch ist dieser Preis im Vergleich zu anderen Ländern des südlichen Afrikas? Wie hat sich der Preis über die Zeit entwickelt?
Und ich rege auch an, einmal die Ideen von Sam Nujoma oder Aktivisten der Landverteilung konkret durchzurechnen. Nehmen wir mal an, das Land aller Eigentümer würde verstaatlicht und dann gerecht verteilt, also gleichmäßig auf alle Erwachsenen Bürger Namibias (zumindest fällt mir kein anderer gerechter Verteilungsschlüssel ein. Wie viel Land würde jeder Namibier denn dann bekommen (ich tippe auf ca. 50 Hektar)? Und was bringt den Namibiern dann eine solche kleine Parzelle? Was wäre der Markt-Gegenwert dieser Parzellen? Und wer entscheidet, wer welche Parzelle bekommt? Das Los?
Ich freue mich auf die weitere Berichterstattung und hoffe auf viele interessante Informationen und kritische Nachfragen! Mit herzlichen Grüßen aus Windhoek
Markus Hoyer
Anmerkung des Redakteurs:
Viele der Fragen, die Herr Hoyer stellt, werden trotz jahrelanger Anfragen grundsätzlich nicht vom Landreformministerium beantwortet, wodurch der Vorwurf der kritischen Öffentlichkeit entsteht, dass mit der gesamten Reform sowie der Verteilung des aufgekauften Landes nicht fair umgegangen wird. Genau diese Vorwürfe werden auch von den Parteien und Interessenvertretern erhoben, die sich von der Landkonferenz fernhalten. Zu Vieles wird im Verborgenen getan und gehalten, wodurch die Medien sich oft auf Studien verlassen müssen, die von Drittparteien angestellt wurden. Dabei fällt oft auf, dass die Ziffern nicht immer 100 Prozent gleich sind und übereinstimmen, doch veröffentlicht die AZ diese Information, da sie zumindest Tendenzen offenlegt. In diesem Zusammenhang hat die AZ über die Jahre viele Berichte veröffentlicht. Hier sind Artikel, die die oben gestellten Fragen teilweise beantworten:
– Zu wenig Land für so Viele (Kommentar des 16. Mai 2017 befasst sich mit Parzellengrößen)
– Landreform hinterfragt (27. 06. 18)
– Gerechtigkeit bei der Ausführung der Landreform wird angezweifelt (10. 07.2018)
– LPM akzeptiert Auslassung (13. 07)
– Debatte zur Landreform (20. 07)
– „Landnahme ohne Kompensation!” (23. 07.2018)
– NAU-Meinung über Landreform
(6. 08.2018)
– Statistikamt erklärt Landbesitz
(17. 09.2018)
– Landfrage bedarf Transparenz (Kommentar vom 18. 09.2018)
– Erste Landkonferenz 1991 bietet (Grundlagen (Hintergrund 28. 09)
– Konferenz droht zu scheitern
(28. 09.2018)
– Konferenzstart mit Protest (1. 10.18)
– Grundgesetz erlaubt Enteignung
(2. 10.2018)
– Alles im Interesse des Landes (3. 10)
– Staatliche Kapazität eine Baustelle (4. 10. 2018)
Alle diese Berichte könne Sie auf der Internetseite der AZ nachlesen: www.az.com.na
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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