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Verwahrlosung der Sitten

Am 2. Mai 2009 besuchten wir mit einem so genannten Guide der Lodge M. den ganzen Tag den Etoscha-Nationalpark. Wir reisen seit vielen Jahren in Namibia. Was wir indessen dieses Mal erlebt haben, gibt zu Alarm Anlass: Unser Fahrer bot uns an, in "Zusammenarbeit" mit einem andern Fahrer derselben Lodge von der Straße weg etwa 30 - 40 Meter zu den beiden von ihm mit den Namen Petronella und Petroline bezeichneten Löwinnen zu fahren, weil dort die Sicht für Fotos besser sei. Ich habe ihn sofort darauf aufmerksam gemacht, dass dies verboten sei und für uns nicht in Frage käme. Der modus operandi wäre eingestandenermaßen der gewesen, dass der eine Fahrer Schmiere gestanden hätte (aus Angst vor einer Kontrolle von Nature Conservation), während der andere die Fahrt unternommen hätte. Es war offensichtlich, dass dies ein Plan war, der nicht zum ersten Mal angeboten wurde.

Der Guide raste - wie andere auch - durch den Etoscha-Park. Der ständige Funkverkehr führte dazu, dass man gar nicht an einer Stelle ruhig blieb und auch mal abwartete. Er fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit; dass wir innerhalb einer halben Stunde einen überfahrenen Springbock (Eingeweide auf der Straße, der Körper achtlos in den Busch geworfen) und einen überfahrenen Erdwolf sahen, ist nicht ihm selber zuzuschreiben. Es legt aber Zeugnis davon ab, dass sich keiner um Geschwindigkeitsbegrenzungen kümmert (Kontrollen haben wir in all den Jahren noch kein einziges Mal gesehen) und dass es Lodge-Besitzer wie auch der Naturschutz versäumen, Touristen darauf hinzuweisen, dass der Etoscha-Nationalpark kein Zoo ist.

Es ist schade, dass wir feststellen mussten, dass eine Verwahrlosung der Sitten eingetreten ist.

Prof. Dr. iur. Monika Roth, Binningen/Schweiz

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-09

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