Unliebsame Bekanntschaft mit Pistolenlauf im Rücken

Überfälle am helllichten Tag, Handtaschenraub und Autoeinbrüche: In Windhoek gehört all dies zur traurigen täglichen Realität. Betroffene schildern der Allgemeinen Zeitung ihre Erfahrungen, ihre Gefühle und was gegen die Kriminalität getan werden könnte.





Eines der Opfer ist Klara F. (alle Namen von der Redaktion geändert). Sie wurde in einem Supermarkt am Wernhill Park offenbar Opfer eines Trickraubes. An den Einkaufwagen hatte Klara F. eine Tüte mit Pullover, T-Shirt, wertvollem Deo und Haarspray gehängt. An einem der Regale sprach sie eine junge Frau "ganz schüchtern" an. Die junge Dame hatte scheinbar Probleme mit einer Vitamin-B-Packung. "Wofür ist das?" fragte sie mich immer wieder", erinnert sich Klara F. Wie das Gespräch zu Ende ging, weiß sie nicht mehr. Irgendwann aber fiel der Windhoekerin auf, dass ihre Tasche nicht mehr da war. Der Chef des Sicherheitsdienstes konnte ihr auch nicht mehr helfen. "Die sind über alle Berge." "Das Gefühl, Opfer zu sein, brachte mich auf die Palme", sagt Klara F.

Unliebsame Bekanntschaft mit einem Pistolenlauf im Rücken machte James T. am 13. November des vergangenen Jahres. Es war um die Mittagszeit, T. hatte N$ 13 000 von der Nedbank abgehoben. Als er zu seinem Auto zurückging, das er auf dem vierten Parkdeck des Kalahari-Sands-Parkhauses abgestellt hatte, überfielen ihn drei Männer. "Einer stand Schmiere, einer hielt mir die Pistole in den Rücken, der dritte nahm mir das Geld ab", sagt James T. Seine Vermutung: Die Räuber hatten vorher den Wachmann bestochen, von dem war weit und breit nichts zu sehen. Zehn Minuten habe er anschließend aufgelöst in seinem Wage gesessen. "Es war demütigend. Ich war später sogar in medizinischer Behandlung." Ein weiterer Schock für James T. folgte: Auf der Polizeistation habe man sich desinteressiert gegeben, ihm den Überfall nicht abgenommen.

Dreimal innerhalb von drei Wochen wurde Maggy N. Opfer von Überfällen. Zunächst brachen Räuber ihr Auto auf, das sie am Haus der Mutter in Eros Park abgestellt hatte. Die Beute: eine Tasche mit teuren Schulbüchern. Beim zweiten Mal schlugen Unbekannte das Fenster ihres Autos ein, stahlen das Radio, währen Maggy N. zur Chorprobe war. Der jüngste Vorfall spielte sich am 18. März, wiederum am Haus der Mutter, ab. "Zwei Männer entrissen mir meine Handtasche", schildert sie. N$ 600, das Mobiltelefon sowie Bank- und Kreditkarte befanden sich darin. Der Sachschaden war zwar gering, die persönliche Betroffenheit bei diesem unmittelbaren Erlebnis aber am stärksten. "Zorn und Traurigkeit" mischen sich bei Maggy N., wenn sie an die Überfälle denkt. "Die Verbrechen schränken die Lebensqualität ein", sagt sie. Als Grund für die Kriminalität nennt sie die Arbeitslosigkeit: "Wenn die Leute Jobs hätten würden sie sich selbst und andere respektieren." Beim Abstellen dieser Missstände liege noch "ein langer Weg vor unserem Land".

Katherine P. holte ihren Sohn am 11. März von einer Vorschule in Ludwigsdorf ab. Als sie ankam, sah sie drei Männer sich von der Schule entfernen. Die kehrten jedoch um, als Katherine P. aus dem Wagen ausstieg. 100 Meter müssen sie nach ihrer Schilderung zurückgelegt haben, versuchten der jungen Frau Mobiltelefon und Handtasche zu entwenden. Katherine P. schrie, die Männer entrissen ihr das Telefon, ihre Handtasche verteidigte sie erfolgreich. Sie vermutet, dass die Räuber sich bewusst in der Gegend aufhalten. "Mütter, die ihre Kinder abholen, sind ihre Ziele", sagt sie. Seit dem Erlebnis holt sie ihren Sohn nur noch ungern ab, lässt Wertsachen im Kofferraum oder gleich zu Hause.

Kann die City-Polizei eine Lösung auf dem Weg der Verbrechensbekämpfung sein? Ja, glauben sowohl Maggy N., Katherine P. als auch James T. Es komme darauf an, wie viel und wo Streife gefahren werde, glaubt James T. Vor allem an den "Hot Spots" von Windhoek müssten die Ordnungshüter präsent sein. Im Falle von Katherine P. war die City-Polizei schnell zur Stelle. Zwei in der Gegend der Vorschule festgenommene Personen erwiesen sich bei einer Gegenüberstellung allerdings nicht als die Räuber. Rund um die Uhr müsste man auf die City-Polizei zählen können, sagt Maggy N. Sie selbst trägt die Nummer immer bei sich. "Es ist ein Anfang, aber es kann nicht das Ende sein."