"Unanständiger" Fragensteller meldet sich
Hier meldet sich nun der unartige Fragensteller aus dem Publikum, ein Freund Namibias, wie, glaube ich, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion über die Lage nach den namibischen Wahlen in den Berliner Räumen der Heinrich-Böll-Stiftung.
Ich hätte niemals gewagt, den verehrten Botschafter zu fragen, ob ihm gelegentlich die Krawatte schief sitzt, sondern wollte mich eben nur nach dem Zustand und der Zusammensetzung des namibischen Obergerichts erkundigen, das sich ja nun mit den Beschwerden der Opposition über die Stimm-Auszählungen zu beschäftigen hat. Das ist doch kein Verbrechen und schon längst nicht "unanständig", wie die aufgebrachte Exzellenz später formulierte. Aus Staaten, die sich längere demokratische Traditionen zugute halten, etwa den USA oder auch der Bundesrepublik Deutschland, wissen wir, dass die obersten Gerichte nicht losgelöst von den politischen Proportionen gewählt werden und entscheiden und dennoch auf ihre Unabhängigkeit pochen: eine delikate mélange, die nicht weniger auf die Exekutive und die Legislative zutrifft, also die beiden anderen Träger der "balance of power". Wie hätte mir die Frage nach der Unabhängigkeit der namibischen Judikative nach den ausführlichen Referaten über die Schwierigkeiten der Swapo, ein demokratisch-pluratistisches Selbstverständnis wachzuhalten, nicht einfallen sollen? Offenbar traf sie einen Nerv. Dabei trieben mich wirklich keine bösen Absichten.
Fragen ist doch wohl erlaubt, oder möchte der Botschafter die Fragefreiheit in Frage stellen? Und was soll man davon halten, dass er eine Frage gleich als "ernste Anschuldigung" darstellt und sich damit selbst auf das beklagte Niveau fallen lässt. Danke übrigens für die Wortschöpfung "Negativ-Darstellungstourismus", die gewisse Aussichten hat, sich als nächstes "Unwort des Jahres" zu profilieren. Bis zur nächsten Frage und mit besten Grüßen
Johannes Wendt, Berlin
Ich hätte niemals gewagt, den verehrten Botschafter zu fragen, ob ihm gelegentlich die Krawatte schief sitzt, sondern wollte mich eben nur nach dem Zustand und der Zusammensetzung des namibischen Obergerichts erkundigen, das sich ja nun mit den Beschwerden der Opposition über die Stimm-Auszählungen zu beschäftigen hat. Das ist doch kein Verbrechen und schon längst nicht "unanständig", wie die aufgebrachte Exzellenz später formulierte. Aus Staaten, die sich längere demokratische Traditionen zugute halten, etwa den USA oder auch der Bundesrepublik Deutschland, wissen wir, dass die obersten Gerichte nicht losgelöst von den politischen Proportionen gewählt werden und entscheiden und dennoch auf ihre Unabhängigkeit pochen: eine delikate mélange, die nicht weniger auf die Exekutive und die Legislative zutrifft, also die beiden anderen Träger der "balance of power". Wie hätte mir die Frage nach der Unabhängigkeit der namibischen Judikative nach den ausführlichen Referaten über die Schwierigkeiten der Swapo, ein demokratisch-pluratistisches Selbstverständnis wachzuhalten, nicht einfallen sollen? Offenbar traf sie einen Nerv. Dabei trieben mich wirklich keine bösen Absichten.
Fragen ist doch wohl erlaubt, oder möchte der Botschafter die Fragefreiheit in Frage stellen? Und was soll man davon halten, dass er eine Frage gleich als "ernste Anschuldigung" darstellt und sich damit selbst auf das beklagte Niveau fallen lässt. Danke übrigens für die Wortschöpfung "Negativ-Darstellungstourismus", die gewisse Aussichten hat, sich als nächstes "Unwort des Jahres" zu profilieren. Bis zur nächsten Frage und mit besten Grüßen
Johannes Wendt, Berlin
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Allgemeine Zeitung
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