Teil 6 - Vertrieben von geliebter Erde

Mit der freundlicher Genehmigung der Gondwana Collection, im Besonderen Mannfred Goldbeck und Sven Eric Ständer, veröffentlicht die Allgemeine Zeitung an dieser Stelle das Büchlein „Vertrieben von geliebter Erde“. Es geht dabei um die Geschichte Deutscher Siedler im Süden Namibias zwischen Kolonialkrieg und dem Ersten Weltkrieg. Dabei steht das Leben der Brüder Alfons und Stephan Schandel im Hintergrund, die die Farm Karios am Fischfluss Canyon gründeten. Eine wichtige Rolle im Krieg spielen die Nachrichtenabteilungen der Schutztruppe. Durch sie kann relativ rasch gemeldet werden, wo der Feind steht, wo Gefechte stattgefunden haben und wo Verstärkung gebraucht wird. Die Nachrichtentruppen untergliedern sich in eine Telegraphen-, eine Funk- und eine Heliographenabteilung, die so genannten Signalisten. Ein Heliograph ist ein Apparat, durch den mit Hilfe eines speziellen Spiegels Lichtsignale übermittelt werden, die bei klarer Luft bis zu 100 km weit zu sehen sind. Eine Stationenkette zieht sich von Erhebung zu Erhebung von Windhoek nach Keetmanshoop und noch weiter in den Süden, eine Linie führt von Keetmanshoop nach Lüderitz. „Der Dienst auf den hochgelegenen Signalstationen war äußerst anstrengend“, heißt es später in einem Militärbericht über die Leistungen der Nachrichtentruppen im Krieg gegen Herero und Nama. „Oft führte erst einstündiges schweres Klettern im spitzigen Gestein endlich zum Berggipfel mit der erwünschten guten Fernsicht. Dort oben hatten sich die Signalisten – meist gemeinsam mit einigen Bedeckungsmannschaften – durch Aufschichten von Klippen eine Art Steinbude gebaut, die aus Säcken und Feldbahnen [gemeint sind wohl Zeltplanen, d. Verf.] oder Woilachs ein Dach gegen Regen und Sturm erhalten hatte. Einige Lücken in der Trockenmauer stellten die Schießscharten dar. Die geladenen Gewehre lagen in steter Bereitschaft. Auf vielen Stationen war es nicht möglich, Proviant, Wassersäcke und Betriebsstoffe mit Maultieren heraufzuschaffen. Es musste alles getragen werden. Nur in günstigen Fällen standen gelegentlich Eingeborene dazu zur Verfügung. Bisweilen wohnten die Signalisten am Bergesfuß oder auf halber Höhe und nur die Diensthabenden erkletterten die Bergspitze.“ Diese isolierten Posten sind natürlich ideale Angriffsziele für Nama-Trupps. Einige werden überfallen und manch ein Soldat stirbt. In dem Militärbericht findet sich folgende Passage: „Am 23.9.05 meldete die Nachbar-Signalstation Sjambocksberg, dass Station Oas (östlich der Gr. Karrasberge) seit längerer Zeit nicht zu errufen sei. Eine Patrouille von einigen Reitern fand die 9 Mann starke Besatzung in und vor ihren Klippenhäusern als Leichen. Anscheinend bei Morgengrauen hatte der, wie sich aus Spuren und späteren Aussagen herausstellte, zahlreiche Geg­ner auf Marengos Befehl sein mörderisches Feuer eröffnet, dem nicht einer entkam.“ Die Gräber bestehen noch heute; Oas liegt auf der Farm Blinkoog nördlich von Karasburg. Alfons wird südlich von Keetmanshoop stationiert. Er „ist ziemlich während des Aufstandes dort herumgekommen, meist als Signalist bei den Heliographen-Stationen“, schreibt seine Schwester Elisabeth in ihren Erinnerungen etwas ungenau. Denn er ist kein ausgebildeter Signalist der Nachrichtentruppe, sondern einfacher Reiter der 4. Ersatzkompanie. Offenbar hat er den Auftrag, die Signalposten zu schützen, mit Nachschub zu versorgen und zwischen einigen von ihnen die Verbindung zu halten. Dazu gehören wohl die Stationen auf dem Holoog Berg, auf einer Höhe südöstlich davon, die später als Signalberg auf den Karten verzeichnet ist, und auf dem höchsten Gipfel der Chumberge, der westlich des Fischfluss Canyons 1227 Meter hoch in den Himmel ragt und heute Spiegelberg genannt wird. Ein äußerst anstrengender Einsatz also für Alfons, dem er jedoch gewachsen war, wie seine Schwester Elisabeth später feststellt: „Seine eiserne Gesundheit vertrug alles“. Von der Station Holoog zum Spiegelberg ist man mehrere Tage unter­wegs. Der Weg führt über die Ebenen am Rande des Fischfluss Canyons hinweg, die Schlucht des Kanebis (auch: Kanibes) Riviers hinab in den Canyon, durch Quaggaspoort (Zebrafurt) und von da aus einen westlichen Zufluss des Fischflusses wieder hinauf, bis man schließlich auf den Gebirgszug der Chumberge gelangt. Langsam und vorsichtig, im Schritttempo, folgen die Pferde dem schmalen Pfad, der sich durch die riesigen Granitfelsen windet und nun über die sanft geschwungenen steinigen Ebenen führt. Als sie an den Einschnitt des Riviers Kanebis gelangen, steigen Alfons und seine beiden Kameraden ab und führen die Pferd am Zügel in die Schlucht. Immer tiefer geht es hinab. Den Männern rinnt der Schweiß in Bächen am Körper herunter. Wieder und wieder greifen sie zum Wasserschlauch. Das Gewehr griffbereit, halten sie von Zeit zu Zeit an und spähen nach vorne. Hinter jeder Biegung kann der Feind lauern. Zwar verhalten sich Marengos Kämpfer zurzeit still und werden nach den Signalmeldungen von vorgestern in ihrem Schlupfwinkel vermutet – irgendwo in den Großen Karasbergen etwa 70 km östlich von hier. Aber diese Distanz legen die wendigen Nama innerhalb einer Nacht zurück... Plötzlich drängen die Pferde voran. Offenbar haben sie das Wasser gerochen, das da vor ihnen liegt. Eine letzte Biegung, und unvermittelt öffnet sich der Einschnitt zu einem breiten Tal, das von gewaltigen, Hunderte Meter aufragenden Felswänden eingeschlossen wird. Überwältigt hält Alfons den Atem an. Vor ihnen liegt ein langgezogener Kolk – eine Vertiefung, in der sich Reste des vor Monaten geflossenen Fischflusses gesammelt haben – im weißen Sand, umsäumt von sattgrünen Büschen und Bäumen. Für einen Augenblick vergisst er die Gefahr und versinkt im Anblick dieses Wunders der Natur. Unglaublich, wie tief sich der Fluss im Laufe der Jahrmillionen in die Erde eingegraben hat. Wie klein ist der Mensch doch im Vergleich zu diesen gewaltigen zeitlichen und räumlichen Dimensionen. Und wie fern erscheint ihm hier seine Heimat Deutschland, mit seinen vielen Menschen, Städten und Dörfern, und mit den von Menschenhand geprägten Feldern und Forsten... Alfons schaut sich um und spürt, wie sich sein Herz weitet. Hier gab es noch unberührte Natur, hier hatte man unvorstellbar viel Platz um sich herum, hier war man noch sein eigener Herr. Plötzlich beginnt er zu lachen. Vor lauter Glück sprudelt es einfach aus ihm heraus. Und Alfons schwört sich: Wenn der Krieg vorbei ist, würde er in dieser Gegend Land kaufen für seine künftige Farm...

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Allgemeine Zeitung 2024-05-19

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