Tabus ansprechen
Betr.: Leserbrief: Ein Rohr ist kein Rohr (AZ vom 30.11.18)
Sehr geehrter Herr Chefredakteur Steffen,
es ist verständlich, dass sich die Redakteure der AZ hauptsächlich im Newsroom der eigenen Mediengruppe bedienen. Dadurch gehen jedoch die Themen unter, die die deutsche Gemeinschaft selbst betreffen. Dazu gehören einige unangenehme Tabus:
So gibt es inzwischen auch unter den Deutschen in Namibia eine „soziale Frage“ - Sie betrifft deutschstämmige Arbeitslose und Menschen, die unter einfachsten Bedingungen ihr Leben meistern. Einige von ihnen befinden sich in ihrer Not sogar in den nördlichen Landesteilen. Leider sind die deutschen christlichen Gemeinden nicht mehr so stark, dass sie solche Schicksale noch auffangen könnten.
Zu den Tabus gehört auch die großzügige Förderung der DHPS durch das Auswärtige Amt. Es wird eine Schule subventioniert, die der gehobenen Mittelschicht zugute kommt und zudem noch in Konkurrenz tritt zu anderen „Elite-Schulen“ in Windhoek. Schon die Ausbildungswege der mittleren Mittelschicht werden weitaus spärlicher gefördert - von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ganz zu schweigen. Gleichzeitig werden vom Finanzamt Neu-Brandenburg noch die ärmsten der Armen, deutschen Rentner mit einem „Juridismus“ überzogen, der resultiert aus dem von der Politik gebrochenen Versprechen der steuerfreien Rente. Der grundgesetzlich garantierte Schutzauftrag der Bundesrepublik gegenüber ihren Bürgern wird in den Einzelgesetzen nicht eingehalten.
Dies betrifft auch den sensibelsten Bereich: die persönliche Sicherheit. Dies dürfte sogar politisch zu Spannungen führen, sollte sich die Lage in Namibia weiter verschlechtern. Die Genozid-Verhandlungen waren nicht hilfreich soweit.
Ob ein Wiederaufleben der NaDS oder der IG hilfreich sein könnte, ist schwer zu sagen. In jedem Fall könnte die Debatte über die verschiedenen Themen neue Ideen voranbringen. Denn alte Lösungen wiederaufwärmen, wäre eine ganz schlechte Wahl.
Wenn es überhaupt eine „Lösung der sozialen Frage“ gibt, besteht die nicht darin, irgendwelche ausländischen Investitionen anzulocken. Es ist vielmehr so, dass die traditionellen Gemeinschaften wieder enger zusammenrücken. Deswegen betreibt Herero-Chief Rukoro eine aus seiner Sicht sehr sinnvolle Strategie. Die „deutsche Gemeinschaft“ ist emotional anders aufgestellt. Eine Strategie wird sie aber auch entwickeln müssen.
Dazu könnte die AZ einen unersetzbaren Beitrag leisten.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Peltzer, Okahandja
es ist verständlich, dass sich die Redakteure der AZ hauptsächlich im Newsroom der eigenen Mediengruppe bedienen. Dadurch gehen jedoch die Themen unter, die die deutsche Gemeinschaft selbst betreffen. Dazu gehören einige unangenehme Tabus:
So gibt es inzwischen auch unter den Deutschen in Namibia eine „soziale Frage“ - Sie betrifft deutschstämmige Arbeitslose und Menschen, die unter einfachsten Bedingungen ihr Leben meistern. Einige von ihnen befinden sich in ihrer Not sogar in den nördlichen Landesteilen. Leider sind die deutschen christlichen Gemeinden nicht mehr so stark, dass sie solche Schicksale noch auffangen könnten.
Zu den Tabus gehört auch die großzügige Förderung der DHPS durch das Auswärtige Amt. Es wird eine Schule subventioniert, die der gehobenen Mittelschicht zugute kommt und zudem noch in Konkurrenz tritt zu anderen „Elite-Schulen“ in Windhoek. Schon die Ausbildungswege der mittleren Mittelschicht werden weitaus spärlicher gefördert - von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ganz zu schweigen. Gleichzeitig werden vom Finanzamt Neu-Brandenburg noch die ärmsten der Armen, deutschen Rentner mit einem „Juridismus“ überzogen, der resultiert aus dem von der Politik gebrochenen Versprechen der steuerfreien Rente. Der grundgesetzlich garantierte Schutzauftrag der Bundesrepublik gegenüber ihren Bürgern wird in den Einzelgesetzen nicht eingehalten.
Dies betrifft auch den sensibelsten Bereich: die persönliche Sicherheit. Dies dürfte sogar politisch zu Spannungen führen, sollte sich die Lage in Namibia weiter verschlechtern. Die Genozid-Verhandlungen waren nicht hilfreich soweit.
Ob ein Wiederaufleben der NaDS oder der IG hilfreich sein könnte, ist schwer zu sagen. In jedem Fall könnte die Debatte über die verschiedenen Themen neue Ideen voranbringen. Denn alte Lösungen wiederaufwärmen, wäre eine ganz schlechte Wahl.
Wenn es überhaupt eine „Lösung der sozialen Frage“ gibt, besteht die nicht darin, irgendwelche ausländischen Investitionen anzulocken. Es ist vielmehr so, dass die traditionellen Gemeinschaften wieder enger zusammenrücken. Deswegen betreibt Herero-Chief Rukoro eine aus seiner Sicht sehr sinnvolle Strategie. Die „deutsche Gemeinschaft“ ist emotional anders aufgestellt. Eine Strategie wird sie aber auch entwickeln müssen.
Dazu könnte die AZ einen unersetzbaren Beitrag leisten.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Peltzer, Okahandja
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Allgemeine Zeitung
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