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Stefanie Layla Aukongo: "Kalungas Kind"

"Ich habe das Buch in erster Linie geschrieben, um meine eigene Geschichte zu verarbeiten", sagt Stefanie Layla Aukongo. "Zum anderen ging es darum, der Welt zu zeigen, dass Wunder und Anderssein möglich sind und dass es sich immer lohnt zu kämpfen."
"Kalungas Kind" fängt damit an, dass Stefanies Mutter Clementine schwerverletzt das Bombardement eines Flüchtlingslagers in Südangola durch Flugzeuge des südafrikanischen Apartheidsregimes überlebt. Die hochschwangere Frau wird für eine Solidaritätsaktion ausgewählt und in die DDR ausgeflogen, wo sie ihr Kind zur Welt bringt. Durch die Verletzungen ihrer Mutter kommt Stefanie behindert zur Welt. Sie ist halbseitig gelähmt. Die Krankenschwester, die sich um das Neugeborene kümmert, kämpft dafür, dass sie das Baby bei sich zu Hause aufnehmen darf. Es klappt, doch nach einem Jahr müssen Mutter und Tochter nach Angola. Stefanie geht es dort aufgrund ihrer Behinderung immer schlechter und die deutsche Pflegefamilie kämpft mit allen Mitteln, um das Mädchen zurück nach Deutschland zu holen. Nach viel und Hin und Her gelingt es. "Die DDR hat mein Leben gerettet", sagt sie heute. Mehrmals in ihrem Leben hatte Stefanie eine Menge Glück und Hilfe, dass sie überlebt. "Meine Geschichte handelt von so grundlegenden Dingen wie Hoffnung, Liebe und Solidarität", sagt die Autorin. Nicht umsonst will Stefanie Layla Aukongo mit dem Buch auch den Menschen danken, die ihr so sehr geholfen haben.
Als sie 14 Jahre alt ist, fliegt sie zum ersten Mal nach Namibia auf der Suche nach ihren Wurzeln. Und schon ist sie wieder mitten drin in den zwei Welten , von denen sie in ihrer Autobiografie spricht. Da ist auf der einen Seite Katutura, wo hauptsächlich die Schwarzen in - für das europäische Auge - ziemlich ärmlichen Verhältnissen leben. Rein äußerlich passt Stefanie dort hinein, sie ist eine Schwarze. Doch so einfach ist es nicht. Es gibt noch die ganz ursprüngliche Heimat, das Ovamboland im Norden Namibias. Dort wo Stefanie bei ihrer Großmutter meekulu auf viele für sie völlig ungewöhnliche Dinge stößt: Hirse stampfen, Schlafen in Strohhütten, trübes Wasser aus kilometerweit entfernten Brunnen holen oder Mopane-Würmer essen.
Das "Dauerspannungsverhältnis" zwischen den Heimaten begleitet Stefanie immer. "Ich erlebe in Namibia eine andere Art von Rassismus, den ich in Deutschland nicht kenne. Manchmal ist es, als würde man nie richtig zuhause sein. Hier in Deutschland bin ich die afrikanische Ausländerin und in Namibia die Deutsche. Es ist eine Zerrissenheit, die sich an der Hautfarbe misst."
Aukongos Buch ist absolut empfehlenswert. Neben ihrer persönlichen Geschichte, erzählt sie auch Namibias Geschichte auf dem Weg in die Unabhängigkeit und wie das System "Solidarität" in der DDR funktionierte. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die es nie einfach hatte, aber jetzt, nachdem sie sich durch alles durchgebissen hat, eine Menge Lebensfreude versprüht. Und trotzdem ist es nicht einfach: Rassismus, Diskriminierung, Isolation - das alles hat Stefanie erfahren, aber auch die Liebe ihrer Familie und die Spiritualität in Namibia. Es gehört viel Mut dazu, wie die 31-Jährige dem Leser ihre Gefühlswelt, ihre Zerbrechlichkeit, ihre Sorgen und Träume zu zeigen. Sie schildert ihre traurige Geschichte in einer sanften humorvollen Art und garniert das ganze noch mit Lebensweisheiten, die sich jeder zu Herzen nehmen sollte.

Weitere Infos unter www.stefanie-lahya.de

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-03-24

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