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Sinnlos und unüberlegt

Zu Beginn der 90er Jahre war ich der LTU-Vertreter für das Südliche Afrika (einschließlich Namibia), zuständig für den kommerziellen Bereich sowie für Verkehrsrechte. Der Kampf für die Verkehrsrechte der LTU nach Namibia war bitter und hart - die namibische Regierung sowie Air Namibia und Lufthansa haben uns erhebliche Knüppel zwischen die Beine geworfen, um die Durchführung von auch nur einer Frequenz zwischen München und Windhoek zu zulassen. Die ersten Flüge haben wir mit begrenzten Kapazitäten durchgeführt und mussten so eine Streckenführung über Durban und Arusha in Kauf nehmen, um die Auslastung des Flugzeuges zu gewährleisten, was erhebliche Kosten an Landegebühren und zweimal Besatzungsaustausch mit sich brachte.

Erst im Jahr 1994 hat man über ein bilaterales Abkommen zwischen den Verkehrsministerien beider Länder uneingeschränkte Flüge der LTU nach Windhoek zugelassen. Dieses war nur möglich durch den Einsatz verschiedener Kollegen bei der LTU, die fest an Namibia als Reiseziel geglaubt und aus Überzeugung die Landerechte angestrebt haben.

Umso unverständlicher ist es, dass Air Berlin nicht nur die Strecke nach Kapstadt im vergangenen Jahr eingestellt hat (trotz sehr hoher Auslastung) und nun das Ende der Namibia-Strecke angekündigt hat. Es kann nicht sein, dass der Flugbetrieb aufgrund mangelnder Effizienz eingestellt wird, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Flüge in beiden Richtungen bisher gut ausgelastet waren, zuzüglich einem hohen Frachtaufkommen.

Ob es hier letztlich darum geht, den Abflugort von München nach Berlin zu verlagern oder ob es um die Effizienz des Flugbetriebs geht, ist hier leider nicht ausschlaggebend. Tatsache bleibt, dass die Flüge in beide Richtungen mit Passagieren sowie mit Fracht sehr gut ausgelastet waren und Windhoek als Ziel der Air Berlin sehr lukrativ war (und immer noch ist). Die Einstellung der Flüge auf Effizienzgründen zurückzuführen, ist einfach lächerlich und mal wieder eine schlappe Ausrede der Air Berlin, um von den wirklichen Gründen abzuweichen. Es ist weltweit bekannt, dass durch die Rezession Einschnitte gemacht werden müssen, aber zwei lukrative Reiseziele in Afrika deswegen (wenn auch vielleicht nur zeitweilig) aus dem Streckennetz zu streichen, ist einfach sinnlos und unüberlegt.

Was bei der Air Berlin auf allen Strecken fehlt und was sie immer weiter an einer Umkehr zu Profitabilität hindert, ist, auf die Wünsche ihrer Fluggäste einzugehen, was sie aber nicht tut, weil sie dazu einfach viel zu unflexibel ist - die Verlagerung der Windhoek-Flüge von München nach Berlin ist ein typisches Beispiel und macht keinen Sinn, die hohen Umbuchungsgebühren machen die Airline unattraktiv.

Die Entscheidung, den Flugbetrieb nach Namibia einzustellen, wird für Namibias Tourismus schwerwiegende Konsequenzen haben und Air Namibia in eine Monopolstellung versetzen, die ihnen freie Hand gibt, die Flugpreise in die Höhe zu treiben. Herr Mehdorn sollte wissen, dass eine Airline noch lange keine Eisenbahn ist und er leider auf der falschen Strecke ist, wenn er glaubt, auf diese Art und Weise die Air Berlin zu sanieren.

Deswegen ist es für Namibias Tourismus notwendig, andere Airlines zu werben, um dieses Vakuum zu füllen.

Reinhardt Küsters, Walvis Bay

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-24

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