Sich zu informieren zahlt sich immer aus

Steigende Strompreise und ein erhöhtes Interesse an erneuerbaren Energien sind zurzeit die treibende Kraft für die steigende Anzahl von Anbietern verschiedener Solar-Warmwasser-Systeme, sowohl für den kommunalen Bereich als auch für den privaten "Häuslebauer".
Damit wird es für den einzelnen Interessenten immer schwieriger, eine Übersicht über die angebotenen Systeme zu erhalten. Hinzu kommt, dass seit zirka zwei Jahren immer mehr preiswerte Anlagen aus Fernost vertrieben werden und u.a. durch große Baumarktketten auf dem namibischen Markt drängen. Die Qualität dieser Anlagen (meistens Vakuumröhren-Anlagen) lässt oft zu wünschen übrig, genau so wie die von den Anbietern angebotenen Garantieleistungen. Glaubt man den namhaften Vertreibern qualitativ guter Solaranlagen in Namibia, so werden derzeit viele dieser "Billig-Anlagen" nach nur sehr kurzer Betriebszeit durch qualitativ gute Solaranlagen ersetzt - und zwar auf Kosten des Kunden.
Die häufigsten Qualitätsmängel sind:
1. - schlechte Korrosionsbeständigkeit des Geyser-Behälters (angeblich Edelstahl-Qualität)
2. - Undichtigkeiten an den Anschlüssen des Geysers (sehr oft durch Korrosion)
3. - defekte Schwimmerventile
4. - defekte Vakuumröhren
5. - schlechte Korrosionsbeständigkeit der "Stands"
6. - durchgebrannte Heizelemente (back up system)
Der nachfolgende Beitrag ist ein Versuch, die in Namibia angebotenen Systeme zu erläutern und dem interessierten Kunden eine Entscheidungshilfe beim Kauf einer Solar-Anlage zu bieten.
Die angebotenen Solaren-Warmwasser-Systeme lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien einordnen:

1. Direkte Systeme oder Einkreissysteme
2. Indirekte Systeme oder Zweikreissysteme

Direkte Systeme
Das wesentliche Merkmal der direkten Systeme ist, dass das Brauch-/Trinkwasser aus dem Geyser durch die Kollektoren fließt und dadurch direkt von der Sonne erhitzt wird. Die meisten Systeme brauchen hierzu eine Umwälzpumpe, die entweder von einem Temperaturregler gesteuert oder mit einem 12-Volt-Panel betrieben wird. Als Kollektoren werden die so genannten Flachkollektoren oder Vakuumröhren angeboten. Direkte Systeme sollten nur in frostfreien Zonen verwendet werden, oder der Temperaturregler muss eine "Antifrost" Funktion haben, die das Einfrieren der Kollektoren im Winter verhindert. Ein wesentlicher Vorteil dieses Systems ist, dass der bereits installierte Geyser in das System integriert werden kann. Wegen der Verwendung einer Umwälzpumpe spielt die Position des Geysers keine Rolle. Das Geyser-Element bleibt als "backup" System erhalten, ebenso wird die bestehende Installation nicht verändert. Da das Solarsystem an dem bestehenden Geyser angeschlossen wird, steht es unter dem gleichen Wasserdruck wie der Geyser selbst. Die einzige optische Änderung am Haus sind die Kollektoren auf dem Dach.

Eine weitere Variante des direkten Systems sind Ausführungen, die aus einem Geyser (von 100 bis 300 Liter) und den dazugehörigen Vakuumröhren zusammen auf einem "Stand" bestehen. Diese werden als "low pressure" oder "high presure" (Nieder- und Hochdruck) -Modelle angeboten. Bei beiden Modellen fließt das Brauch/Trinkwasser durch die Vakuumröhren und wird dort von der Sonne erhitzt. Die meisten dieser Anlagen kommen aus Fernost und weisen die eingangs erwähnte mindere Qualität auf.

Indirekte Systeme
Bei den meisten indirekten Systemen werden Solar-Geyser verwendet, die auf dem Dach (selten unter dem Dach), oder auf einem "Stand" montiert werden müssen. Die davor installierten Kollektoren sind mit einer Wasser-Glykol-Mischung ("antifreeze") gefüllt, die durch thermische Konvektion (heiße Flüssigkeit steigt nach oben, kalte Flüssigkeit fällt) die aufgenommene Sonnenenergie in den immer höher liegenden Solar-Geyser transportieren - eine Pumpe ist nicht erforderlich. Im Solar-Geyser findet ein Wärmeaustausch statt. Die Wärme wird somit an das dort gespeicherte Brauch/Trinkwasser abgegeben. Die indirekten Systeme (Geyser und Kollektoren) bilden immer eine Einheit und müssen auch so gekauft werden. Die Verwendung des vorhandenen (nicht Solar-) Geysers ist hier nicht möglich.
Bei indirekten Systemen muss man zwischen so genannten Drucksystemen (high pressure) und Niederdruck (low pressure) unterscheiden. Bei "high pressure" Systemen ist die Warmwasserleitung und somit der gesamte Geyser an den städtischen Wasserdruck angeschlossen. Im Gegensatz dazu ist beim "low pressure" System der Wasserdruck von der Höhe/Position des Geysers abhängig. Als "back up" System wird bei allen Solar-Geysern ein Elektro-Heizelement (220 Volt) angeboten.
Zusammenfassung
Durch die Komplexität des Themas und den ständig wachsenden Markt ist es schwer, den aktuellen Stand der solaren Warmwasserversorgung in Namibia darzustellen. (Die oben genannte Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit).
Es bleibt festzuhalten, dass die richtige Wahl der am besten geeigneten Solaranlage nur mit Beratung von einen kompetenten Fachbetrieb möglich ist.
Eine Liste der registrierten Solar-Fachbetriebe ist über den Verband: "Renewable Energy Industry Association of Namibia" in Windhoek, unter [email protected]., beim Bergbauministerium unter www.mme.gov.na zu erhalten oder bei K & K SOLAR cc in Swakopmund unter 064 - 463779, Email: [email protected]
Es ist zu empfehlen die Qualität der gewählten Anlage grundsätzlich zu hinterfragen.
Eine preiswerte Lösung muss nicht immer die Beste sein.

Dipl.-Ing. Christan Kostrzewa