Seltenes Naturschauspiel: Größte Robbenkolonie Namibias findet ein Refugium am Kreuzkap

Die Robbenkolonie bei Cape Cross kündigt sich zuerst der Nase und dann den Ohren des Besuchers an. Am Parkplatz angekommen, wird dieser zunächst von dem beißenden Geruch förmlich überwältigt und dann auf das laute Gebrüll der Tiere aufmerksam. Erst auf den letzten Metern vor der Holzabsperrung, die die Besucher von dem etwas tiefer liegenden Küstenstreifen dahinter trennt, rücken die zu hunderttausenden versammelten Tiere ins Blickfeld, die sich dicht gedrängt auf dem felsigen Untergrund tummeln.

Das Meer der braunen Leiber wogt hin und her wie ein großer Organismus in dem einzelne Tiere in der Masse verschwimmen. Von der gleißenden Sonne geblendet, mag es dem Besucher zunächst schwer fallen, einzelne der Meeressäuger in dem Gedränge auszumachen. Erst allmählich, wenn sich die Augen an das grelle Licht gewöhnt haben, wird es möglich, die Masse optisch in ihre Bestandteile zu zerlegen.

Dabei werden nach und nach hunderte Jungtiere sichtbar, die vorher nur durch ihr lautes, an das helle Blöken von Schafen erinnernde, Quieken in Erscheinung getreten sind. Hier und da haben sich größere Gruppen von Kälbern gebildet, die dicht aneinander gedrängt in der Gruppe Schutz suchen. Scheinbar orientierungslos irren einzelne der dunkel schwarz gefärbten Jungtiere in der Masse umher und verlangen laut schreiend nach der Mutter.
Aus dem Gewirr ragen einige Bullen wie Fixpunkte empor, die sich auf einen der wenigen umher stehenden Felsblöcke gehievt haben und von ihrer erhöhten Position durch lautes Gebrüll ihre dominante Stellung unterstreichen. Die Bullen, die über zwei Meter lang und bis zu 360 kg schwer werden, verfügen jeder über einen Harem von bis zu 50 Weibchen. Die meisten der Robben liegen fast reglos umher. Nur ab und zu entwickelt sich sporadisch Unruhe in der scheinbar homogenen Masse, wenn einzelne Bullen unter lautem Grunzen und mit vollem Körpereinsatz ihre Machtkämpfe austragen. Dabei gehen sie oft derart ungestüm vor, dass Kälber, die sich in ihre Nähe verirrt haben, häufig von einem der Kontrahenten erdrückt werden.

Das ist jedoch nicht die häufigste Todesursache. Vor allem Kälber die in der Menge von der säugenden Mutter getrennt werden, verhungern in großen Mengen oder werden zur Beute von Schabrackenschakalen und braunen Hyänen. Periodisch erhöht sich die Sterberate sprunghaft, wenn sich das Nahrungsangebot der weiblichen Robben aufgrund von Fischmangels vor der Küste derart verringert, dass sie ihre Kälber nicht mehr ernähren können. Davon zeugen tausende verendeter Jungtiere, deren Kadaver auf dem ausgedehnten Ballungsbereich der Robben am Kreuzkap umher liegen und mit für den strengen Verwesungsgeruch verantwortlich sind.

Die schiere Anzahl der Robben (nach Schätzungen zwischen 100000 und 250000 Tiere) erschließt sich dem Besucher erst, wenn er einen Moment verweilt und den Blick auch auf die Brandungszone am Rande der Kolonie richtet. Im Gegensatz zu dem eher statischen Zentrum des Sammelplatzes, wo die auf festen Untergrund sehr unbeweglich wirkenden Robben relativ still vor sich hin dösen, herrscht hier reges Treiben. Auf den Klippen am Rande der Kolonie und der schmalen Bucht aus Sand-Strand die direkt daneben liegt, herrscht ein reges Kommen und Gehen unter den braun gefärbten Robben, die sich in regelmäßigen Abständen zur Nahrungssuche in die Fluten des Ozeans stürzen, wo der kalte Benguela-Strom für reiche Fischvorkommen sorgt.
Der relativ neue Holzsteg, der über eine lange Distanz bis auf wenige Meter an die Robbenkolonie heranführt, ermöglicht Besuchern aus leicht erhöhter Perspektive einen guten Rundblick und schützt die Tiere gleichzeitig vor übereifrigen Fotografen, die sich den Tieren ohne die Absperrung zu sehr nähern könnten. Außerdem sind auf der Plattform einige Informationstafeln angebracht, die Auskunft über die Lebens- und Paarungsgewohnheiten der Robben geben, die sich an den Besuchern nicht im Geringsten zu stören scheinen.
Was dem Touristen verborgen bleibt: Die Häufung der Robben, die zwischen Oktober und November am Kreuzkap ihre Jungen gebären und täglich bis zu acht Prozent ihres Körpergewichts fressen, stellen eine massive Konkurrenz für die namibische Fischerei-Industrie dar. Um die ökonomischen Folgen für diesen wichtigen Wirtschaftssektor zu minimieren und eine Überpopulation zu vermeiden, werden deshalb bei Cape Cross regelmäßig Robben erlegt und zu Schuhen und Taschen verarbeitet.
GeschichteDas etwa 120 Kilometer nördlich von Swakopmund gelegene Cape Cross verdankt seinen Namen dem steinernen Kreuz (Portugiesisch: "Padrao"), das der portugiesische Seefahrer
Diego Cão, der 1486 als erster europäischer Entdecker namibischen Boden betrat, dort zu Ehren seines Königs errichten ließ. Das Kreuz diente nicht nur als Symbol des christlichen Glaubens, sondern auch als Baken für Seefahrer und als Zeichen der Inbesitznahme Namibias durch die portugiesische Krone.

Das von Cão errichtete und rund 360 Kilogramm schwere Padrao hielt rund 400 Jahre der rauen Witterung stand, bis es schließlich einstürzte. Neun Jahre nach der 1884 erfolgten Gründung von Deutsch-Südwest-Afrika wurde das halb unter dem Sand verborgene Kreuz von einem deutschen Kapitän entdeckt und nach Deutschland gebracht, wo es bis heute in einem Museum in Berlin steht. Im Auftrag von Kaiser Willhelm II wurde das Padrao zunächst durch ein schlichtes Holzkreuz und dann durch eine Nachbildung aus schwarzem Granit ersetzt, die 15 Meter von dem Standort des Padrao aufgestellt wurde.

Auf Initiative des namibischen Denkmalsrates wurde 1980 eine 3,5 Meter hohe und aus Do-lerit gefertigte Replika des Cão-Kreuzes (samt Inschrift) angefertigt und genau an der Stelle errichtet, wo das Original stand, so dass sich heute zwei Kreuze bei Cape Cross befinden.

Die Deutschen versuchten über mehrere Jahre das Kreuzkap durch die Verwertung der dort vorkommenden Robben und den Abbau von Guano wirtschaftlich zu erschließen. Zwischenzeitlich wurden rund 2500 Robbenpelze (plus Fleisch und Öl das aus den Tieren gewonnen wurde) sowie etwa 6000 Tonnen Guano exportiert. Der Boom, aus dem ein über 100 Einwohner zählendes Dorf entstand, von dem noch heute ein kleiner Friedhof zeugt, war jedoch von kurzer Dauer. Nachdem die Guano-Vorkommen erschöpft und die Robben fast ausgerottet waren, wurden sämtliche Aktivitäten am Kreuzkap eingestellt.

Heute wird das in einem Naturreservat gelegene Cape Cross nur noch touristisch genutzt. Die Sehenswürdigkeit ist unter namibischen und ausländischen Besuchern auch aufgrund seiner geografischen Lage beliebt, lassen sich von hier doch relativ schnell andere Reiseziele wie der Messum-Krater, der Brandberg und die Spitzkoppe erreichen.

Wer in der Küstenregion um das Kreuzkap etwas verweilen und hier die vielseitige Flora und Fauna entdecken will, dem bietet sich die in unmittelbarer Nähe des Kreuzkaps errichtete Cape Cross Lodge als Übernachtungsort an. Die Lodge liegt direkt am Meer wo der Gast abends beim Sundowner am Strand den Sonnenuntergang bewundern und direkt am Meeresufer die Schakale beobachten kann. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit bietet die Lodge dem Gast absolute Entspannung, sei es bei ausgedehnten Strand-Spaziergängen in der unmittelbaren Umgebung, beim Buch auf dem Balkon des eigenen Zimmers oder beim Wein in dem mit Treibholz, Muscheln und Strandgut geschmückten Restaurant.

Wer keine überempfindliche Nase hat, wer das Meer liebt und sich an unberührter Wüstenlandschaft erfreuen kann, dem bietet sich Cape Cross als ein Reiseziel der besondern Art an.

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Allgemeine Zeitung 2024-05-26

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