Südlich von Kapstadt
Betrifft: Vor 200 Jahren betrat erstmals
ein Mensch den Boden der Antarktis
Als der britische Kapitän William Smith (1790-1847) während einer Fahrt, die ihn von Buenos Aires um Kap Hoorn nach Valparaiso führen sollte, mit seinem Schiff namens „Williams“ nach Südosten abgetrieben wurde, entdeckte er am 18. Februar 1819 zufällig ein ihm unbekanntes und von Eis bedecktes Land, das er zunächst „New South Britain“ nannte. Tatsächlich handelte es sich hierbei um die dem antarktischen Kontinent vorgelagerten Südshetland-Inseln. Was er genau sah, war zum einen der nordöstlichste Punkt der jetzigen Insel Livingston, der auf ersten Karten zur Erinnerung an das Schiff des Entdeckers als Cape Williams eingezeichnet war und heute Williams Point heißt, sowie eine kleine Insel südwestlich davon, die nach dem Entdecker selbst Smith Island benannt wurde. Einmal neugierig geworden, versuchte Smith bei seiner Rückfahrt von Valparaiso nach Montevideo am 15. Juni des Jahres, sich der Küste jener Terra incognita zu nähern, um an Land zu gehen, was aber infolge dichten Treibeises nicht gelang. Erst ein dritter Anlauf war erfolgreich: Auf einer Fahrt von seiner britischen Heimatstadt Blyth (Northumberland) zurück nach Valparaiso ging er am 16. Oktober 1819 im Nordosten der späteren King George Island an Land, wobei er das Terrain für die britische Krone in Besitz nahm und ihm den Namen „New South Shetland“ gab. Als im Jahr darauf König Georg III. starb, nannte man ihm zu Ehren das neu erworbene Land am südlichen Ende der Welt „King George Island“.
Zwar galt der niederländische Seefahrer Dirck Gerritzsoon als der erste Europäer, der 1599 die Antarktis entdeckte, doch an eine Anlandung war nicht zu denken. 1774 umrundete der britische Weltumsegler James Cook sogar den gesamten Kontinent, ohne jedoch überhaupt einen Küstenstreifen davon gesehen zu haben. William Smith war damit der erste bekannte Mensch, der vor nunmehr genau zwei Jahrhunderten antarktisches Territorium betrat.
Weil Joseph Herring, Steuermann auf der „Williams“, große Kolonien von Pelzrobben ausgemacht hatte, ließ man das Schiff nach der Rückkehr in Buenos Aires zum Robbenfänger umrüsten und ging damit erneut auf Südkurs. Diesmal stand die „Williams“ unter dem Kommando von Kapitän William H. Shirreff (1785-1847). Mit an Bord befand sich zudem Edward Bransfield (1785-1852), Kapitän der Royal Navy. Am 25. Dezember 1819 hisste man auf dem Archipel der Südshetland-Inseln die britische Flagge, am 22. Januar 1820 ging Kapitän Bransfield auf King George Island an Land, und am 4. Februar setzte er seinen Fuß auf die benachbarte Clarence-Insel, die er für den gerade auf den Thron gekommenen König Georg IV. in Besitz nahm. Außerdem sichtete er bei dieser Fahrt die Nordwestküste der Antarktischen Halbinsel und damit das Festland.
Die Südshetland-Inseln sind mit 540 Kilometern Länge die größte Inselgruppe der Antarktis und liegen 900 Kilometer südlich von Kap Hoorn. Es gibt 20 größere und unzählige kleinere Inseln. King George Island, 78 Kilometer lang und 29 Kilometer breit, ist mit seiner zentralen Lage die größte Insel. 90 Prozent ihrer Fläche sind von Eis bedeckt, der Melville Peak ist mit 564 Metern die höchste Erhebung, und im Südwesten der Insel befindet sich die dichteste Ansammlung von Forschungsstationen, weshalb dieser Teil des Kontinents auch am häufigsten von Kreuzfahrtexpeditionen angelaufen wird. Zu den bekanntesten und am meisten besuchten Stationen gehört die 1977 errichtete polnische Basis Henryk Arctowski, wo man stets gastfreundlich und mit Herzlichkeit empfangen wird. Größte Forschungsstation auf der Insel ist die chilenische Basis Presidente Eduardo Frei mit dem Flughafen Teniente Rodolfo Marsh, der auch von den benachbarten Forschungsstationen genutzt wird, welche damit zugleich auf dem Luftwege erreichbar sind. Hier steht mit dem „Estrella Polar“ auch das einzige Hotel der Antarktis, das über 80 Betten verfügt. In der zur Station gehörigen Wohnsiedlung Villa Las Estrellas, die im Sommer von 80 bis 90 und im Winter von bis zu 30 Menschen bewohnt ist, wurde 1984 das erste chilenische Kind auf dem Kontinent geboren. Die Argentinier waren allerdings schneller, denn in ihrer auf der Ostseite der Antarktischen Halbinsel (an der Hope Bay) gelegenen Station Esperanza brachte die Ehefrau des Hauptmanns Jorge Palma, Silvia Morello de Palma, am 7. Januar 1978 ihren Sohn Emilio Marcos zur Welt, der damit zum ersten in der Antarktis überhaupt geborenen Erdenbürger wurde.
Wolfgang Reith
Zwar galt der niederländische Seefahrer Dirck Gerritzsoon als der erste Europäer, der 1599 die Antarktis entdeckte, doch an eine Anlandung war nicht zu denken. 1774 umrundete der britische Weltumsegler James Cook sogar den gesamten Kontinent, ohne jedoch überhaupt einen Küstenstreifen davon gesehen zu haben. William Smith war damit der erste bekannte Mensch, der vor nunmehr genau zwei Jahrhunderten antarktisches Territorium betrat.
Weil Joseph Herring, Steuermann auf der „Williams“, große Kolonien von Pelzrobben ausgemacht hatte, ließ man das Schiff nach der Rückkehr in Buenos Aires zum Robbenfänger umrüsten und ging damit erneut auf Südkurs. Diesmal stand die „Williams“ unter dem Kommando von Kapitän William H. Shirreff (1785-1847). Mit an Bord befand sich zudem Edward Bransfield (1785-1852), Kapitän der Royal Navy. Am 25. Dezember 1819 hisste man auf dem Archipel der Südshetland-Inseln die britische Flagge, am 22. Januar 1820 ging Kapitän Bransfield auf King George Island an Land, und am 4. Februar setzte er seinen Fuß auf die benachbarte Clarence-Insel, die er für den gerade auf den Thron gekommenen König Georg IV. in Besitz nahm. Außerdem sichtete er bei dieser Fahrt die Nordwestküste der Antarktischen Halbinsel und damit das Festland.
Die Südshetland-Inseln sind mit 540 Kilometern Länge die größte Inselgruppe der Antarktis und liegen 900 Kilometer südlich von Kap Hoorn. Es gibt 20 größere und unzählige kleinere Inseln. King George Island, 78 Kilometer lang und 29 Kilometer breit, ist mit seiner zentralen Lage die größte Insel. 90 Prozent ihrer Fläche sind von Eis bedeckt, der Melville Peak ist mit 564 Metern die höchste Erhebung, und im Südwesten der Insel befindet sich die dichteste Ansammlung von Forschungsstationen, weshalb dieser Teil des Kontinents auch am häufigsten von Kreuzfahrtexpeditionen angelaufen wird. Zu den bekanntesten und am meisten besuchten Stationen gehört die 1977 errichtete polnische Basis Henryk Arctowski, wo man stets gastfreundlich und mit Herzlichkeit empfangen wird. Größte Forschungsstation auf der Insel ist die chilenische Basis Presidente Eduardo Frei mit dem Flughafen Teniente Rodolfo Marsh, der auch von den benachbarten Forschungsstationen genutzt wird, welche damit zugleich auf dem Luftwege erreichbar sind. Hier steht mit dem „Estrella Polar“ auch das einzige Hotel der Antarktis, das über 80 Betten verfügt. In der zur Station gehörigen Wohnsiedlung Villa Las Estrellas, die im Sommer von 80 bis 90 und im Winter von bis zu 30 Menschen bewohnt ist, wurde 1984 das erste chilenische Kind auf dem Kontinent geboren. Die Argentinier waren allerdings schneller, denn in ihrer auf der Ostseite der Antarktischen Halbinsel (an der Hope Bay) gelegenen Station Esperanza brachte die Ehefrau des Hauptmanns Jorge Palma, Silvia Morello de Palma, am 7. Januar 1978 ihren Sohn Emilio Marcos zur Welt, der damit zum ersten in der Antarktis überhaupt geborenen Erdenbürger wurde.
Wolfgang Reith
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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