Loading svg Please wait while we translate the article

Südafrikas Farmer leben gefährlich

Seine Farm in der Nähe von Ventersdorp, 200 km westlich von Johannesburg, soll der frühere Polizist, der nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe angeblich zum bekennenden Christen konvertierte, zuletzt jedenfalls nur noch selten verlassen haben.

Der brutale Mord an dem 69-Jährigen hat ihm nun noch einmal jene Aufmerksamkeit beschert, um die sich der selbst ernannte Retter des burischen Volkes zuletzt oft (vergeblich) bemüht hatte. Offenbar war Terre'Blache am Samstagabend gegen 18 Uhr mit zwei Farmarbeitern über die Höhe des Lohns in Streit geraten - und von den 16 und 21 Jahren alten Schwarzen daraufhin mit einer Machete grausam zugerichtet worden. Nach Angaben der Polizei soll der AWB-Führer derart schwere Verletzungen im Gesicht und am Kopf erlitten haben, dass er später kaum noch erkennbar war. Die beiden Täter stellten sich nach der Tat und wurden in Potchefstroom bereits dem Haftrichter vorgeführt.

Während Südafrikas Präsident Jacob Zuma in einer Fernsehansprache am Sonntagabend die Nation zur Ruhe aufrief und alle Gruppen zur Zurückhaltung mahnte, war die Empörung in rechten Kreisen hoch. Dies überrascht nicht: Seit langem schürt vor allem die Jugendliga von Zumas regierendem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) den Rassenhass am Kap. Als Triebfeder agiert dabei ihr 29-jähriger Präsident Julius Malema, ein Populist ohne Schulbildung, dem Zuma noch im vergangenen Jahr zur allgemeinen Bestürzung bescheinigt hatte, das Zeug zum künftigen Führer des ANC zu haben. Seit dem Machtantritt Zumas vor einem Jahr ist Malema zum Idol der desillusionierten schwarzen Jugend geworden - und singt bei seinen Auftritten regelmäßig den populären alten ANC-Kampfsong "Tötet den Farmer, tötet den Buren" (kill the farmer, kill the boer). Ironischerweise war ihm genau dies nach einer langen juristischen Auseinandersetzung erst im vergangenen Monat gerichtlich erneut untersagt worden, ohne dass er dem Urteil Folge geleistet hätte.

Dabei gibt es nach Ansicht der liberalen Demokratischen Allianz (DA) kaum einen Zweifel daran, dass der Song "ein Klima schafft, in dem Gewalt als angemessene Antwort auf gesellschaftliche Probleme" angesehen wird. Jede Woche sterben in Südafrika durchschnittlich zwei Farmer bei Überfällen auf ihre Höfe. Seit 1991 ist es zu rund 10000 Angriffen gekommen, bei denen fast 2000 Farmer starben - weit mehr als im benachbarten Simbabwe. Keine andere Berufsgruppe lebt in Südafrika heute gefährlicher, klagen Standessvertreter in der Provinz Nordwest, in der jetzt auch Terre'Blanche erschlagen wurde. Die Wahrscheinlichkeit, als Farmer ermordet zu werden, ist hier demnach etwa 20-mal so hoch wie für den Rest der Bevölkerung.

Kein Wunder, dass viele Landwirte hinter den Angriffen eine politische Kampagne vermuten. Mit jedem Mord wächst die Hysterie - und das Gefühl, den Angreifern angesichts der Untätigkeit der Regierung schutzlos ausgeliefert zu sein. Dabei sind alle Untersuchungsberichte zu den Farmmorden zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich um Angriffe von Diebesbanden handelt - und nicht um eine konzertierte Aktion wie in Simbabwe, wo die weißen Farmer zum Machterhalt von Diktator Robert Mugabe vom Land vertrieben wurden.

Allerdings äußern die Autoren der jüngsten Studie Verständnis dafür, dass viele Farmer angesichts der bei den Überfällen angewendeten Brutalität hinter den Angriffen ethnische Säuberungen vermuteten. Die jüngste Studie kommt dennoch zum dem Schluss, das nur zwei Prozent der Überfälle rassistische und politische Motive gehabt hätten.

Die Folgen der Überfälle sind für Südafrika verheerend: Seit 1994 ist die Zahl der kommerziellen (weißen) Farmer von 62000 auf inzwischen unter 40000 gesunken. Dies hat sich verheerend auf die Nahrungsmittelproduktion des Landes ausgewirkt. Erst im vergangenen Jahren war Südafrika erstmals für kurze Zeit zu einem Lebensmittelimporteur geworden. "Ungeklärte Rechtsansprüche gegen viele Landwirte könnten mindestens 15000 weitere Farmer vom Land treiben", befürchtet Chris van Zyl, Sicherheitsbeauftragter der Transvaal Agricultural Union. "Mich würde es nicht wundern, wenn am Ende in Südafrika kaum 20000 Großfarmer verbleiben würden."

Auch das Land am Kap würde damit, wie fast alle anderen Staaten des Kontinents, einen wichtigen Wirtschaftszweig verlieren. Bereits jetzt importieren 35 von 53 afrikanischen Ländern ihre Lebensmittel - trotz der Fruchtbarkeit des Kontinents. Auch in Südafrika produzieren die neu angesiedelten schwarzen Kleinbauern fast nur für den Eigenbedarf - wenn überhaupt. Erst letzten Monat räumte der zuständige Minister ein, dass neun von zehn am Kap umverteilte Farmen gescheitert seien.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-02

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen