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Südafrika: Mboweni will Zinsen purzeln lassen

Windhoek/Johannesburg - Die regionalen Währungshüter haben mit ihrer vornehmlich inflationsausgerichteten Geldpolitik bislang an den beispiellosen Zinssenkungen ihrer internationalen Kollegen nicht teilgenommen. Dies wird sich jetzt wohl ändern. Hierzu haben die Vermögensverwalter Capricorn Asset Management (CAM) jetzt eine Einschätzung gegeben.

"Die südafrikanische Zentralbank (South African Reserve Bank, SARB) hat in der vergangenen Woche ihren Leitzins um einen Prozent gesenkt. Dies hat viele Analysten überrascht. Besonders auffallend war, dass die Währungshüter anstelle von Inflationsbedenken diesmal Wachstumsrisiken stärker ins Visier genommen haben. Traditionell ist die Geldpolitik der SARB vor allem auf Inflationsentwicklungen ausgerichtet. Nun scheint das Wirtschaftswachstum vorerst Priorität zu sein", meint CAM. Bislang sei die SARB nicht dem internationalen Trend aggressiver Zinssenkungen gefolgt. "Dies scheint sich nun zu ändern. So hat SARB-Gouverneur Tito Mboweni nach eigenen Angaben in der vergangenen Woche für eine Senkung um zwei Prozentpunkte plädiert, konnte sich damit jedoch bei seinen Zentralbank-Kollegen nicht durchsetzen. Dies ist trotzdem ein wichtiges Indiz, dass weitere Zinssenkungen auf uns zukommen. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass individuelle Zinsentscheidungen mehr als einen Prozentpunkt umfassen werden, hat Mboweni deutlich angekündigt, dass die Geldpolitik zügig gelockert wird."

Die Bank of Namibia wird der letzten Zinsentscheidung der SARB aller Wahrscheinlichkeit in der kommenden Woche folgen. Laut CAM werden die Aktionen der Zentralbanken durch ihre Zielsetzungen bestimmt. Und diese haben sich geändert. Die bislang vorsichtige, auf Preisstabilität bedachte SARB habe einen aggressiveren Kurs eingeschlagen und ihr Augenmerk inzwischen verstärkt auf konjunkturstützende Maßnahmen gerichtet. Der Grund hierfür sei, dass die gegenwärtige Wirtschaftslage den Währungshütern keine andere Wahl lasse. "Wir sind nicht von der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise isoliert, obwohl unser Bankensystem von der Kreditkrise nicht in direkte Mitleidenschaft gezogen wurde. Die stockende Nachfrage in den Industrienationen wirkt sich auf die Ökonomien in der Entwicklungsländern und Rohstofflieferanten negativ aus. Dies bedeutet nicht zwangsläufig Rezession, allerdings dürfte unser Exportsektor unter Druck kommen, was wiederum auf Kosten von Arbeitsplätzen gehen wird. Diese Entwicklung zwingt die Zentralbanken zum Umdenken."

Es gebe zudem noch weitere Faktoren, die einen Kurswechsel in der Geldpolitik der Zentralbanken begünstigen. So sei die Inflationsrate stark gesunken und "allen Erwartungen nach wird sie im September dieses Jahres unter sechs Prozent fallen". Die Aussichten, dass der Preisdruck weiter nachlässt, seien vielversprechend - hierfür sprächen die international abnehmenden Teuerungsraten, das schwächelnde Wirtschaftswachstum sowie die relative Stabilität des Wechselkurses des Rand/Namibia-Dollar.

CAM geht davon aus, dass Zinssenkungen dem Rand-Wechselkurs nicht zusetzen werden. "Währungen werden zurzeit vornehmlich aufgrund von wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven bewertet. Dies könnte den regionalen Zentralbanken ein zusätzliches Argument geben, die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln und somit den Wechselkurs zu stützen."

Sollte der Rand/Namibia-Dollar dennoch abwerten, würden zumindest der hiesige Export- und Tourismussektor hiervon profitieren. Im Falle aggressiver Senkungen dürfe die Zinsdifferenz zu anderen Ländern/Währungen unter keinen Umständen so klein werden, dass es für Auslandskapital unrentabel werde, hier zu investieren. "Ein schwieriger Spagat für die Zentralbank", räumt CAM ein.

Zusammenfassend stellt CAM fest: "Die SARB und die Bank of Namibia werden alles tun, um das wirtschaftliche Umfeld zu stabilisieren. Zurzeit überwiegen die wirtschaftlichen Risiken, das Inflationsgespenst scheint aber vorerst gebannt. Dementsprechend werden die Währungshüter ihre Geldpolitik ausrichten. Der Markt erwartet, dass die Leitzinsen um weitere vier Prozent im Jahresverlauf gesenkt werden. Dies erscheint realistisch weil sich die globale Wirtschaftslage wahrscheinlich weiter verschlechtern wird. Die Zentralbanken werden ihre Geldpolitik lockern und davon ausgehen, dass die Inflation durch die abflauende Konjunktur automatisch in Schach gehalten wird."

SARB-Chef Mboweni habe zudem jüngst angedeutet, dass im März bei einer außerordentlichen Sitzung des geldpolitischen Gremiums der SARB der Leitzins vorzeitig erneut gesenkt werden könnte (die nächste reguläre Sitzung ist erst für April geplant). Im Kontext der anstehenden Wahl am Kap sei dieser Hinweis nicht leichtfertig von der Hand zu weisen. CAM erwartet, dass im Falle einer solchen Aktion der Leitzins schon bald um einen vollen weiteren Prozentpunkt reduziert werden könnte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-02

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