Schlaglichter der Sommerspiele in Rio de Janeiro

Das Model von Ipanema wird von Olympia in Erinnerung bleiben. Der feixende Auftritt von Diskus-Champion Christoph Harting. Das Chaos um die Russen und die holprige Organisation der ersten Sommerspiele in Südamerika ebenso wie ein Todesfall. Und natürlich Usain Bolt.
Olaf Mueller
Die ersten Olympischen Spiele in Südamerika werden unvergesslich bleiben. Das kann als Lob oder auch Kritik interpretiert werden. Momente aus Rio de Janeiro:

EKLAT BEI DER ERÖFFNUNGSFEIER
Brasiliens Interimspräsident Michel Temer wird bei der Eröffnung der XXXI. Olympischen Spiele im Maracanã-Stadion so laut ausgepfiffen, dass seine Worte kaum zu hören sind. Aus Angst vor Pfiffen der Zuschauer wird schon zu Beginn der Zeremonie auf seine Begrüßung verzichtet. Temer bleibt auch der Schlussfeier fern. Dabei hat die Eröffnung schillernde Momente, etwa als Topmodel Gisele Bündchen im Glitzerkleid ganz alleine zum Bossa-Nova-Klassiker „The Girl from Ipanema“ durch das Stadion stolziert.

DIE HARTINGS
Geplagt von einem Hexenschuss scheitert London-Olympiasieger Robert Harting schon in der Diskus-Qualifikation. Der Hüne wollte im Bett liegend das Licht mit dem Fuß ausmachen. Dafür landet sein Bruder Christoph den sensationellen Gold-Coup. Mit seinem Verhalten danach befremdet er aber. Unter anderem schunkelt und feixt er auf dem Siegerpodest während der Nationalhymne. Dafür wird Harting auch von der deutschen Teamführung gerügt, er entschuldigt sich.

DAS DILEMMA MIT DEN RUSSEN
Der Weltverband IAAF schließt mit Ausnahme der Weitspringerin Darja Klischina alle russischen Leichtathleten für Rio aus. Auf einen Komplett-Ausschluss verzichtet das Internationale Olympische Komitee trotz der klaren Hinweise im Untersuchungsbericht der Welt-Anti-Doping-Agentur zum ausgeklügelten Staatsdoping. Dann das Hickhack um Klischina, die sich ihr Sonderstartrecht einklagt und am Ende mit nur 6,63 Metern als Neunte abschließt.

GOLD FÜR BOLT
Sprintstar Usain Bolt erfüllt seine Mission. Der Jamaikaner gewinnt in Rio über die 100 Meter, die 200 Meter und auch die 4 x 100 Meter mit der Staffel. Wie schon in Peking 2008 und London 2012. Es sind Bolts letzten Sommerspiele. „Ich habe gemischte Gefühle. Ich bin traurig, aber zugleich auch glücklich“, sagte der Goldjunge.

UNAUFHALTSAMER PHELPS
Rekord-Olympiasieger Michael Phelps beendet die größte Karriere der Olympia-Historie mit der 23. Goldmedaille bei Sommerspielen. Phelps ist zum Abschluss mit der US-Lagen-Staffel nicht zu schlagen. Auf der Tribüne vergießen seine Verlobte Nicole Johnson und Mama ­Debbie einmal mehr Freudentränen. Die deutschen Schwimmer saufen indes ab.

HISTORISCHER FEHLSTART
Das geht ja gut los. Das deutsche Olympia-Team legt mit drei medaillenlosen Tagen den größten Fehlstart nach der Wiedervereinigung hin. Mindestens 44 Medaillen will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eigentlich holen – später rückt er davon ab. Nach dem starken Schlussspurt im Kanu fehlt dazu gar nicht mehr viel. DOSB-Chef Alfons Hörmann kündigt dennoch an: „Es gibt Handlungsbedarf.“

SICHERHEIT
Ein Dauerthema. 85 000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Bei einer Attacke auf einen Bus mit Journalisten werden zwei verletzt, ein Schuss trifft das Pressezelt des Reitsport-Geländes in Deodoro. Diebstähle unter anderem beim britischen Weitspringer Greg Rutherford runden das unglückliche Bild ab. US-Schwimmstar Ryan Lochte erfindet indes den Überfall auf sich und drei seiner Teamkollegen.

TRAGISCHER TOD
Kanu-Slalom-Trainer Stefan Henze stirbt an den Folgen seines Unfalls in Rio de Janeiro. Der 35-Jährige erleidet bei dem Taxi-Unfall ein Schädel-Hirn-Trauma. Auch die Behandlung in einer Spezialklinik kann ihn nicht retten.

KERBER SO NAH DRAN
Tennisspielerin Angelique Kerber kann sich zur ersten deutschen Einzel-Olympiasiegerin seit Steffi Graf 1988 küren. Die 28-Jährige schafft es nicht ganz. Erst im Endspiel unterliegt sie der Überraschungsfinalistin Monica Puig aus Puerto Rico 4:6, 6:4, 1:6.

DAS MÄRCHEN AUS DER
FAVELA
Brasiliens erste Olympiasiegerin der Spiele in Rio kommt aus einer Favela. Rafaela Silva ist nur gut zehn Kilometer vom Olympia-Park entfernt geboren, in der Favela Cidade de Deus. Mit Gold im Judo setzt sie ein Zeichen. „Ich widme diese Medaille dem ganzen brasilianischen Volk, das mich unterstützt hat, meiner Familie und meinen Freunden“, sagt Silva, die junge Frau mit der Zahnspange.

SOLO UND ZIKA : DER GRUND NICHT ZU STARTEN?
Zika ist vor allem in aller Munde, wenn Hope Solo am Ball ist. „Olé, olé, olé, Zika, Zika“, schallt es durch das Stadion. Ein Seitenhieb der brasilianischen Fans gegen die Torhüterin der US-Frauenfußballer, die über die sozialen Medien die aus Sicht vieler Brasilianer unnötige Angst vor dem Virus schürt. Im Winter gibt es in Südamerika nur wenige Moskitos der Art, die der Hauptüberträger sind.

LEERE IN DEN STADIEN
Selbst beim in Brasilien so beliebten Beachvolleyball bleiben ab und an viele Plätze leer. Die Stadien sind kaum gefüllt, vielleicht abgesehen von den Auftritten von Usain Bolt. Offiziell sind über 80 Prozent der ­Tickets verkauft, neben ungenutzten Sponsorentickets sind aber auch Organisationsprobleme ein Grund. Die Warteschlangen sind zu lang.

OLYMPIA IN RIO, EIN PROVISORIUM
Dreckige Umkleidekabinen, Regen aus der Decke, fehlende Versorgung mit Wasser und Essen – immer wieder muss nachjustiert werden. Schon der Noteinsatz von 600 Putzkräften und Handwerkern, um das Olympiadorf bewohnbar zu machen, ist ein peinlicher Start. Immerhin wird die Guanabara-Bucht so weit gesäubert, dass die Segler ohne größere Gesundheitsrisiken segeln können. Dafür färbt sich das Wasser im Maria Lenk Aquatics Centre bei den Wasserspringern grün.

ROMANTIK IN RIO
Heiratsanträge sind im Trend. Dean Golding hatte schon in London 2012 Dressur-Reiterin Charlotte Dujardin um das Ja-Wort gebeten. Damals sagte sie zu, doch geheiratet wird erst jetzt. Bei Brasiliens Rugbyspielerin Isadora Cerullo fließen die Freudentränen. Nach der Niederlage gegen Japan rennt Freundin Marjorie Enya aufs Feld und macht Cerullo einen Heiratsantrag. Natürlich sagt Cerullo „Ja“. Wasserspringerin He Zi ist verblüfft, als ihr Liebster Qin Kai ihr den Ring anbietet. He Zi haucht „Ja“.

TURN-HELD HAMBÜCHEN
Ausnahme-Turner Fabian Hambüchen ist überwältigt. Der 28-Jährige triumphiert in seinem letzten internationalen Wettkampf am Reck und krönt seine glanzvolle Karriere. Mit einer perfekten Flugshow am Königsgerät holt der Wetzlarer das erste Gold für einen deutschen Turner seit dem Sieg des Berliners Andreas Wecker in Atlanta 1996.
SCHWARZMARKT­GESCHÄFTE MIT TICKETS
Ein führendes Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird wegen des Verdachts von Schwarzmarktgeschäften mit Tickets festgenommen. Die Polizei führt den Iren Patrick Hickey, auch Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, aus seinem Hotel ab.

DEUTSCHE STRAND­KÖNIGINNEN
Die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst sind die Königinnen der Copacabana. Im Finale demontieren sie Brasiliens Weltmeisterinnen Agatha und Barbara mit 2:0. Vier Jahre nach dem Männer-Triumph von Julius Brink und Jonas Reckermann gewinnen Ludwig/Walkenhorst als erstes deutsches Frauenteam Olympia-Gold.

DAS FAZIT DES CHEFS
IOC-Präsident Thomas Bach verteidigt die Vergabe der Sommerspiele an Rio trotz der organisatorischen Defizite. „Diese Spiele wurden nicht in einer Luftblase organisiert, sondern in einer Stadt mit sozialen Problemen und Unterschieden. Das Leben ging weiter während der Spiele. Es war gut, dass die Spiele nah an der Realität waren und nicht irgendwie isoliert“, erklärt Bach zum Abschluss.

GOLD-COUP IM SPEER­WERFEN
44 Jahre nach dem Triumph von Klaus Wolfermann in München hat Deutschland wieder einen Olympiasieger im Speerwerfen. Thomas Röhler ist im fünften Durchgang mit 90,30 Meter von niemandem zu schlagen. „Ich hatte schon beim Aufstehen ein super Gefühl. Es war ein super Jahr, das ist die Krönung“, sagte der 24-Jährige aus Jena. Für die deutschen Leichtathleten ist es die zweite Goldmedaille in Rio.

Martin Moravec, dpa

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-04

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