Rugby-Präsident: Wollen eigene Talente aufbauen
Der Präsident des Namibischen Rugbyverbandes (NRU), Dirk Conradie, ist seit knapp fünf Jahren im Amt. In dieser Zeit hat Namibia an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen. Die sportliche Bilanz ist zwar enttäuschend, aber der hauptberufliche Rechtsanwalt sieht dennoch viele Fortschritte, vor allem in der Entwicklungsarbeit des Verbandes. Andreas Shiyoo unterhielt sich für die AZ mit ihm über die letzte WM und die Ziele für dieses Jahr.
AZ: Bei der letzten Rugby-WM in Australien hat sich die namibische Mannschaft sportlich blamiert. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe für dieses schlechtes Abschneiden?
D.Conradie: Wir haben uns mit den die stärksten Rugbynationen gemessen und deswegen kann ich nicht sagen, dass unser Abschneiden schlecht war. Es war zu
erwarten, dass wir dort nicht viel rausholen können. Australien war zu diesem Zeitpunkt amtierender Weltmeister und gegen diesen Gegner mit 145:0 zu verlieren, ist keine Schande. Gegen Rumänien habe ich eine deutliche Leistungssteigerung von der Mannschaft erwartet, aber auch in diesem Spiel blieben wir hinter unseren Erwartungen. Zu den Gründen kann ich nur so viel sagen, dass der Trainer vielleicht die Mannschaft nicht richtig vorbereit hat. Dazu kam weiterhin, dass einige Spieler eine mangelnde professionelle Einstellung hatten. Das Wetter hat auch gegen uns gespielt.
AZ: In Hinblick auf die WM waren Sie zuversichtlich, dass die Mannschaft besser abschneiden würde als bei der ersten Teilnahme 1999. Haben Sie der Mannschaft zu viel zugetraut?
D.Conradie: Meine Erwartungen waren vielleicht zu hoch, weil ich überzeugt und zuversichtlich war, dass wir uns sportlich besser präsentieren als bei unserer ersten Teilnahme. Wir hatten drei Legionäre dabei, die in Südafrika ihr Brot verdienen, einen Trainer der 1999 mit Tonga schon WM-Erfahrung vorweisen konnte. Auf die finanziellen Forderungen der Spieler wurde eingegangen, so dass die Spieler keine andere Wahl hatten, sich auf die Spiele zu konzentrieren. Ich weiß wirklich nicht woran es lag, dass wir nicht so gut abgeschnitten haben. Ja, ich habe der Mannschaft zu viel zugetraut.
AZ: Der Trainer Dave Waterston soll laut Insiderinformationen in Australien fast nie beim Training gewesen sein. Auch ist es zu Differenzen mit den Spielern gekommen. Sind Sie aufgrund dieser Umstände vom Trainer enttäuscht. Sie haben ja immerhin viel vom Trainer gehalten...
D.Conradie: Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Es stimmt, dass es einige Konflikte zwischen Trainer und Spielern gab. Die Situation war angespannt und der Trainer hat sich teilweise von der Mannschaft distanziert, weil er familiäre Probleme hatte. Ich kann den Trainer auch verstehen, wenn sein Mutter während der WM stirbt, dass er seinen Kopf nicht ganz frei hat und eine gewisse Distanz von der Mannschaft braucht. Sportlich habe ich natürlich mehr erwartet.
AZ: Der Trainer ist jetzt weg und viele Spieler sind auch froh darüber. Gab es schon konkrete Gespräche über seinen Nachfolger?
D.Conradie: Ja. Die Verhandlungen mit potenziellen Trainern laufen auf Hochtouren. Gespräche mit einem südafrikanischen Verband, der TRainer vermittelt, gab es noch nicht, aber am kommenden Wochenende bin ich in Südafrika. Danach kann ich zu der Trainerfrage mehr sagen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass wir mit Ian Macintosch und Dick Muir zwei interessante Kandidaten für diesen Posten haben. Wir müssen uns finanziell einigen, denn beide sind professionelle Trainer, die dementsprechend bezahlt werden wollen. Zum Beispiel fordert einer der Trainer N$ 15000 für zwei Tage im Monat. Als Verband müssen wir uns überlegen, ob wir diese Summe zahlen können.
AZ: Sportlich war die Vorstellung der Mannschaft bei der WM ein Desaster. Sie haben uns immerhin zwei Siege versprochen. Namibia kassierte die meisten Tore, zudem war die Niederlage gegen Australien die höchste bei dieser WM und in der Geschichte des Rugbysports überhaupt.
D.Conradie: Die Bilanz ist sehr enttäuschend und ich kann wirklich nicht zufrieden sein. Es gab Probleme mit dem Trainer und die Spieler haben nicht eingehalten was sie uns versprochen haben. Die Profis haben weit unter ihrem Niveau gespielt.
AZ: Den Offiziellen wird in der Öffentlichkeit vorgeworfen, dass sie die Reise mit der Mannschaft zum Betriebsurlaub gemacht haben. Was sagen Sie als NRU-Präsident zu diesen Vorwürfen?
D.Conradie: Das stimmt nicht. Es gab einige Offizielle, die sich nicht voll ganz auf Ihre Arbeit konzentriert haben. Andere dagegen haben einen ausgezeichneten Job gemacht und dafür möchte ich mich bedanken. Aber zu diesen Thema kann ich Ihnen nicht viel sagen, weil ich die meiste Zeit nicht da war.
AZ. Stimmt es, dass die Spieler hohe Geldbeträge für die Spiele und Taschengeld bekommen haben?
D.Conradie: Ja. Wir haben im Vorfeld der WM mit den Spielern gesprochen und es kam zu einer Einigung. Jeder Spieler hat N$ 15000 Antrittsgeld und N$ 2000 Taschengeld erhalten.
AZ: Die Regierung hat die WM-Teilnahme im Endeffekt garantiert, indem sie in letzter Sekunde 500000 Namibia-Dollar zur Verfügung gestellt hat. Wird Ihr Verband aufgrund dieser großzügigen Hilfe ein Finanzbericht der Regierung vorlegen und erklären, wie die Gelder verteilt wurden?
D.Conradie: Wir hatten der Regierung einen detailierten Finanzbericht vorgelegt und haben deutlich zu verstehen gegeben, warum wir diesen Betrag brauchen. Deswegen sehe ich keinen Grund für einen solchen Schritt.
AZ. Was wollen Sie denn in diesem Jahr mit Ihrem Verband erreichen?
D. Conradie: Wir wollen eine konkurrenzfähige Nationalmannschaft aufbauen. Zurzeit haben wir viele Spieler mit schlechter Einstellung und mangelnder Disziplin. Die lokal ansässigen Spieler sollen in Zukunft endlich ihre Chance bekommen sich zu beweisen. Anfang März werden wir bei den Afrikacup-Spielen (Confederation of Africa Rugby, CAR) in Marokko in der Gruppe C mit Kenia und Sambia teilnehmen. Nebenbei sind einige internationale Spiele geplant und im
Vodacom-Cup wollen wir wieder dabei sein.
AZ: Der namibische Rugbyverband braucht noch etliche Jahre, um in Afrika und dann vielleicht später auch in der Welt eine Macht zu werden. Wie wollen Sie es schaffen?
D.Conradie: Namibia hat viele Talente, die leider nicht entdeckt und als Folge nicht gefördert werden. Viele werden von den Trainern auch nicht für die Nationalmannschaft berücksichtigt. Wir haben bis zur nächsten Weltmeisterschaft vier Jahre Zeit, hier etwas aufzubauen.
AZ: Sie sind seit 1998 Verbandspräsident. Sind Sie auf das bisher Erreichte stolz?
D.Conradie: Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit, weil ich viel mehr erreicht habe als meine Vorgänger. Vor meiner Amtszeit gab es zum Beispiel keine U-19 Mannschaft und kein Entwicklungsprogramm. In den Regionen haben wir auch
vieles aufgebaut und wir haben mittlerweile einen finanziell gesunden Verband.
AZ: Vielen Dank für das Gespräch.
AZ: Bei der letzten Rugby-WM in Australien hat sich die namibische Mannschaft sportlich blamiert. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe für dieses schlechtes Abschneiden?
D.Conradie: Wir haben uns mit den die stärksten Rugbynationen gemessen und deswegen kann ich nicht sagen, dass unser Abschneiden schlecht war. Es war zu
erwarten, dass wir dort nicht viel rausholen können. Australien war zu diesem Zeitpunkt amtierender Weltmeister und gegen diesen Gegner mit 145:0 zu verlieren, ist keine Schande. Gegen Rumänien habe ich eine deutliche Leistungssteigerung von der Mannschaft erwartet, aber auch in diesem Spiel blieben wir hinter unseren Erwartungen. Zu den Gründen kann ich nur so viel sagen, dass der Trainer vielleicht die Mannschaft nicht richtig vorbereit hat. Dazu kam weiterhin, dass einige Spieler eine mangelnde professionelle Einstellung hatten. Das Wetter hat auch gegen uns gespielt.
AZ: In Hinblick auf die WM waren Sie zuversichtlich, dass die Mannschaft besser abschneiden würde als bei der ersten Teilnahme 1999. Haben Sie der Mannschaft zu viel zugetraut?
D.Conradie: Meine Erwartungen waren vielleicht zu hoch, weil ich überzeugt und zuversichtlich war, dass wir uns sportlich besser präsentieren als bei unserer ersten Teilnahme. Wir hatten drei Legionäre dabei, die in Südafrika ihr Brot verdienen, einen Trainer der 1999 mit Tonga schon WM-Erfahrung vorweisen konnte. Auf die finanziellen Forderungen der Spieler wurde eingegangen, so dass die Spieler keine andere Wahl hatten, sich auf die Spiele zu konzentrieren. Ich weiß wirklich nicht woran es lag, dass wir nicht so gut abgeschnitten haben. Ja, ich habe der Mannschaft zu viel zugetraut.
AZ: Der Trainer Dave Waterston soll laut Insiderinformationen in Australien fast nie beim Training gewesen sein. Auch ist es zu Differenzen mit den Spielern gekommen. Sind Sie aufgrund dieser Umstände vom Trainer enttäuscht. Sie haben ja immerhin viel vom Trainer gehalten...
D.Conradie: Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Es stimmt, dass es einige Konflikte zwischen Trainer und Spielern gab. Die Situation war angespannt und der Trainer hat sich teilweise von der Mannschaft distanziert, weil er familiäre Probleme hatte. Ich kann den Trainer auch verstehen, wenn sein Mutter während der WM stirbt, dass er seinen Kopf nicht ganz frei hat und eine gewisse Distanz von der Mannschaft braucht. Sportlich habe ich natürlich mehr erwartet.
AZ: Der Trainer ist jetzt weg und viele Spieler sind auch froh darüber. Gab es schon konkrete Gespräche über seinen Nachfolger?
D.Conradie: Ja. Die Verhandlungen mit potenziellen Trainern laufen auf Hochtouren. Gespräche mit einem südafrikanischen Verband, der TRainer vermittelt, gab es noch nicht, aber am kommenden Wochenende bin ich in Südafrika. Danach kann ich zu der Trainerfrage mehr sagen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass wir mit Ian Macintosch und Dick Muir zwei interessante Kandidaten für diesen Posten haben. Wir müssen uns finanziell einigen, denn beide sind professionelle Trainer, die dementsprechend bezahlt werden wollen. Zum Beispiel fordert einer der Trainer N$ 15000 für zwei Tage im Monat. Als Verband müssen wir uns überlegen, ob wir diese Summe zahlen können.
AZ: Sportlich war die Vorstellung der Mannschaft bei der WM ein Desaster. Sie haben uns immerhin zwei Siege versprochen. Namibia kassierte die meisten Tore, zudem war die Niederlage gegen Australien die höchste bei dieser WM und in der Geschichte des Rugbysports überhaupt.
D.Conradie: Die Bilanz ist sehr enttäuschend und ich kann wirklich nicht zufrieden sein. Es gab Probleme mit dem Trainer und die Spieler haben nicht eingehalten was sie uns versprochen haben. Die Profis haben weit unter ihrem Niveau gespielt.
AZ: Den Offiziellen wird in der Öffentlichkeit vorgeworfen, dass sie die Reise mit der Mannschaft zum Betriebsurlaub gemacht haben. Was sagen Sie als NRU-Präsident zu diesen Vorwürfen?
D.Conradie: Das stimmt nicht. Es gab einige Offizielle, die sich nicht voll ganz auf Ihre Arbeit konzentriert haben. Andere dagegen haben einen ausgezeichneten Job gemacht und dafür möchte ich mich bedanken. Aber zu diesen Thema kann ich Ihnen nicht viel sagen, weil ich die meiste Zeit nicht da war.
AZ. Stimmt es, dass die Spieler hohe Geldbeträge für die Spiele und Taschengeld bekommen haben?
D.Conradie: Ja. Wir haben im Vorfeld der WM mit den Spielern gesprochen und es kam zu einer Einigung. Jeder Spieler hat N$ 15000 Antrittsgeld und N$ 2000 Taschengeld erhalten.
AZ: Die Regierung hat die WM-Teilnahme im Endeffekt garantiert, indem sie in letzter Sekunde 500000 Namibia-Dollar zur Verfügung gestellt hat. Wird Ihr Verband aufgrund dieser großzügigen Hilfe ein Finanzbericht der Regierung vorlegen und erklären, wie die Gelder verteilt wurden?
D.Conradie: Wir hatten der Regierung einen detailierten Finanzbericht vorgelegt und haben deutlich zu verstehen gegeben, warum wir diesen Betrag brauchen. Deswegen sehe ich keinen Grund für einen solchen Schritt.
AZ. Was wollen Sie denn in diesem Jahr mit Ihrem Verband erreichen?
D. Conradie: Wir wollen eine konkurrenzfähige Nationalmannschaft aufbauen. Zurzeit haben wir viele Spieler mit schlechter Einstellung und mangelnder Disziplin. Die lokal ansässigen Spieler sollen in Zukunft endlich ihre Chance bekommen sich zu beweisen. Anfang März werden wir bei den Afrikacup-Spielen (Confederation of Africa Rugby, CAR) in Marokko in der Gruppe C mit Kenia und Sambia teilnehmen. Nebenbei sind einige internationale Spiele geplant und im
Vodacom-Cup wollen wir wieder dabei sein.
AZ: Der namibische Rugbyverband braucht noch etliche Jahre, um in Afrika und dann vielleicht später auch in der Welt eine Macht zu werden. Wie wollen Sie es schaffen?
D.Conradie: Namibia hat viele Talente, die leider nicht entdeckt und als Folge nicht gefördert werden. Viele werden von den Trainern auch nicht für die Nationalmannschaft berücksichtigt. Wir haben bis zur nächsten Weltmeisterschaft vier Jahre Zeit, hier etwas aufzubauen.
AZ: Sie sind seit 1998 Verbandspräsident. Sind Sie auf das bisher Erreichte stolz?
D.Conradie: Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit, weil ich viel mehr erreicht habe als meine Vorgänger. Vor meiner Amtszeit gab es zum Beispiel keine U-19 Mannschaft und kein Entwicklungsprogramm. In den Regionen haben wir auch
vieles aufgebaut und wir haben mittlerweile einen finanziell gesunden Verband.
AZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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