Rekordstrafe für Serien-Triebtäter

Von Erwin Leuschner, Swakopmund

Der 68-jährige Jugoslawe, Dragan Vujicin, bedankte sich wiederholt mit einem breiten Lächeln, nachdem die Regional-Richterin Gaynor Poulton die höchste Strafe bekanntgegeben hatte, die je im Swakopmunder Regionalgericht verhängt worden war. Poulton hatte kurz davor lediglich einen mildernden Umstand gelten lassen: „Ihr fortgeschrittenes Alter ist ein entscheidender Faktor, warum das Gericht nicht die Höchststrafe verhängt.“

Vujicin wurde im Januar 2019 wegen siebenfacher Vergewaltigung bzw. sexueller Nötigung sowie des Kinderhandels in vier Fällen für schuldig befunden. Während eines sich Jahre lang hinziehenden Marathonprozesses, konnte bewiesen werden, dass in den Jahren 2013 und 2014 vier minderjährige Mädchen mehrfach sexuelle Handlungen an ihm vorgenommen hatten. Zum direkten Geschlechtsverkehr war es dabei offenbar nie gekommen.

„Es wird vom Gericht erwartet, ein Strafmaß zu verhängen, das als Abschreckung dient und solche Verbrechen verhindert. Darüber hinaus ist die Gemeinschaft über die Handlungen des Angeklagten sehr aufgebracht“, sagte Poulton und ergänzte: „Es ist schockierend, wie der Angeklagte das Vertrauen dieser jungen Mädchen gewonnen hat, um sie sexuell auszunutzen.“

Ferner beschrieb Poulton die Vergewaltigung als eines der „schlimmsten und unmenschlichsten Verbrechen“ überhaupt. Die Tatsache, dass die Opfer zur Tatzeit zwischen sieben und neun Jahre alt waren und somit deutlich minderjährig gewesen seien, erschwere den Fall erheblich. „Der Altersunterschied ist ebenfalls gravierend. Der Angeklagte hätte der Vater oder sogar Großvater der Opfer sein können“, so Poulton.

Als weiteren schwerwiegenden Umstand hob sie die Tatsache hervor, dass Vujicin weder ein Anzeichen der Reue gezeigt, noch sich in irgendeiner Form bei der Familie der Opfer entschuldigt habe. „Die Version des Angeklagten war zudem konsequent eine bloße Verleugnung und bis heute hat er nicht eingestanden, dass er diese Straftaten begangen hat“, so die Richterin.

Für die vier Anklagen des Menschenhandels verhängte sie jeweils eine Strafe von fünf Jahren Gefängnis. Im Falle der siebenfachen Klage der Vergewaltigung, verurteilte Poulton den Schuldigbefundenen zu einer jeweiligen Strafe von zehn Jahren Gefängnis. Die Strafen summieren sich somit auf insgesamt 90 Jahre. Poulton ordnete allerdings an, dass Vujicin einige der Strafen zeitgleich miteinander absitzen dürfe. Dadurch wird er tatsächlich nur 35 der 90 Jahre hinter Gitter verbringen müssen. Gemessen an seinem Alter, wird der Triebtäter das Gefängnis wohl kaum wieder als freier Mann verlassen.

Indessen scheint Vujicin ein Wiederholungstäter zu sein, der vor gut 30 Jahren seine Stieftochter Lucy Witts ebenfalls misshandelt haben soll (AZ berichtete). Dies wird aus dem Dokumentarfilm „Dragan’s Lair“ deutlich, der von Witts selbst produziert wurde und im Internet frei zugänglich ist. In dem Film konfrontiert Witts den gebürtigen Jugoslawen Vujicin. Er soll Witts im Alter von zwei bis zwölf Jahren sexuell missbraucht haben und gesteht dies in dem Stück sogar ein.