Pferde sind sein Leben - zum 70. Geburtstag von Cord Cordes
Zweimal 70 Jahre - ihren Doppelgeburtstag haben Sigrid und Cord Cordes schon vergangenen Sonntag in Windhoek gefeiert.
Während ihr Wiegenfest bereits zehn Tage zurückliegt, hat er übermorgen seinen großen Ehrentag. Cord Cordes, einer der bekanntesten Pferdezüchter und Reiter in diesem Land, wird am Sonntag 70 Jahre alt.
An den Wänden in seinem Arbeitszimmer findet sich kaum noch ein freier Platz. Trophäe neben Trophäe reiht sich hier aneinander, und Cord Cordes erklärt nicht ohne Stolz: "Das ist meine Leidenschaft. Außer in Asien habe ich schon auf jedem Kontinent gejagt." Doch sein Beruf und seine Berufung galten der Landwirtschaft - und den Pferden. Auf einem Landwirtschaftsbetrieb in der Reiterstadt Verden (bei Bremen) aufgewachsen, war der junge Cordes schnell mit dem Alltag in diesem Wirtschaftszweig vertreut. "Es war schon von Anfang an mein Wunsch, diesen Beruf zu erlernen." Nach der Grundschule wechselte er deshalb zur Oberschule mit Fachrichtung Landwirtschaft in Hildesheim, welche er mit dem Abitur verließ. Das nächste Ziel war die Ausbildung zum Agraringenieur an dieser Schule. Dazwischen aber absolvierte Cordes in zwei Betrieben eine landwirtschaftliche Lehre und kam erstmals mit dem Reitsport in Berührung. Zwar war er begeisterter Leichtathlet (Hochsprung, Mehrkampf) und Handballer, aber die Reiterei zog ihn immer mehr in ihren Bann. Und der Erfolg gab ihm Recht. Als "ländlicher Reiter im schwarzen Rock" holte er von 1954 bis 1958 etwa 250 Schleifen auf Turnieren - in den Disziplinen Dressur, Springen, Military und Fahrsport. Aber: "Das Springen hat mir am meisten Spaß gemacht." In der Dressur wurde er sogar mal Vizemeister des Landes Niedersachsen.
Im Jahr 1958, Cordes hatte gerade seinen Argraringenieur in der Tasche, lernte er auf einem Turnier in Verden Kurt Ostmann kennen. Der Inhaber einer der größten Gewürzproduktionen in Deutschland war an dem jungen Mann interessiert, weil er Hilfe auf seiner Farm Ravensberg (bei Okahandja) in Südwestafrika brauchte. "Er wollte eine Zucht mit Trakehner-Hengsten aufbauen und suchte jemanden, der reiten kann sowie etwas von Zucht und Landwirtschaft versteht, um den Farmverwalter in seinem Urlaub zu vertreten", erinnert er sich. Nach anfänglichem Zögern nahm Cordes an und fand sich wenige Wochen später an seiner neuen Wirkungsstätte wieder. Von der Zivilisation in die Einsamkeit - "ich war mutterseelenallein, aber dieser Aufenthalt gehörte zu der schönsten Zeit meines Lebens", sagt Cordes, der sofort ins Schwärmen kommt und von alten "Aladin-Lampen" (auf Petroleumbasis), festgefahrenen Autos im Rivier und andren Details erzählt.
Aus drei wurden sechs Monate auf Ravensberg, und Cord Cordes blieb der Reiterei treu. Noch im gleichen Jahr war er einer der sechs Gründer des Reitclubs Okahandja, bevor er auf der Farm Voigtland anheuerte, wo seine Hilfe im Gestüt gebraucht wurde. Für Inhaber Gerhard Voigts sollte er einen "verzogenen" Hannoveraner-Hengst bändigen. "Ich habe ihn gezähmt und bin danach mit ihm auf großen Turnieren in Swakopmund geritten - der Hengst ist gegangen wie eine Eins", so Cordes. Das Eis war längst gebrochen - und die Turnierreiterei wurde für ihn immer wichtiger. Gemeinsam mit Ernst Holtz und fünf Rössern ging er 1959 auf Turnierreise durch verschiedene Länder, darunter Südafrika. Doch auch für das Privatleben des Mittzwanzigers wurden in dieser Zeit entscheidende Weichen gestellt. Über Ernst Holtz lernte er seine spätere Frau, Sigrid von Scheliha, kennen, eine Südwesterin, die in Deutschland lebte und zu jener Zeit zu Hause Urlaub machte. Bevor beide dieses Land in Richtung Deutschland verließen, richtete Cordes auf der Farm Voigtskirch ein Reitturnier nach deutschem Vorbild aus. "Man hatte mir gesagt, vorher könne ich nicht gehen; das Turnier war ein Supererfolg", schwärmt er heute noch.
In Deutschland angekommen, bauten sie auf dem vormals elternlichen Grundstück eine intensive Landwirtschaft auf, 1961 wurde geheiratet. Als sich aus landwirtschaftlicher Sicht Nachteile durch die Bestrebungen der Europäischen Gemeinschaft abzeichneten, wurde der Wunsch, nach Südwestafrika zurückzukehren, immer größer. 1968 erwarben Cordes" deshalb die Farm Bodenhausen bei Seeis und siedelten dann zwei Jahre später gänzlich nach Südwestafrika über. "Ich begann sofort wieder mit der Pferdezucht, auch Rinder wurden dort gehalten", sagt Cord Cordes. Auch die Turnierreiterei lebte wieder auf. "Bis Ende der 80er Jahre habe ich etwa 30 Platzierungen erreicht", so der Pensionär. Zu den Sternstunden seines Lebens zählt er aber die ersten Monate in diesem Land. "Die persönlichen Kontakte und wie ich als Zugereister mit offenen Armen aufgenommen wurde - das hat mein ganzes Leben geprägt." In diesem musste er auch Schicksalsschläge einstecken. Der Tod der ältesten Tochter im Jahr 1985 durch einen Sturz beim Reitturnier war einer. Später ereilte ihn mehrmals die tückische Krankheit Krebs, der er ein ums andere Mal erfolgreich trotzte, um dann an Leukämie zu erkranken, die nicht besiegbar scheint.
"Die Farm Bodenhausen wird heute von unserem Sohn Cord und seiner Frau Lona mit ausgezeichneter Pferdezucht weitergeführt", sagt der stolze Vater. Die jüngste Tochter, Imke, hat Zoologie studiert und lebt derzeit in Windhoek. Cord Cordes selbst hat sich inzwischen aus Ehrenämtern und Funktionen zurückgezogen. Jahrelang wirkte er als Mitorganisator des Reitturniers in Okahandja, Mitbegründer und Vorsitzender des Namibia Warmblut Pferdezuchtverbandes, Vorsitzender des Landesverbandes der Reiter, Vorsitzender des Seeis Farmerverbandes und Vorstandsmitglied des Schulvereins der DHPS. "Wenn man Pflichten übernimmt, dann dient man auch der Gesellschaft", sagt er.
Gesellschaft und Geselligkeit hat er in seinem Leben wie eine Droge gebraucht - und kommt auch jetzt nicht ohne sie aus. Deshalb ist Cord Cordes heute noch als Dressur- und Springrichter auf manchen Turnieren im Land zu sehen - und das hoffentlich noch viele Jahre.
Während ihr Wiegenfest bereits zehn Tage zurückliegt, hat er übermorgen seinen großen Ehrentag. Cord Cordes, einer der bekanntesten Pferdezüchter und Reiter in diesem Land, wird am Sonntag 70 Jahre alt.
An den Wänden in seinem Arbeitszimmer findet sich kaum noch ein freier Platz. Trophäe neben Trophäe reiht sich hier aneinander, und Cord Cordes erklärt nicht ohne Stolz: "Das ist meine Leidenschaft. Außer in Asien habe ich schon auf jedem Kontinent gejagt." Doch sein Beruf und seine Berufung galten der Landwirtschaft - und den Pferden. Auf einem Landwirtschaftsbetrieb in der Reiterstadt Verden (bei Bremen) aufgewachsen, war der junge Cordes schnell mit dem Alltag in diesem Wirtschaftszweig vertreut. "Es war schon von Anfang an mein Wunsch, diesen Beruf zu erlernen." Nach der Grundschule wechselte er deshalb zur Oberschule mit Fachrichtung Landwirtschaft in Hildesheim, welche er mit dem Abitur verließ. Das nächste Ziel war die Ausbildung zum Agraringenieur an dieser Schule. Dazwischen aber absolvierte Cordes in zwei Betrieben eine landwirtschaftliche Lehre und kam erstmals mit dem Reitsport in Berührung. Zwar war er begeisterter Leichtathlet (Hochsprung, Mehrkampf) und Handballer, aber die Reiterei zog ihn immer mehr in ihren Bann. Und der Erfolg gab ihm Recht. Als "ländlicher Reiter im schwarzen Rock" holte er von 1954 bis 1958 etwa 250 Schleifen auf Turnieren - in den Disziplinen Dressur, Springen, Military und Fahrsport. Aber: "Das Springen hat mir am meisten Spaß gemacht." In der Dressur wurde er sogar mal Vizemeister des Landes Niedersachsen.
Im Jahr 1958, Cordes hatte gerade seinen Argraringenieur in der Tasche, lernte er auf einem Turnier in Verden Kurt Ostmann kennen. Der Inhaber einer der größten Gewürzproduktionen in Deutschland war an dem jungen Mann interessiert, weil er Hilfe auf seiner Farm Ravensberg (bei Okahandja) in Südwestafrika brauchte. "Er wollte eine Zucht mit Trakehner-Hengsten aufbauen und suchte jemanden, der reiten kann sowie etwas von Zucht und Landwirtschaft versteht, um den Farmverwalter in seinem Urlaub zu vertreten", erinnert er sich. Nach anfänglichem Zögern nahm Cordes an und fand sich wenige Wochen später an seiner neuen Wirkungsstätte wieder. Von der Zivilisation in die Einsamkeit - "ich war mutterseelenallein, aber dieser Aufenthalt gehörte zu der schönsten Zeit meines Lebens", sagt Cordes, der sofort ins Schwärmen kommt und von alten "Aladin-Lampen" (auf Petroleumbasis), festgefahrenen Autos im Rivier und andren Details erzählt.
Aus drei wurden sechs Monate auf Ravensberg, und Cord Cordes blieb der Reiterei treu. Noch im gleichen Jahr war er einer der sechs Gründer des Reitclubs Okahandja, bevor er auf der Farm Voigtland anheuerte, wo seine Hilfe im Gestüt gebraucht wurde. Für Inhaber Gerhard Voigts sollte er einen "verzogenen" Hannoveraner-Hengst bändigen. "Ich habe ihn gezähmt und bin danach mit ihm auf großen Turnieren in Swakopmund geritten - der Hengst ist gegangen wie eine Eins", so Cordes. Das Eis war längst gebrochen - und die Turnierreiterei wurde für ihn immer wichtiger. Gemeinsam mit Ernst Holtz und fünf Rössern ging er 1959 auf Turnierreise durch verschiedene Länder, darunter Südafrika. Doch auch für das Privatleben des Mittzwanzigers wurden in dieser Zeit entscheidende Weichen gestellt. Über Ernst Holtz lernte er seine spätere Frau, Sigrid von Scheliha, kennen, eine Südwesterin, die in Deutschland lebte und zu jener Zeit zu Hause Urlaub machte. Bevor beide dieses Land in Richtung Deutschland verließen, richtete Cordes auf der Farm Voigtskirch ein Reitturnier nach deutschem Vorbild aus. "Man hatte mir gesagt, vorher könne ich nicht gehen; das Turnier war ein Supererfolg", schwärmt er heute noch.
In Deutschland angekommen, bauten sie auf dem vormals elternlichen Grundstück eine intensive Landwirtschaft auf, 1961 wurde geheiratet. Als sich aus landwirtschaftlicher Sicht Nachteile durch die Bestrebungen der Europäischen Gemeinschaft abzeichneten, wurde der Wunsch, nach Südwestafrika zurückzukehren, immer größer. 1968 erwarben Cordes" deshalb die Farm Bodenhausen bei Seeis und siedelten dann zwei Jahre später gänzlich nach Südwestafrika über. "Ich begann sofort wieder mit der Pferdezucht, auch Rinder wurden dort gehalten", sagt Cord Cordes. Auch die Turnierreiterei lebte wieder auf. "Bis Ende der 80er Jahre habe ich etwa 30 Platzierungen erreicht", so der Pensionär. Zu den Sternstunden seines Lebens zählt er aber die ersten Monate in diesem Land. "Die persönlichen Kontakte und wie ich als Zugereister mit offenen Armen aufgenommen wurde - das hat mein ganzes Leben geprägt." In diesem musste er auch Schicksalsschläge einstecken. Der Tod der ältesten Tochter im Jahr 1985 durch einen Sturz beim Reitturnier war einer. Später ereilte ihn mehrmals die tückische Krankheit Krebs, der er ein ums andere Mal erfolgreich trotzte, um dann an Leukämie zu erkranken, die nicht besiegbar scheint.
"Die Farm Bodenhausen wird heute von unserem Sohn Cord und seiner Frau Lona mit ausgezeichneter Pferdezucht weitergeführt", sagt der stolze Vater. Die jüngste Tochter, Imke, hat Zoologie studiert und lebt derzeit in Windhoek. Cord Cordes selbst hat sich inzwischen aus Ehrenämtern und Funktionen zurückgezogen. Jahrelang wirkte er als Mitorganisator des Reitturniers in Okahandja, Mitbegründer und Vorsitzender des Namibia Warmblut Pferdezuchtverbandes, Vorsitzender des Landesverbandes der Reiter, Vorsitzender des Seeis Farmerverbandes und Vorstandsmitglied des Schulvereins der DHPS. "Wenn man Pflichten übernimmt, dann dient man auch der Gesellschaft", sagt er.
Gesellschaft und Geselligkeit hat er in seinem Leben wie eine Droge gebraucht - und kommt auch jetzt nicht ohne sie aus. Deshalb ist Cord Cordes heute noch als Dressur- und Springrichter auf manchen Turnieren im Land zu sehen - und das hoffentlich noch viele Jahre.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen