Otjiwarongo hat viele Namen...

Zugegeben, es wirkt mitunter schon ein wenig verschlafen. Passiert man den
Ortseingang des 20 000 Einwohner-Städtchens Otjiwarongo fällt als erstes die breite Durchgangsstraße auf, auf welcher, so möchte man meinen, sich das gesamte Leben mehr oder minder abspielt. Der erste Eindruck ist eher zweckmäßig. Tankstellen, Banken und diverse Supermärkte dominieren das Stadtbild. Als Versorgungszentrum für die umliegenden Farmen ist Otjiwarongo wahrlich kein Geheimtipp. Ansonsten hängt dem Verwaltungssitz der Otjozondjupa-Region ein wenig aufregender Ruf an. Hier bekommt man zwar alles Notwendige zum Leben, doch nach dem Einkauf, geht es meist zurück zu den eigenen Rindern ins landwirtschaftlich geprägte Umland. Soviel zu den weit verbreiteten Klischees über das vermeindliche "Nest" an der B1, 250 Kilomter nördlich von Windhoek.

Doch Otjiwarongo hat weitaus mehr zu bieten als Brot, Benzin und Behördengänge. Die Hereros, welche hier einst siedelten, nannten den Ort "Platz der fetten Kühe" und noch heute liegen die besten Rinderzuchtbetriebe des Landes in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Gegend ist auf Grund der - für namibische Verhältnisse - hohen Niederschlage ideales Acker- und Weideland. Das Auge muss nicht lange umher- schweifen um zu entdecken, warum die Herero Otjiwarongo darüber hinaus als "den schönen Ort" bezeichneten. Die Böden sind fruchtbar und die Stadt wirkt grün, wohlhabend und gepflegt. Wer aus dem urbanen Treiben Windhoeks kommt, bemerkt schnell die beschauliche und einladende Atmosphäre des Städtchens. Nach Stacheldraht und meterhohen Hausmauern sucht man vergebens. Die Besucher fühlen sich in Otjiwarongo willkommen. Der Ort präsentiert sich als Hort familiärer Gastlichkeit. Ein Hauch von europäischem Vorstadtcharakter, gewürzt mit afrikanischer Lebensfreude und garniert mit zahlreichen touristischen Hotspots - auf der Menükarte einer Namibia-Rundreise hat Otjiwarongo durchaus das Zeug zu einem reichhaltigen und abwechslungsreichen Hauptgang.
Vielen ist der Ort nur als "das Tor zum Norden" auf dem Weg zum Etoscha-Nationalpark und dem Caprivi-Zipfel bekannt. Doch die Stadt mit dem klangvollen Namen lädt durchaus zum längeren Verweilen ein. Einige Hotels und Pensionen bieten angenehmen Komfort zum moderaten Preis. So etwa die Out of Africa Town Lodge. Durch die lichtdurchflutete Lounge ist das Bis-tro zu erreichen, welches morgens ein reich gedecktes Frühstücksbuffet und abends Speisen á la Carte bietet. Die Außenanlage ist mit jeder Menge sattem Grün bewachsen und am Swimming-Pool gibt es eine Braai-Stelle sowie genügend Sitzgelegenheiten unter einem grasgedeckten Vordach. Die Zimmer sind sauber und mit Fernseher, Klimaanlage und eigenem Badezimmer ausgestattet. Einen Fernseher, den braucht man in Otjiwarongo jedoch nicht wirklich. Selbst im Ortsinneren wartet die eine oder andere Sehenswürdigkeit. Das kleine Skurilitäten-Museum im "Tourismus Rendezvous", zahlreiche Kirchen oder die "alte Henschel-Lok, Nummer 41." lassen sich mühelos "per pedes" erkunden. Knurrender Magen im Anschluss?

Kein Problem - in der Dampfbäckerei Carstensen sorgen Kuchen und Gebäck nach traditionellen deutschen Rezepten für ausgiebige Stärkung und kulinarisches Heimatgefühl. Sowieso begegnet man Deutschen und Deutschem an vielen Ecken. Deutsch - das hat in Otjiwarongo Tradition. Zur Schaffung einer Verbindungsstation zwischen Windhoek, Swakopmund und Tsunemb hatte die kaiserliche Kolonialverwaltung Otjiwarongo 1906 gegründet. Im Jahr darauf erhielt die Siedlung einen Eisenbahnanschluss. 1939 wurde dem schnell wachsenden Ort das Stadtrecht verliehen. Die deutsche Gemeinde hat nicht nur ihre Spuren in Form von Straßennamen hinterlassen, sondern ist noch heute vieler Orten präsent. Ob Gaumenfreuden aller Art wie bereits erwähntes Gebäck oder Deftiges im Hotel "Hamburger Hof", die oftmals deutschsprachige Leitung der Unterkünfte oder das kulturelle Leben der Stadt - Deutsch, das bedeutet in Otjiwarongo auch Gegenwart und Zukunft. Ein reges Vereinsleben beweist gesellschaftlichen Zusammenhalt und einmal im Jahr versinkt der Ort im Ausnahmezustand. Beim Karneval werden im Juli die Jecken von der Leine gelassen.

Die frisch gekürte Karnevalsprinzessin Daniela Kemp hat sich auch über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen machen können. "Danis Küche", das steht im gesamten Land für Käsespezialitäten erster Klasse. Auf ihrer Farm hat sie sich eine Käse-Manufaktur eingerichtet. Ihre Produkt-Palette umfasst rund 40 Sorten und erfreut mittlerweile die Gaumen von Lüderitzbucht bis Tsumeb, weitere Expansion nicht ausgeschlossen.
Als "Must See" im Stadtkern gilt die Krokodilfarm von Ensi und Peter Jacobs. Mehrere Tausend (!!!) der furchteinflößenden Reptilien sind dort zu bewundern. Die "namibischen Nilkrokodile" werden nach internationalen Standards zur Lederverarbeitung gezüchtet. An sieben Tagen in der Woche bieten die Betreiber und Angestellten informative Führungen über die "Crocodile Ranch". Preisbewusste haben auf dem benachbarten Campingplatz die Möglichkeit, ihr Zelt aufzuschlagen. Doch keine Angst: die Krokodile sind sicher verwahrt, werden einmal in der Woche (Tip der AZ: Samstagmittags) gefüttert und könnten sogar bis zu sechs Monate gänzlich ohne Nahrung auskommen.

Reptilien sind zweifelsohne eine Attraktion. Jedoch sind es eher die pelzigeren Vertreter der Fauna, welche Otjiwarongo bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht haben. Und schon wieder fällt ein Beiname für den Ort: "Die Welthauptstadt der Geparden"! Der "Cheetah Conservation Fund" und die Africat-Stiftung liegen im Umkreis von 50 Kilometern und haben sich dem Erhalt der bedrohten Raubkatzen verschrieben. Durch Aufklärung und Umwelt-Tourismus versuchen beide Organisationen die Öffentlichkeit für den Schutz der Tiere zu sensibilisieren. Unterkunftsmöglichkeiten sind, von luxuriös bis zweckmäßig, für jeden Geldbeutel vorhanden. Besucher haben unter anderem die Möglichkeit, die majestätischen Tiere vom offenen Jeep aus zu beobachten und den Fütterungen beizuwohnen. Dabei erfahren die Gäste von den geschulten Mitarbeitern viel über die Arbeit der Organisationen. Und Achtung: Hobbyfotografen sollten an volle Akkus und leere Speicherkarten denken!

Für Kameras mit starker Auslöseverzögerung wartet rund 60 Kilometer östlich von Otjiwarongo derweil ein recht geduldiges Motiv - und das schon seit 150 Millionen Jahren! Mächtig und respekteinflößend erhebt sich das urzeitliche Waterberg Plateau aus der Ebene. Das 20 Kilometer breite und 50 Kilometer lange Tafelberg-Massiv besteht aus porösem Sandstein und wurde 1972 unter Naturschutz gestellt. Der Waterberg-Plateau-Park ist ideal für ausgedehnte Hiking-Touren, auf denen man auf zahlreiche bedrohte Tierarten treffen kann. Breit- und Spitzmaul-Nashörner, Rappen- und Pferdeantilopen sowie Streifengnus oder Paviane, um nur einige zu nennen, sowie die Spuren deutscher Kolonialgeschichte machen einen Abstecher zum Waterberg zu einem gleichermaßen erlebnisreichen wie historisch informativen Trip. Im August 1904 hatten die deutschen Kolonialtruppen dort 40 000 Hereros eingekesselt und vernichtend geschlagen. Ein deutscher Soldatenfriedhof am Fuße des Berges zeugt noch heute von den damaligen Ereignissen, welche bis in die Gegenwart hinein für Diskussionen sorgen.
Soviel also zum "verschlafenen Nest" Otjiwarongo. Seien es nun landschaftliche, kulturelle oder tierische Attraktionen - der Ort samt Umland wartet mit jeder Menge touristischer Kurzweil auf. Zeitverschwendung sieht anders aus, als ein paar Tage der Namibia-Reise für die "schöne Welthauptstadt der Geparden und fetten Kühe" zu reservieren. Denn Otjiwarongo ist alles... nur nicht langweilig!

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Allgemeine Zeitung 2024-05-19

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