Loading svg Please wait while we translate the article

Not lindern und Hoffnung schenken

Die Wenigstens von ihnen haben die Möglichkeit, für ihre eigene Ernährung zu sorgen und besonders in Siedlungen, in denen nichts wächst und kein Wasser zu erhalten ist, sind die Menschen in größter Not. Diese Notstände hatte Jutta Rohwer bereits vor 20 Jahren erkannt und nach und nach immer weitere Hilfsprojekte aufgebaut sowie Suppenküchen, Kindergärten mit Lerneinrichtungen und Schulen unterstützt. Medikamente, Decken für die kalte Jahreszeit, Lebensmittel, Kleidung, Schulgelder und -Uniformen sowie etliche notwendige hatten Jutta Rohwer und ihre Tochter Anja organisiert. Nach Jutta Rohwers Tod im vergangenen Jahr hat Anja die Sorge für die laufenden Projekte übernommen sowie weitere hinzugefügt. Weltweit bekannt sind inzwischen die Katutura-Projekte, unter ihnen allein 40 Kindergärten, dazu Schulfonds, Grundschulen, Behindertenstätten und Spielplätze, Waisenhäuser und vielerlei mehr. Rund 3000 Kinder werden durch die Hilfsprojekte der Rohwer-Frauen betreut und versorgt.

Schule und Ausbildung der Kinder haben für Anja Rohwer eine hohe Priorität. Denn ohne Bildung haben sie keine Chance, dem Teufelskreis der Armut zu entrinnen und sich eine selbstbestimmte Zukunft aufzubauen. Auch die medizinische und psychologische Versorgung ist wichtig, so wie für junge Frauen und Mädchen, die vergewaltigt wurden und teilweise lebenslange Schäden davontrugen.
Behinderte Kinder haben in der Welt der Armut erst recht keine Chance, aber auch für sie gibt es Hilfe. Im Oponganda-Zentrum in Katutura werden sie von ehrenamtlichen Helfern und Hausmüttern betreut, gewaschen und gefüttert sowie einmal pro Woche von einer Psychotherapeutin behandelt. Auch das Dolam-Kinderhaus ist ein vorrangiges Projekt, da hier Kinder und Säuglinge, die teilweise an Tuberkulose und Aids erkrankt sind, eine Zuhause haben und medizinisch betreut werden. "Sie sind die Ärmsten der Armen und brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit", hatte Jutta Rohwer seinerzeit gesagt.

"Ein leerer Bauch studiert nicht gern", wussten schon die alten Römer, und so werden auch in Katutura und an weiteren Orten Kindergarten- und Schulkinder mit gesunden Mahlzeiten versorgt. "Es gibt soviel Elend und Not", berichtet Anja Rohwer, "dass es umso wichtiger ist, besonders Kindern einen guten Start ins Leben zu geben".

Die größte Last obliegt meist den Frauen, und so stellen alleinerziehende Mütter in Selbsthilfe-Projekten landestypischen Schmuck, Handarbeiten, Stickereien, Seidenschals, Körbe, T-Shirts, Ketten, Naturkosmetik, Karten, Taschen, Holzschnitzereien und vielerlei kleine Dinge her, deren Verkaufserlös ihnen unmittelbar wieder zufließt.

Im projektbezogenen Swakopmunder Laden "Kubatsirana - Helping Hands" nämlich werden diese Produkte aus allen Landesteilen und von allen Völkern zum Kauf angeboten; der Erlös dient wiederum der Hilfe zur Selbsthilfe. Auf diese Weise werden alle Projekte untereinander verbunden, so dass ein Netzwerk der Hilfe zur Selbsthilfe entstanden ist.

"All diese Hilfe für Menschen in größter Not ist nur durch die regelmäßigen Unterstützer, privaten Spender und Sponsoren möglich", erklärt Anja Rohwer. "So hat die Petra-Lustenberger-Stiftung unter anderem die neue Suppenküche in der informellen Siedlung DRC (Democratic Resettlement Community) nahe Swakopmund finanziert, die wir Anfang September eröffnen konnten. 150 Kinder aus ärmsten Verhältnissen bekommen hier zweimal pro Woche eine Mahlzeit." Neben der Suppenküche befinden sich Gemüsegarten und Hühnerstall, um die spätere Selbstversorgung zu gewährleisten. Zudem sind zwei Räume für Frauen-Selbsthilfeprojekte wie Brotbacken mit einem Solar-Ofen geplant.
Anja Rohwer ist mit diesen Projekten und der Hilfe für andere aufgewachsen. Das Bauprojekt "Suppenküche in der DRC" hat ihr und ihren ehrenamtlichen Helfern gezeigt, wie schwierig es ist, ohne Strom und mit entfernt liegender Wasserversorgung zu leben. Sie weiß, wie Menschen in Namibia unter einfachsten Bedingungen leben und wie wichtig es ist, besonders den Kindern einen Start in ein besseres, zukunftsorientiertes Leben zu geben.

Wenn Anja Rohwer mit blitzenden blauen Augen von ihren Kindern und Müttern in den zahlreichen Projekten erzählt, findet sie kein Ende. Alles dreht sich um Hilfe für andere, dabei hat die 44-Jährige auch drei eigene Kinder zu versorgen. Dennoch pendelt sie zwischen Swakopmund und Windhoek, um alles unter einen Hut zu bekommen.

Neben der aktiven Arbeit vor Ort ist auch ein großes Maß an administrativen Aufgaben zu bewältigen. Für jedes Vorhaben muss eine Projektbeschreibung mit entsprechendem Antrag formuliert und eingereicht werden. Die Spender und Sponsoren erhalten detaillierte Informationen sowie einen Jahresbericht, jedes Projekt muss abgerechnet und alle Spendengelder lückenlos nachgewiesen werden. Bis spät in die Nacht sitzt Anja Rohwer nach anstrengenden Einsatztagen noch am Schreibtisch, um alles transparent abzurechnen. Bis zum nächsten Projektantrag...

Anjas Vater unterstützt sie, so gut es geht, denn er ist mit diesen Aktivitäten durch seine verstorbene Frau vertraut, und auch Anjas Tochter Menzona ist bereits auf dem besten Weg, in die Fußstapfen ihrer Oma und Mutter zu treten. Mit ihren 19 Jahren übernimmt sie bereits Verantwortung für andere und ist aktiv in die Hilfsprojekte involviert.

"Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht der Erde verändern!", war der Leitspruch Jutta Rohwers - diesen Spruch haben auch ihre Tochter und Enkelin in ihr Herz aufgenommen. "Drei Frauen - ein Herz für Wohltätigkeit" könnte man über die Rohwers sagen. Ohne sie würde es für die Ärmsten der Armen kaum eine Perspektive geben.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-25

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen