Neues Kleid für die Wissenschaft
Steinige Zeiten: Renovierung der Wissenschaftlichen Gesellschaft kostet mehr als erwartet.
Windhoek - Genau vor 77 Jahren hat alles begonnen: Der Grundstein für die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) wurde gelegt. Eine Institution, die als Plattform für qualifizierte Wissenschaftler sowie für fachlich interessierte Laien bekannt ist. Hier können literarische Werke publiziert oder vorgestellt werden. Die Gesellschaft ist offen für alle Sprachgruppen, auch wenn sie derzeit durch den Vorstand stark deutsch geprägt ist.
Ein dreiviertel Jahrhundert lang ging sie - so wie jedes andere Unternehmen in diesem Alter auch - durch Höhen und Tiefen des Lebens. Einige Male musste die Gesellschaft ihre Räumlichkeiten wechseln, bis sie in dem Gebäude, das heute das Nationaltheater beherbergt - an der Kreuzung Robert-Mugabe- und John-Meinert-Straße - zusammen mit der Kunstvereinigung Fuß fassen konnte. Im Jahre 1990 erwarb die Gesellschaft auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwei alte, 1909 errichtete Gebäude, die zuvor als Wohnhäuser genutzt wurden. Somit konnte der Platzmangel beseitigt werden, was auch eine Vergrößerung der wertvollen Bibliothek ermöglichte. Derzeit befinden sich etwa 15000 Bücher und ein umfangreiches Zeitschriftenarchiv in einem dieser beiden historischen Gebäude. Hier soll sich nach Angaben von Gunter von Schumann, Bibliothekar seit 1997, die größte Sammlung an Namibia-Literatur befinden.
Die zwei, mit einem Durchgang verbundenen Gebäude der NWG fallen in die Kategorie "historisch wertvoll sowie schützenswert" und wurden vom Nationalen Denkmalsrat in Namibia in den zweithöchsten Schutzstatus eingestuft. Das heißt, bei diversen baulichen Veränderungen muss der ursprüngliche Charakter dieses Hauses so weit wie möglich erhalten bleiben.
Seit vielen Jahrzehnten wurden keine Instandhaltungsarbeiten an den Häusern der NWG vorgenommen, was teilweise zu schwerwiegenden Schäden führte. "Das gravierendste Problem sind die feuchten Mauern im Untergeschoss, die von einer unterirdischen Wasserader, die das Grundstück durchquert, herrühren", erklärt Dieter Springer, der als ehrenamtliches Mitglied im Vorstand der NWG sitzt und für Finanzangelegenheiten zuständig ist. Deshalb müssten die Fundamente trocken gelegt und danach ein Schacht um das Haus errichtet werden. Auch der alte Holzdachstuhl bedürfe einer dringenden Erneuerung.
Bereits einige Male zuvor wurde am Baustil des historischen Gebäudes regelrecht herumgepfuscht. Im Zuge der notwendigen Bauarbeiten entschied daher der siebenköpfige Gesellschafts-Vorstand, das Haus wieder in seinen Originalzustand zurück zu versetzen. Momentan werden die kaputten Ziegelsteine der Fassade sowie die nachträglich verwendeten Bauelemente entfernt, um das ursprüngliche optische Bild wieder herzustellen. Derzeit wird noch an der optimalen Zusammensetzung der Originalsteine experimentiert. "Die Mischung muss stimmen, damit die Naturfarbe rauskommt", so Springer bei einem Rundgang auf der Baustelle. Die Hauptbestandteile der Steine sind Kalk, Sand und Zement. "Mit einer speziell angefertigten Form können wir die richtige Größe der Ziegel herstellen."
Zusätzlich sollen alle Aluminiumverschalungen von der Fassade sowie von den Vordächern abmontiert und durch Holz - so wie im damaligen Stil - ersetzt werden.
Die Bibliothek wird derzeit in Etappen saniert. Ursprünglich war nicht vorgesehen, die Wände innen zu verputzen. Doch im Laufe der Arbeiten traten immer wieder unerwartete Probleme auf, und weitere Schäden dieses "Jahrhundertbauwerks" wurden sichtbar.
Der Verkauf von Büchern ist die Haupteinnahmequelle der NWG. Zwar können dadurch vorwiegend die laufenden Ausgaben gedeckt werden, jedoch ist dieser Einnahmezweig auch mit Risiken und einem hohen Kostenfaktor verbunden. Auch wenn der Tourismusmarkt dem Bücherverkauf positive Zahlen einbrachte, lässt sich nicht jedes literarische Werk gleich gut verkaufen, was einen finanziellen Verlust für die Gesellschaft bedeuten kann.
Der Bücherabsatz und die Beiträge der 650 zahlenden Mitglieder allein reichen aber nach NWG-Angaben nicht aus, um die Gesellschaft und somit die wertvolle Bibliothek langfristig am Leben zu erhalten. Die Bibliothek beschäftigt drei Halbtagskräfte und stellt interessierten Besuchern das Wissen kostenlos zur Verfügung. Um sich der modernen Zeit anzupassen, wird momentan das Bücherarchiv auf Datenbanken gespeichert. Dies ist eine sehr zeitintensive Tätigkeit, die bis jetzt zweieinhalb Jahre in Anspruch genommen hat und voraussichtlich bis 2004 andauern wird.
Daher basiert das Fortbestehen dieser Institution auf weiteren Spenden privater Personen, da staatliche und halbstaatliche Stellen keinerlei finanzielle Unterstützungen geben.
Die Renovierungskosten für eines der beiden historischen Gebäude wurden mit N$ 450000 veranschlagt. Die Endsumme steht jedoch nicht genau fest, da erst im Nachhinein das Fehlen beispielsweise eines Rauchdetektors sowie einer Feuertreppe beanstandet wurden.
Einen Teil der Finanzen stellt die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes in Deutschland durch Fürsprache und Vermittlung der Deutschen Botschaft in Windhoek zur Verfügung. Weitere Gelder werden von der Rudolf-August- Oetker-Stiftung aus Bielefeld erwartet, die der NWG bereits eine Zusage erteilt hat. Die Gesellschaft kann mit diesen Geldern etwa 80 Prozent der Baukosten lediglich eines Hauses decken. Sollten sich noch weitere Gönner finden, könnte mit diesen Spenden auch das zweite, dringend renovierungsbedürftige Gebäude saniert werden. Dieses weist ähnliche Schäden wie das andere Haus auf.
Windhoek - Genau vor 77 Jahren hat alles begonnen: Der Grundstein für die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) wurde gelegt. Eine Institution, die als Plattform für qualifizierte Wissenschaftler sowie für fachlich interessierte Laien bekannt ist. Hier können literarische Werke publiziert oder vorgestellt werden. Die Gesellschaft ist offen für alle Sprachgruppen, auch wenn sie derzeit durch den Vorstand stark deutsch geprägt ist.
Ein dreiviertel Jahrhundert lang ging sie - so wie jedes andere Unternehmen in diesem Alter auch - durch Höhen und Tiefen des Lebens. Einige Male musste die Gesellschaft ihre Räumlichkeiten wechseln, bis sie in dem Gebäude, das heute das Nationaltheater beherbergt - an der Kreuzung Robert-Mugabe- und John-Meinert-Straße - zusammen mit der Kunstvereinigung Fuß fassen konnte. Im Jahre 1990 erwarb die Gesellschaft auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwei alte, 1909 errichtete Gebäude, die zuvor als Wohnhäuser genutzt wurden. Somit konnte der Platzmangel beseitigt werden, was auch eine Vergrößerung der wertvollen Bibliothek ermöglichte. Derzeit befinden sich etwa 15000 Bücher und ein umfangreiches Zeitschriftenarchiv in einem dieser beiden historischen Gebäude. Hier soll sich nach Angaben von Gunter von Schumann, Bibliothekar seit 1997, die größte Sammlung an Namibia-Literatur befinden.
Die zwei, mit einem Durchgang verbundenen Gebäude der NWG fallen in die Kategorie "historisch wertvoll sowie schützenswert" und wurden vom Nationalen Denkmalsrat in Namibia in den zweithöchsten Schutzstatus eingestuft. Das heißt, bei diversen baulichen Veränderungen muss der ursprüngliche Charakter dieses Hauses so weit wie möglich erhalten bleiben.
Seit vielen Jahrzehnten wurden keine Instandhaltungsarbeiten an den Häusern der NWG vorgenommen, was teilweise zu schwerwiegenden Schäden führte. "Das gravierendste Problem sind die feuchten Mauern im Untergeschoss, die von einer unterirdischen Wasserader, die das Grundstück durchquert, herrühren", erklärt Dieter Springer, der als ehrenamtliches Mitglied im Vorstand der NWG sitzt und für Finanzangelegenheiten zuständig ist. Deshalb müssten die Fundamente trocken gelegt und danach ein Schacht um das Haus errichtet werden. Auch der alte Holzdachstuhl bedürfe einer dringenden Erneuerung.
Bereits einige Male zuvor wurde am Baustil des historischen Gebäudes regelrecht herumgepfuscht. Im Zuge der notwendigen Bauarbeiten entschied daher der siebenköpfige Gesellschafts-Vorstand, das Haus wieder in seinen Originalzustand zurück zu versetzen. Momentan werden die kaputten Ziegelsteine der Fassade sowie die nachträglich verwendeten Bauelemente entfernt, um das ursprüngliche optische Bild wieder herzustellen. Derzeit wird noch an der optimalen Zusammensetzung der Originalsteine experimentiert. "Die Mischung muss stimmen, damit die Naturfarbe rauskommt", so Springer bei einem Rundgang auf der Baustelle. Die Hauptbestandteile der Steine sind Kalk, Sand und Zement. "Mit einer speziell angefertigten Form können wir die richtige Größe der Ziegel herstellen."
Zusätzlich sollen alle Aluminiumverschalungen von der Fassade sowie von den Vordächern abmontiert und durch Holz - so wie im damaligen Stil - ersetzt werden.
Die Bibliothek wird derzeit in Etappen saniert. Ursprünglich war nicht vorgesehen, die Wände innen zu verputzen. Doch im Laufe der Arbeiten traten immer wieder unerwartete Probleme auf, und weitere Schäden dieses "Jahrhundertbauwerks" wurden sichtbar.
Der Verkauf von Büchern ist die Haupteinnahmequelle der NWG. Zwar können dadurch vorwiegend die laufenden Ausgaben gedeckt werden, jedoch ist dieser Einnahmezweig auch mit Risiken und einem hohen Kostenfaktor verbunden. Auch wenn der Tourismusmarkt dem Bücherverkauf positive Zahlen einbrachte, lässt sich nicht jedes literarische Werk gleich gut verkaufen, was einen finanziellen Verlust für die Gesellschaft bedeuten kann.
Der Bücherabsatz und die Beiträge der 650 zahlenden Mitglieder allein reichen aber nach NWG-Angaben nicht aus, um die Gesellschaft und somit die wertvolle Bibliothek langfristig am Leben zu erhalten. Die Bibliothek beschäftigt drei Halbtagskräfte und stellt interessierten Besuchern das Wissen kostenlos zur Verfügung. Um sich der modernen Zeit anzupassen, wird momentan das Bücherarchiv auf Datenbanken gespeichert. Dies ist eine sehr zeitintensive Tätigkeit, die bis jetzt zweieinhalb Jahre in Anspruch genommen hat und voraussichtlich bis 2004 andauern wird.
Daher basiert das Fortbestehen dieser Institution auf weiteren Spenden privater Personen, da staatliche und halbstaatliche Stellen keinerlei finanzielle Unterstützungen geben.
Die Renovierungskosten für eines der beiden historischen Gebäude wurden mit N$ 450000 veranschlagt. Die Endsumme steht jedoch nicht genau fest, da erst im Nachhinein das Fehlen beispielsweise eines Rauchdetektors sowie einer Feuertreppe beanstandet wurden.
Einen Teil der Finanzen stellt die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes in Deutschland durch Fürsprache und Vermittlung der Deutschen Botschaft in Windhoek zur Verfügung. Weitere Gelder werden von der Rudolf-August- Oetker-Stiftung aus Bielefeld erwartet, die der NWG bereits eine Zusage erteilt hat. Die Gesellschaft kann mit diesen Geldern etwa 80 Prozent der Baukosten lediglich eines Hauses decken. Sollten sich noch weitere Gönner finden, könnte mit diesen Spenden auch das zweite, dringend renovierungsbedürftige Gebäude saniert werden. Dieses weist ähnliche Schäden wie das andere Haus auf.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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