Negative Formulierungen über Creabuntu
Betr.: „Eine Portion Selbstbewusstsein für die Ärmsten“ (AZ, 2. Februar 2018)
Ich habe noch nie in meinem Leben tatsächlich das Bedürfnis verspürt, einen Leserbrief zu verfassen und sparte mir daher auch bisher immer diese Mühe. Heute ist es allerdings soweit, dass mich ein regelrecht stümperhaft verfasster Artikel in der AZ dazu veranlasst, umgehend wütend in die Tasten zu hauen. Es geht um die Berichterstattung über das Projekt „Creabuntu“ von Elke Reinauer.
Bereits die lapidare Überschrift verhöhnt nicht nur das Engagement der Projektleiterin, sondern auch die jugendlichen Teilnehmer aus Katutura. Ein unglücklicher Ausrutscher, könnte man meinen, vielleicht liegen diesem Journalisten einfach Überschriften nicht so. Fehlanzeige: Ich musste mich beim Lesen immer wieder fragen, wie es möglich ist, so viel Negativität und unterschwellige Herabwürdigung in so wenigen Zeilen unterzubringen. Zwischendurch habe ich mich sogar gefragt, ob der Journalist eventuell am Abend vorher von seiner Freundin verlassen wurde, die sich ähnlich engagierte, oder möglicherweise optische Ähnlichkeit mit der Projektleitern hatte. Gut, ich möchte nicht genauso unfair werden, sondern dem Verfasser lediglich einmal den Spiegel vorhalten.
Auch muss ich zugeben, dass ich selbst nicht bei der Projektvorstellung anwesend war, dennoch stellt sich mir hier die Frage, ob dem Autor die Begrifflichkeiten „soziale Verantwortung“ und „journalistische Ethik“ bekannt sind. Man muss ein Projekt ja selbst nicht mögen, aber man kann respektvoll darüber berichten, wenn jemand seine private Zeit dafür opfert, etwas Gutes und Sinnvolles für andere Menschen zu tun. Bevor ich mich wieder meinem ursprünglichen und weitaus erfreulicheren Tagesinhalt zuwende, möchte ich dennoch gezielt auf einige Wendungen im besagten Artikel eingehen, die mich besonders aufgeregt haben:
Er spricht direkt zu Beginn von einer „Fehleinschätzung“ und wiederholt diese negative Formulierung später sogar noch einmal. Die Rede ist von der Zuschauerzahl. Es ist doch gerade bei einer Theateraufführung von Jugendlichen ein großartiger Erfolg, wenn die Halle, anstatt wie zunächst angenommen nur halbvoll, sogar komplett gefüllt wird. Außerdem kritisiert er den Hinweis der Projektleiterin darauf, dass man kein professionelles Theaterstück erwarten dürfe. Das ist ein Fakt. Es sind Laienschauspieler, die gerade einmal zwei Wochen geprobt haben (selbst professionelle Schauspieler proben mindestens doppelt so lange) und es nimmt den Darstellern den Druck. Dieses Projekt hat mit Selbstbewusstsein zu tun. Es ist fantastisch, dass sich diese jungen Menschen vor ihrer gesamten Schule trauen zu sprechen, zu spielen, etwas zu zeigen.
Schauspielerei ist immer auch mit Verletzlichkeit verknüpft. Es geht um Emotionen und mit dem Thema „Mobbing“ wurde auch ein ernstes Thema gewählt. Trotzdem schienen die Kinder im Publikum zu lachen und laut dem Autor das Thema nicht erfassen zu können. Tut mir leid, wenn ich da zum Schluss nochmals mit Nachdruck widersprechen muss. Lachen ist auch ein Schutzmechanismus. Es ist in diesem Kontext u.a. eine Abwehr und wirkt deeskalierend, um den starken Emotionen gewachsen zu sein, die mit Sicherheit bei diesem Thema eine riesige Projektionsfläche bilden. Dem Publikum Unwissenheit zu unterstellen, halte ich für sehr arrogant und unempathisch.
Wäre ich die Deutschlehrerin des Journalisten, würde ich daher abschließend mit Rotstift vermerken: „Lieber Robert, leider am Thema vorbei, aber du hast dich bemüht. 6.“
Jana Marie Backhaus, Windhoek
Ich habe noch nie in meinem Leben tatsächlich das Bedürfnis verspürt, einen Leserbrief zu verfassen und sparte mir daher auch bisher immer diese Mühe. Heute ist es allerdings soweit, dass mich ein regelrecht stümperhaft verfasster Artikel in der AZ dazu veranlasst, umgehend wütend in die Tasten zu hauen. Es geht um die Berichterstattung über das Projekt „Creabuntu“ von Elke Reinauer.
Bereits die lapidare Überschrift verhöhnt nicht nur das Engagement der Projektleiterin, sondern auch die jugendlichen Teilnehmer aus Katutura. Ein unglücklicher Ausrutscher, könnte man meinen, vielleicht liegen diesem Journalisten einfach Überschriften nicht so. Fehlanzeige: Ich musste mich beim Lesen immer wieder fragen, wie es möglich ist, so viel Negativität und unterschwellige Herabwürdigung in so wenigen Zeilen unterzubringen. Zwischendurch habe ich mich sogar gefragt, ob der Journalist eventuell am Abend vorher von seiner Freundin verlassen wurde, die sich ähnlich engagierte, oder möglicherweise optische Ähnlichkeit mit der Projektleitern hatte. Gut, ich möchte nicht genauso unfair werden, sondern dem Verfasser lediglich einmal den Spiegel vorhalten.
Auch muss ich zugeben, dass ich selbst nicht bei der Projektvorstellung anwesend war, dennoch stellt sich mir hier die Frage, ob dem Autor die Begrifflichkeiten „soziale Verantwortung“ und „journalistische Ethik“ bekannt sind. Man muss ein Projekt ja selbst nicht mögen, aber man kann respektvoll darüber berichten, wenn jemand seine private Zeit dafür opfert, etwas Gutes und Sinnvolles für andere Menschen zu tun. Bevor ich mich wieder meinem ursprünglichen und weitaus erfreulicheren Tagesinhalt zuwende, möchte ich dennoch gezielt auf einige Wendungen im besagten Artikel eingehen, die mich besonders aufgeregt haben:
Er spricht direkt zu Beginn von einer „Fehleinschätzung“ und wiederholt diese negative Formulierung später sogar noch einmal. Die Rede ist von der Zuschauerzahl. Es ist doch gerade bei einer Theateraufführung von Jugendlichen ein großartiger Erfolg, wenn die Halle, anstatt wie zunächst angenommen nur halbvoll, sogar komplett gefüllt wird. Außerdem kritisiert er den Hinweis der Projektleiterin darauf, dass man kein professionelles Theaterstück erwarten dürfe. Das ist ein Fakt. Es sind Laienschauspieler, die gerade einmal zwei Wochen geprobt haben (selbst professionelle Schauspieler proben mindestens doppelt so lange) und es nimmt den Darstellern den Druck. Dieses Projekt hat mit Selbstbewusstsein zu tun. Es ist fantastisch, dass sich diese jungen Menschen vor ihrer gesamten Schule trauen zu sprechen, zu spielen, etwas zu zeigen.
Schauspielerei ist immer auch mit Verletzlichkeit verknüpft. Es geht um Emotionen und mit dem Thema „Mobbing“ wurde auch ein ernstes Thema gewählt. Trotzdem schienen die Kinder im Publikum zu lachen und laut dem Autor das Thema nicht erfassen zu können. Tut mir leid, wenn ich da zum Schluss nochmals mit Nachdruck widersprechen muss. Lachen ist auch ein Schutzmechanismus. Es ist in diesem Kontext u.a. eine Abwehr und wirkt deeskalierend, um den starken Emotionen gewachsen zu sein, die mit Sicherheit bei diesem Thema eine riesige Projektionsfläche bilden. Dem Publikum Unwissenheit zu unterstellen, halte ich für sehr arrogant und unempathisch.
Wäre ich die Deutschlehrerin des Journalisten, würde ich daher abschließend mit Rotstift vermerken: „Lieber Robert, leider am Thema vorbei, aber du hast dich bemüht. 6.“
Jana Marie Backhaus, Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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