Namibische Geschichte fordert ihre Nachfahren
Namibische Geschichte fordert ihre Nachfahren

Namibische Geschichte fordert ihre Nachfahren

Historie reibt Pharisäer, Forscher, Politiker und Trittbrettfahrer auf. Im grob gerasterten Historikerstreit, der hauptsächlich in Deutschland um die kaiserliche Kolonialgeschichte ausgetragen wird, gibt es nach Auffassung eines Polemikers unter ihnen, Christoph Marx*, einen Störfaktor. Das ist der "Sonderfall Namibia", wo "eine deutschstämmige, nicht erst in den letzten Jahren sich deutlich artikulierende Siedlerschaft lebt". Marxens Beitrag ist fairerweise als "Polemik" überschrieben, was ab dieser Zeile ebenso für die nachfolgende Replik zu gelten hat.

Der Professor der Universität Duisburg/Essen will aus der Gruppe deutschsprachiger Namibier "neuere Wortmeldungen zur namibischen Geschichte" entdeckt haben, die sich "wie in einem Brennspiegel kolonialapologetischer Tendenzen" sammeln, "wie sie in Namibia sowohl als auch in Deutschland gepflegt werden". Die Kontroverse zwischen dem scheinbar politisch korrekten, "seriös wissenschaftlichen" Historikerlager in Deutschland und "wetternden Hobbyhistorikern" Namibias hat Ende November 2005 bereits in einem längeren Zweispalter in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unter dem Titel "In einem fremden Land" Niederschlag gefunden.

In einen Topf geworfen

Marx bearbeitet den Bereich außereuropäische Geschichte. Wie einige andere Autoren ärgert er sich aus der Ferne darüber, dass es eine bodenständige namibische deutschsprachige Minderheit gibt, die sich untersteht, von seinem angeblich so wissenschaftlich seriösen Geschichtsbild abzuweichen und auf eigene Erkenntnisse zurückzugreifen. Aus ihren Reihen stammen unterschiedliche, auch kontroverse, Beiträge, Recherchen, Reportagen und Leserbriefe. Im Verbund mit anderssprachigen Namibiern - etwa bei der internationalen Historikertagung an der Universität von Namibia zum Kolonialkrieg im August 2004 unter dem Thema "Decontaminating the Past" - vertreten sie ein gefächertes Verständnis und durchaus unterschiedliche Perspektiven, die Marx, dem angeblichen Fachmann reaktionärer Siedlergemeinschaften, pauschal nicht in den Kram passen. Ohne zu wissen, dass sie Anstoß erregt haben, ecken diese Stimmen bei seiner propagierten Auffassung an oder sie kümmern sich einfach nicht darum, weil er sich bisher überhaupt keiner öffentlichen Diskussion mit just dem Publikum gestellt hat, das ihn dort in der Ferne zu selbstherrlichem Schimpf provoziert hat.

Marx beschreibt eine "sich deutlich artikulierende Siedlerschaft" auf der Grundlage einiger ausgewählter Leserbriefe in der AZ. Historiker, Politiker, Farmer und Geschäftsleute werden danach in Bezug auf ihr Geschichtsverständnis in einen Topf geworfen: Sie sind bei ihm gekennzeichnet durch ideologische Verbohrtheit, paranoiden Anti-Kommunismus und Kolonialismusverherrlichung. - Wie hart gesottene Ideologen der regierenden Partei, die über die Kampf-Phrasen von vor 20 Jahren nicht hinauskommen, so hinkt auch Marx zwei Jahrzehnte hinterher, indem er in ignoranter Weise den deutschsprachigen Namibiern unterstellt, dass sie im Anti-Kommunismus des Pretoria-Regimes der achtziger Jahre stecken geblieben seien.

In verschiedene Lager zerfallen

Von der "Siedlerschaft" schlägt Marx einen Bogen zu einer heftig kritisierten Gruppe deutscher Historiker, denen er entweder einen wirr definierten Postmodernismus oder rechtsradikale Tendenzen vorwirft. Allen drei Gruppen - also den Namibiern deutscher Sprache, den postmodernen sowie

den rechts stehenden deutschen Historikern - seien im Geschichtsverständnis folgende Eigenschaften gemeinsam: Instrumentalisierung der Geschichte für einen reaktionär rückwärts gewandten oder opportunistisch vorwärts gewandten Nationalismus, die Verknüpfung von Geschichte mit Versöhnung und die damit verbundene Ausblendung konfliktträchtiger Themen, und der "merkwürdige Rollenwechsel von Tätern, die sich gern als Opfer

stilisieren".

Marxens Messlatte ist ein angeblich "seriös wissenschaftliches" Geschichtsverständnis, das er allerdings nicht näher definiert. Dies scheint ihn jedoch nicht davon abzuhalten, unbekümmert einen rechtsradikalen Historiker wie Dr. Claus Nordbruch, einen links-liberalen namibischen Geschichtsdozenten wie Dr. Wolfram Hartmann, die verstorbene ebenfalls liberal denkende namibische Historikerin Brigitte Lau, einen namibischen Pragmatiker und Politiker der Mitte wie Hans Erik Staby, den namibischen Farmer und Historiker aus Leidenschaft, Heiner Schneider-Waterberg, und die namibische Leserbriefschreiberin Susanne Kinghorn über einen Kamm zu scheren.

Der Autor übersetzt ungeprüft und hämisch den Namen der Historikerkonferenz "Decontaminating the Past" in "Entsorgung der Kolonialgeschichte", obwohl die Veranstalter es mehr als deutlich machten, dass es sich um die "Befreiung der Kolonialgeschichte von Verdrehung, Verfälschung und Verleugnung" handelt. Er wirft dem extrem "siedlerkritischen" Dr. Hartmann die "Rehabilitierung der Siedler und ihrer Geschichte", dem Farmer Schneider-Waterberg seine "faktenbezogenen Bemühungen" und einem "Herrn Staby" Intellektuellenfeindlichkeit vor, weil letzterer Geschichtsaufarbeitung mit praktischer Versöhnungsarbeit in Verbindung bringt. Zahlreiche weitere Dinge behauptet er in einer uninformierten und fehlerhaften Weise, die den Leser (anstelle des Autors) vor Peinlichkeit erröten lässt. Der Artikel von Brigitte Lau z.B. spielt, so Marx, den Völkermord an den Herero und Nama herunter, weil dies dem Projekt des "Nation Building" schaden könne - obwohl dieser Artikel im Jahr 1989, also vor der Unabhängigkeit, geschrieben wurde, als es noch gar kein Nation-Building-Programm gab. - Hier schafft er es nicht einmal zum Polemiker, der wissenschaftlich streitet, sondern steht als Tollpatsch da, der auf seiner eigenen Unwissenheit ausrutscht. -

Grobes Geschütz aufgefahren

Direkte Quellenforschung verniedlicht Marx zum "methodischen Stand der 1830er Jahre", bleibt dann dem Leser jedoch eine exakte Schilderung und Anpreisung schuldig - abgesehen von dem Klischee "seriöse Geschichtswissenschaft" - was denn die rechte Methode zu Beginn des 21. Jahrhunderts sei. Gegen direkte Quellenforschung, die er offensichtlich mit der Verbreitung des damals herrschenden Zeitgeists verwechselt, fährt er grobes Geschütz auf, um diese Methode als "nationalchauvinistisch verklärte Mythologisierung" zu etikettieren. Er selbst engt seine Anschauung jedoch auf den "germanozentrischen Blick" ein, wie wir gleich sehen werden.

Marx hat es schwer, denn selbst in Deutschland finden sich nicht alle Historiographen in seinem Kral ein. Dort ist der Kölner Afrikanist Andreas Eckl zu seiner Zielscheibe geworden, der im August 2004 einen fachkritischen Beitrag beim Historikerkongress an der Universität von Namibia gehalten hat und ebenfalls originale Quellen aufarbeitet; dort zieht eine Birthe Kundrus Marxens Groll auf sich und kriegt der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer im Vorbeigehen auch eins über die Ohren. Demnächst will sich noch eine neue Historikerstimme in und aus Deutschland melden - Till Koltermann -, die dem süffisanten Lager ebenfalls Ungemach bereiten könnte.

Ausflug nach Südafrika

Am Rande knöpft sich Marx noch den Historiker Hermann Giliomee aus Südafrika vor. Giliomee hat in epischer Breite die Geschichte der Afrikaner-Buren vom Gründer der Versorgungsstation am Kap der Guten Hoffnung, Jan van Riebeeck, bis zur Rolle ehemaliger Herren im Jahre 2003 recherchiert: "The Afrikaners", 650 Seiten. Giliomee hat laut Marx einfach alles falsch gemacht, nämlich der Bure entsorge Geschichte, indem er sich oder eben die Afrikaner Buren zu Opfern stilisiere. Auch hier offenbart der gemanozentrische Polemiker seine Ignoranz und übersieht den Überlebensinstinkt der Buren, die die gewisse Niederlage ihres Apartheidsregimes vorausschauend vorweggenommen haben. Mit einem Restanteil am Staat haben sie beizeiten die Machtübergabe an den ANC eingeleitet und damit viel Blutvergießen verhindert. So ganz anders als bekannte totalitäre Diktaturen (wie Marxens Vorgängerstaat vor 61 Jahren), die sich lieber sinnlos dem kollektiven Untergang verschrieben haben, als die Macht abzugeben.

Germanozentrische Perspektive

Einleitend schon hat Marx seine ethno-geographische Kulturstellung bestimmt: "Der germanozentrische Blick auf die Kolonialgeschichte ist bei allen genannten Defiziten eine willkommene Erweiterung der Perspektive (D. Red.: sic!) und böte kaum Grund zur Aufregung über die üblichen disziplininternen Querelen hinaus, gäbe es nicht einen Sonderfall." Dann kommen nacheinander ausgesuchte Störstimmen aus dem "Sonderfall" Namibia an die Reihe, darunter auch die "Provinzpostille" Allgemeine Zeitung als Forum für "Hobbyhistoriker" und "kolonialapologetische Leserpost". - Zu anderen Kosenamen, die der Professor der AZ widmet, kommen wir am Rande noch einmal zurück.

Den ergiebigsten Stoff für das Ärgernis des Autoren bieten die Namibier Heiner Schneider-Waterberg von Okosongomingo, Wolfram Hartmann von der Universität Namibia und "ein Herr Staby" aus Windhoek, ja selbst die verstorbene Brigitte Lau (ehemals Fachkraft am Staatsarchiv in Windhoek) ist dazu geeignet, Marxens gemanozentrischen Blick zu verstören.

Die lebenden Angriffsziele können selbst reagieren, sollten sie es für nötig befinden. Hier geht es kurz um Marxens Mengenlehre, Myopie und um die beklemmend enge Basis für seine germanozentrischen Vorurteile. Etwas Geduld und Nachsicht sollte der Leser mitbringen, weil es jetzt um einige Details geht, die aber ein Mosaikstück zu hochdeutschem Pharisäertum ergeben.

Komplexe Empfindlichkeiten der post-kolonialen namibischen Gesellschaft und der aktuelle Stellenwert der Geschichte mit Gründungsdaten und Altlasten zugleich müssen einem deutschen Gelehrten verborgen bleiben, der sich ausdrücklich und ehrlicherweise im Hinblick auf Namibia als "Laie" bezeichnet, danach dennoch Anstalten macht, sich durch "name dropping" als Fachmann zu gebärden, dass er sich einigermaßen unter den Stimmen der namibischen Diskussionspartner und Interessenträger auskenne. Dabei gibt er jene kennzeichnende Berührungsangst zu erkennen, die (zunächst wenigstens) keine Ortsbeschreitung im Milieu just des Objekts seiner Polemik zulässt.

Politische Rücksichtnahme

Es erinnert stark an jene bundesdeutschen Politiker, die sich vor der Unabhängigkeit mit Rücksicht auf die Befreiungsbewegung, die den Alleinvertretungsanspruch für das gesamte namibische Volk erhoben hatte, davor scheuten Namibia zu besuchen, aber dennoch soviel Sachkenntnis zu besitzen glaubten, um damit aus der Ferne ihre Vorurteile zum Namibia-Thema zum Besten zu geben. Kontakt, Recherche und Begegnung vor Ort scheint auch Marx tunlichst zu vermeiden, da sie die Gefahr bergen, seine behaglichen Vorurteile und langweiligen Klischees über namibische "Mitdenker" revidieren zu müssen.

Die vermeintlich reaktionäre Siedlergesellschaft bleibt ein chronischer Stein des Anstoßes. Gelehrte treten immer wieder von außen mit der Erwartung an sie heran, dass die irritierende Minorität noch etwas zu erfüllen habe. Was es sei, sagen sie nicht. Es muss aber irgendetwas zwischen spurloser Assimilierung, Emigration oder der kritiklosen Gleichschaltung mit der moralischen Kommandohöhe akademischer Historiographie sein. Auf jeden Fall ist es für Klischeedenker wie Marx politisch nicht korrekt, dass Stimmen dieser Gruppe ein Spektrum eigener Meinungen geltend macht, sogar selbst in Quellen wühlt und nicht ungeprüft jede Mode und These irgendwelcher Prediger nachplappert. Wie einfach wäre es doch, wenn die Minderheit sich zum Beispiel unter der Genozid-These gleichschalten ließe, so einfach wie zu jener Zeit, als das Großdeutsche Reich durch Druck aus der Ferne die Fusion der "Swakopmunder Zeitung" mit der "Allgemeinen Zeitung" zum "Deutschen Beobachter" erwirkte.

Denn - so unterstellen die Verfechter der Genozid-Doktrin - ohne Völkermordthese sei die widerborstige Minorität niemals im Stande, Menschenverlust, Leid und Vertreibung zu ermessen und zu verstehen.

Zu Marxens Mengenlehre: "Regelmäßig", so teilt Marx seinen Lesern mit, drucke die AZ "die wortreichen und inhaltsarmen Erklärungen des Herrn Nordbruch (20. 8. 2004), ? eines bekennenden Militaristen und Kriegsverherrlichers" ab. Marx unterschlägt, dass die AZ die Rezension bzw. den Verriss des Nordbruch-Buches "Der Herero-Aufstand in Südwestafrika" Joachim Zeller (mit Marx ist er Ko-Autor in "Genozid und Gedenken") überlassen hatte. Audi alteram partem (Höre die andere Seite an) gilt in der AZ, bei Pharisäern aber offensichtlich nicht, denn die AZ soll scheinbar bestimmte Leute angreifen, ihre Replik dann aber ausschalten. Zwei, drei Leserbriefe von Nordbruch sind nach der Mengenlehre von Marx "regelmäßige" Wortmeldungen.

Marxens Myopie: Was die Herero-Führer und andere Beteiligte nicht-deutschen Ursprungs heute - auch in der AZ - zur Landesgeschichte sagen, interessiert den Autoren (und seine Mitstreiter im Band "Genozid und Gedenken") nicht. Diese Stimmen sind ausdrücklich aus seiner eurozentrischen Tunnel-Perspektive ausgegrenzt.

Wir in Namibia können uns das nicht leisten, da wir ein ganz anderes Interesse an unserer eigenen Geschichte haben als deutsche Historiker. Geschichte - präkolonial, kolonial und zeitgenössisch - bietet insgesamt die Schulter, auf der wir alle stehen. Ganz gleich, ob für Gelehrte von außen unsere Geschichte eine akademische Spielwiese ist, der politisch korrekten Selbstprofilierung (was das auch immer sein mag) oder einem echten Interesse an der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte entspringt. Für uns sind die Konsequenzen des Kolonialkriegs in der Raumordnung, Besiedlung und in den kulturellen Akzenten noch ständig präsent, wenn auch nicht ständig aktuell. Die namibische Zukunft beruht auf dem gesamten Ergebnis der Geschichte und muss daraus tragfähig gestaltet werden. Daher kann der Kolonialkrieg und können die Jahrzehnte der deutschen und südafrikanischen Kolonialepoche nicht allein auf eine Debatte über den Schießbefehl von Trothas und auf das britische Blaubuch verkürzt werden.

Die germanozentrische Perspektive Marxens auf die deutsch-namibische "Siedlerschaft" lebt unter anderem von sorgfältig gepflegten Klischees über die Allgemeine Zeitung unter Aussparung aller Stimmen, die nicht deutsch sind. Im Falle der Aufarbeitung und Beteiligung an der Diskussion über den Kolonialkrieg kann ihn das Gesamtbild daher nicht interessieren, das die AZ für ihre Leser angestrebt hat und weiter verfolgt - von der Berichterstattung über die Reparationsklage der Herero Peoples Corporation über die juristische Untersuchung von Prof. Manfred Hinz, Universität von Namibia, des Anliegens einer Genozid-Entschädigung, zu den Herero-Stimmen zum Anlass 1904-2004 wie Chef Kuaima Riruako, Festus Muundjua, Bischof Zephania Kameeta, dazu deutschsprachige Stimmen wie die Farmer Heiner Schneider-Waterberg, Raimar von Hase, Alt-Missionar Werner Wienecke (zum Zeit-, Geschichts- und Ahnenverständnis der Ovaherero) sowie Bischof Reinhard Keding, darunter auch Zellers Rezension von Nordbruch, um nur einige zu nennen.

Weshalb sich der Autor lediglich an ein paar sorgfältig ausgesuchten Zitaten deutschsprachiger Stimmen festbeißt und den aktuellen Standpunkt führender Nachfahren der damals betroffenen Ovaherero total ignoriert, die ausführlich in der AZ zu Wort gekommen sind, muss seinem miserablen Versuch zugerechnet werden, seine Leser über die Funktion einer namibischen Zeitung deutscher Sprache für dumm zu verkaufen. Marx drängt sich seinen Lesern selbst als Zensor auf, indem er ihnen aussiebt, was auf den Seiten gestanden hätte und was nicht. Oder er frönt seiner Vorliebe für Simplifizierung und Scheuklappen, weil ihm das Geflecht an Geschichte und Befindlichkeiten denn doch zu komplex bleibt. Das gesamte Spektrum der AZ-Reportagen, Interviews und Stimmen ist nicht gefragt. Es könnte verhätschelte, liebgewordene Klischees gefährden.

Nationalpolitische Großmannssucht ist mit dem Großdeutschen Reich untergegangen, aber gelehrte Arroganz hat die Götterdämmerung überlebt und gedeiht bis heute. "Wie herrlich weit haben wir's gebracht", sagt der unbedarfte Sophist Wagner zu Faust (Goethe). Der Famulus brütet in hochdeutschen Elfenbeintürmen zeitlos weiter vor sich hin.

Nebenbei noch: Die AZ nimmt Marxens putzige Wortschöpfungen gern in ihre Sammlung zum 90-jährigen Bestehen auf: "Provinzpostille mit bräsig-bildungsbürgerlichem Tonfall" vom "Niveau eines Kleinstadtkäseblattes".

Seltsam, wie sich fragwürdiges Niveau just an dem offenbart, der selbst krampfhaft darauf pocht.

Eberhard Hofmann

* Der Autor, Professor für außereuropäische Geschichte an der Universität von Duisburg, hat sich mit einem Beitrag "Entsorgen und Entseuchen" an dem im März in Namibia vorgestellten Band "Genozid und Gedenken" beteiligt, Brandes & Apsel-Verlag, herausgegeben von Henning Melber 2005. Von der AZ vorgestellt, März 2006).

Infokasten:

Das Gedenkjahr 2004 zur 100. Wiederkehr verlustreicher Kolonialkriege hat das zuvor eher sporadische Interesse an der Kolonialgeschichte und ihrer Hinterlassenschaft sowohl in Namibia als auch in Deutschland in weite Kreise hineingetragen. Schon vor 2004, aber auch danach hat das Thema in mehreren Büchern, Schriften, Tagungen und Recherchen, selbst bis zur Polemik seinen Niederschlag gefunden.

In der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte zeichnen sich über das mögliche Spektrum zunächst vier sehr unterschiedliche Ausgangspunkte ab.

- Geschichte als reine Wissenschaft, vom Alltag der Nachwelt abgehoben. In dieser Nähe haben sich auch die Nostalgiker und Kriegsromantiker angesiedelt.

- Geschichte als nachweisbare Quelle der Lehre, was in Politik und Gesellschaft vermieden, nicht wiederholt und was besser gemacht werden sollte, um Gegenwart und Zukunft in Namibia aufbauend und friedlich zu gestalten.

- Geschichte als Auswahl historischer Ereignisse, die z.B. der politischen Agitation im Unabhängigkeitskampf oder der positiven Identitätsstiftung der Ovaherero dienstbar gemacht werden, wobei die aktiv gepflegte Erinnerung gleichzeitig der ethnisch-politischen Bindung dient.

- Geschichtsschreibung als Polemik, bei der verschiedene Lager um die Nomenklatur und das Diktat der Definition in der Historie oder eben nur um ihre eigene Profilierung kämpfen. Ein aktuelles Beispiel ist der Streit um die Frage, ob die Ereignisse um 1904 ein Kolonialkrieg oder ein Völkermord waren.

Der Streit um die Definition nicht nur am Beispiel der Völkermord-These führt zur Polemik und genau darum geht es hier.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-19

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