Namibia in der Klimaschaukel

"Wenn wir davon (vom Geldfluss gegen den Klimawandel) profitieren wollen, müssen wir uns organisieren", so Premierminister Nahas Angula in dieser Woche, der selbst im Dezember 2009 beim Klimagipfel in Kopenhagen anwesend war. Obwohl die Beteiligten über den Verlauf und Ausgang sehr unzufrieden sind, besteht kein Zweifel daran, dass die Länder der Welt überwiegend zu der Einsicht gelangt sind, dass jeder zu handeln hat, um die Erderwärmung abzufangen, dass die Zeit dazu sehr eng geworden ist und dass die Maßnahmen einen Preis haben.
Angula musste sich bei dem Briefing der Geschäftsleute und einiger Entscheidungsträger zuerst einmal über das ungefüge Beschlussverfahren und über sonstiges Gerangel in Kopenhagen Luft machen. Angeblich hat Dänemark in seiner Rolle im Vorsitz der Konferenz zum Entwurf der Konferenzresolution nur "Freunde" herangezogen und dabei vor allem Industrienationen und aus Afrika nur Äthiopien beachtet, derweil Libyen zu der Zeit den AU-Vorsitz (Afrikanische Union) führte. Ferner hat Angula zu Recht seine Enttäuschung über die Großverschmutzer der Atmosphäre zum Ausdruck gebracht - die USA, EU, China und Indien (Brasilien nannte er nicht), - dass diese Blöcke sich nicht zur verbindlichen Unterschrift des Kopenhagener Abkommens durchgerungen und damit ein miserables Beispiel abgegeben haben. Aber Namibia - wie andere Entwicklungsstaaten - steht nun nachträglich unter Druck, das Abkommen zu unterzeichnen, um - immerhin - von beträchtlichen Mitteln zu profitieren, die für die Folgen und die Eindämmung des Klimawandels bestimmt sind. Neben der angestrebten Gesamtsumme (zunächst 30 Milliarden US-Dollar von 2010 bis 2012), die die "Großverschmutzer" für diesen Zweck den Entwicklungsländern zu Verfügung stellen wollen, hat Angula noch keinen individuellen Betrag für Namibia genannt.
Es spricht für den Premier, dass er sich trotz der Verärgerung über schlechte Organisation und trotz Intrigantentums in Kopenhagen nicht den Blick auf die unausweichlichen Aufgaben für Namibia hat verstellen lassen.
Denn hier warten konkrete Aufgaben, die von den Geldgebern zum Teil vorgegeben und zu beachten sind. Einige Strukturen sind schon vorhanden, aber diese müssen noch verstärkt werden: Das Katastrophen-Frühwarnsystem, Sicherung der Ernährungslage, nachhaltiges Ressourcenmanagement und die Förderung "grüner" Energiequellen, wie die Nutzung der Sonne, des Winds und des Wassers (begrenzt nur an Namibias Grenzflüssen möglich).
Gegenüber den USA bleibt viel Misstrauen, dass die Weltmeister der Kohlenstoffemission, die nicht einmal das Kyoto-Klimaprotokoll unterzeichnet haben, nun auch in Kopenhagen wiederum ein schwaches Bild abgegeben haben.
Die namibische Regierung selbst muss allerdings auch noch einen gewaltigen Gesinnungssprung vollziehen, um neben dem derzeitigen Uranrausch tatsächlich auf grüne und erneuerbare Energie umzusteigen.